Ritter des dunklen Rufes
nach Garaden geschickt werden«, fuhr Okessa fort.
»Ich bin immer loyal gewesen«, sagte Porteron, sich erhebend. »Meine Familie hat in drei Kriegen für den König und die Krone gekämpft.«
»Eure Loyalität steht nicht in Frage, Herr«, sagte Okessa mit einem dünnen Lächeln. »Und ich bin sicher, dass der König Eure rasche Rückkehr veranlassen wird.«
»Das ist empörend! Wahnsinn!«
»Seid so gut, Porteron«, bat der Herzog, »und wartet draußen. Dort stehen Männer bereit, die Euch zu Eurer Unterkunft bringen werden.«
»Herr Cairbre!« rief Porteron. »Der König will doch sicherlich keine vornehmen Familien vernichten? Das Nomadenblut in meinem Hause geht auf meinen Urgroßvater zurück!«
Der Rote Ritter stand auf, seine Augen funkelten kalt. »Ihr habt bereits den Wert Eures Nomadenblutes bewiesen. Ihr habt den direkten Befehl Eures Herzogs, Euch zu entfernen, missachtet … und mehr noch, Ihr habt bereitwillig Leute aus Eurem Distrikt nach Garaden geschickt, deren Nomadenabstammung noch weiter zurückgeht als Eure eigene. Hätte Euer wahres Blut die Vorherrschaft gehabt, wärt Ihr zum Herzog gekommen und hättet gestanden. Und jetzt geht mir aus den Augen!«
Porteron taumelte zurück, als hätte man ihn geschlagen, und stolperte hinaus. Errin hatte bereits vermutet, dass Porteron in Ungnade gefallen war, als angeordnet wurde, ihn nicht zu dem Bankett einzuladen. Aber das?
»Ihr erwähntet zwei Familien, Okessa?« fragte der junge Graf Delaan.
»Niemand von den Anwesenden, Herr«, antwortete Okessa. »Ich bezog mich auf die Dame Dianu, deren Mutter von Nomaden abstammt.«
Errin spürte, wie sein Herz pochte und seine Hände zu zittern begannen.
»Die Mutter der Dame Dianu starb im Kindbett«, sagte Errin. »Sie stammte aus Cithaeron, und es gibt keinerlei Beweise, dass in ihrer Familie jemals Nomadenblut gewesen wäre.«
»Leider ist das nicht der Fall«, entgegnete Okessa, unfähig, ein triumphierendes Lächeln zu verbergen. »Sie war die Tochter eines Mannes namens Kial Orday, der in den östlichen Steppen bei einem Nomadenstamm geboren wurde, der sich »Die Wölfe« nennt. Es gibt keinen Zweifel an ihrer unreinen Abstammung, sie wurde nach Mactha beordert und wird nach Garaden geschickt.«
Errin verkniff sich jede weitere Diskussion. »Meinen Glückwunsch, Hoher Seher. Ihr wart – wie immer – sehr gründlich.«
»Gründlich genug, Graf Errin, um festzustellen, dass Ihr vorhattet, diese Frau zu heiraten. Dankenswerterweise bleibt Euch nun die Aussicht erspart, mit einer Nomadenhure zu buhlen.«
Die Worte wurden abgeschossen wie Pfeile, aber Errin hatte etwas Derartiges erwartet. »In der Tat, Herr. Ich finde kaum die Worte, Euch zu danken.« Okessas Enttäuschung war offensichtlich und entlockte Errin ein spöttisches Grinsen. Er beugte sich vor und sah dem Seher in die Augen. »Glücklicherweise, Herr«, sagte Errin, »gibt es keinerlei Zweifel an Eurem Blut. Eure Mutter war eine gute Gabala aus gutem Stall, die ihr Geschäft mit den Seeleuten bei den Docks in Furbolg betrieb. Ich bin sicher, dass sie alle gute gabalanische Seeleute waren, und nicht einer von ihnen Nomade.«
»Wie könnt Ihr es wagen?« empörte sich Okessa aufspringend.
»Wie ich es wagen kann? Wie kann der Sohn einer gemeinen Hure es wagen, den Namen einer vornehmen Dame dieses Reiches zu beschmutzen?!«
»Verstehe ich Euch recht, Errin, dass Ihr für sie zu kämpfen gedenkt? Ihr fordert ein Urteil durch Zweikampf?« zischte Okessa.
Errin erstarrte, als die Worte ihn trafen wie Hammerschläge. Alles, was man ihn als Ritter und Sohn eines Grafen gelehrt hatte, schrie danach, die Herausforderung im Namen der Ritterlichkeit anzunehmen, aber alles, was er als Mann gelernt hatte, warnte ihn, sich davor zu hüten. Er war kein Mann des Schwertes, und er wusste, was dem Streiter Elodan zugestoßen war. Er holte tief Luft. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er. Er merkte, dass aller Augen auf ihm ruhten und senkte den Blick, bemüht, seinen Zorn zu beherrschen.
»Ihr werdet darüber nachdenken!« höhnte Okessa. »Wie galant von Euch!«
»Das reicht jetzt«, fuhr der Herzog ihn an. »Graf Errin hat jedes Recht, sich Zeit in dieser Angelegenheit zu lassen. Wir alle mögen … mochten die Dame Dianu sehr gern. Doch wenn ihr Blut unrein ist, dann ist es rechtens, dass sie nach Garaden reist. Das Wort des Königs ist Gesetz, und wir alle akzeptieren das. Jetzt wollen wir fortfahren.«
Den Rest der Sitzung
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