Ritter des dunklen Rufes
Jahren geöffnet, und Samildanach hatte die Ritter hindurchgeführt – um niemals zurückzukehren.
Ollathair war zurück in die Zitadelle geeilt und hatte den Spiegel zur Hand genommen, aber nur sein eigenes Spiegelbild starrte ihm daraus entgegen. Er versuchte die Farben: Schwarz unter dem Mondlicht, Blau unter der Sonne, Rot mit seinem eigenen Blut, aber der Spiegel hatte all seine Macht verloren.
Furcht begann an ihm zu nagen, und er versuchte alles, mit seinem Geist eine Bresche in das Tor zu schlagen, aber es schien, als wäre eine Mauer – unsichtbar und doch undurchdringlich – vor ihm errichtet worden. Er nahm Kontakt zum König auf, um zu sehen, ob der Bote noch in Furbolg war, aber der Mann war in seine Heimat zurückgekehrt. Ollathair war auf sich allein gestellt, und all seine Kräfte erwiesen sich als nutzlos. Er hatte eine große Hoffnung – Samildanach, der größte aller Krieger und beste aller Menschen. Ein Nachkomme von Königen und der einzige vollkommene Ritter, den Ollathair je kannte. Was für Gefahren auch immer jenseits des Tores lagen, der Waffenmeister war sicher, dass Samildanach sie meistern konnte.
Die Tage trieben mit schmerzlicher Langsamkeit dahin, bis endlich ein Monat vergangen war und Ollathair den Zauber sprach, der das Tor öffnete. Kreischende Wesen wie aus Alpträumen hatten sich in der Dunkelheit dahinter versammelt, aber die Macht des Waffenmeisters trieb sie zurück. Von den Rittern jedoch keine Spur.
Schließlich war er nach Furbolg gereist. Der König hatte ihn wie einen alten Freund begrüßt und ihn mehrere Wochen lang königlich beherbergt. Aber dann wurde er gebeten, machtvolle Waffen für den König herzustellen, und er hatte sich geweigert. Als Waffenmeister der Gabala-Ritter unterstand er nicht Ahaks Befehl.
Der König hatte befohlen, ihn mit der Begründung gefangen zu nehmen, seine Weigerung grenze an Verrat. Tagelang hatte er die Folter erdulden müssen – sein linkes Auge wurde ihm aus dem Schädel gebrannt, glühende Eisen verschmorten sein Fleisch. Dann hatte er vorgegeben, tot zu sein, und war in eine flache Grube außerhalb der Stadtmauern geworfen worden.
Er war entkommen, aber es dauerte fast ein Jahr, bis seine Kraft und seine Macht wiederhergestellt waren. Dann hatte er den Namen Ruad Ro-fhessa angenommen und war nach Norden gewandert. Drei Jahre lang hatte er alle Möglichkeiten erforscht, in die andere Welt vorzudringen.
Schließlich sah er sich zu der unausweichlichen Schlussfolgerung gezwungen, dass die Ritter – seine Ritter – umgekommen waren.
Samildanach, Edrin, Pateus, Manannan, Bersis, Cantaray, Joanin, Keristae und Bodarch – alle tot. Ruad Ro-fhessa trug seine Schuld wie glühende Kohlen im Herzen.
Doch jetzt, hier auf diesem Holzfußboden, war der Schmerz schlimmer als je zuvor. Denn der König hatte eine Schreckensherrschaft errichtet und andere Ritter um sich geschart – furchtbare Krieger, durch Zauberei gestärkt. Und die Welt brauchte die wahren Ritter nötiger denn je.
Schließlich fiel Ruad in Schlaf, doch er träumte von Feuer und Blut und Rittern in roten Rüstungen, die ihn mit Messern aus kaltem Stahl jagten. Schweißgebadet erwachte er kurz vor Morgengrauen. Gwydion schlief noch, ebenso die Bewohner des Hauses. Er setzte sich auf und legte Zunder auf die Asche, schürte das Feuer, so dass die Glut wieder aufflammte. Brion erwachte und sah auf seine schlafende Frau hinab. Er küsste sie sanft, und sie öffnete die Augen.
»Es ist wahr«, flüsterte sie. »Ich bin geheilt.« Ahmta setzte sich auf. »Ich habe keine Schmerzen mehr.«
»Als ich aufwachte, dachte ich, es sei ein Traum«, sagte Brion und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
Ruad grinste und stand auf. »Guten Morgen, euch beiden. Ihr habt gut geschlafen, nehme ich an?«
»Ja, Herr«, sagte Brion, schlüpfte unter seiner Decke hervor und stand auf. »Ich habe euch ein Frühstück versprochen, und das sollt ihr haben – Eier und Speck, und ich werde mir von Dalik Bier borgen.«
Ein leises, metallisches Knurren kam von draußen, und Ruad lief zur Tür und riss sie auf. Eine kleine Menschenmenge hatte sich schweigend versammelt, um die Hunde zu betrachten, und ein Mann hatte versucht, eine goldene Schuppe abzureißen. Als Ruad erschien, wich die Menge zurück. Brion lief hinaus und erklärte rasch die Anwesenheit seiner Besucher und die Magie, die sie gewirkt hatten.
Innerhalb einer Stunde hatte sich die Nachricht auch bis in nahe gelegene Dörfer
Weitere Kostenlose Bücher