Ritter des dunklen Rufes
Arms. Manannan und Morrigan zogen sich bis an das Tor, als eine weitere Schar der Ungeheuer vorsichtig näher kam. Der untote Hengst Kuan stand reglos, die Meute beachtete ihn nicht, sie war nur an lebendem Fleisch interessiert.
Ein riesiges Wesen, größer als ein Bär, ließ sich auf alle viere nieder und stürmte auf Morrigan zu. Sie trieb ihm ihr silbernes Schwert ins Maul und stieß es tief in seine Kehle. Die Wucht seines Angriffs trug das Ungeheuer noch im Tode weiter und hämmerte sie in das Tor.
Manannan hatte keine Zeit, ihr zu helfen. Er schlug nach links und rechts um sich, sein Silberschwert hielt die anderen Ungeheuer in Schach, aber sie wurden wagemutiger und schossen vor und zurück, hieben mit langen, gekrümmten Klauen nach ihm. Ein Riesenwolf duckte sich und kroch in die Schatten zu Manannans Linker. Der Einstige Ritter sah ihn erst, als es zu spät war, er plötzlich sprang und ihn von den Beinen riss, wobei ihm das Schwert aus der Hand glitt. Er rollte sich unter dem Wolf hervor und hieb ihm die gepanzerte Faust ins Gesicht. Sofort waren die anderen Ungeheuer über ihm, rissen an seiner Rüstung, gruben ihre Klauen in seinen Helm, zerrten und fetzten an ihm, auf der Suche nach dem warmem Fleisch unter der silbernen Panzerung.
»Kuan!« schrie er. »Zu mir!« Das untote Pferd bebte. Wieder kam der Ruf, und Kuan wich zurück und schüttelte den großen Kopf. Dann glomm das Licht des Lebens in den ausdruckslosen, grauen Augen auf.
»Kuan!«
Der Hengst spannte seine Muskeln und griff mit hämmernden Hufen an. Die Hinterbeine traten mit furchtbarer Kraft aus. Die Ungeheuer stoben auseinander, und Manannan packte die Zügel und zog sich hoch, dann griff er sich sein Schwert.
Morrigan kam vorsichtig hinter dem gewaltigen Kadaver des Bärenwesens hervor und ging zu ihm. Zuerst war die Meute durch den plötzlichen Angriff des Pferdes verschreckt, doch schon sammelte sie sich wieder, um erneut anzugreifen.
Manannan klopfte Kuan den Hals. »Willkommen daheim, Großherz«, sagte er.
Als die Meute vorschoss, stürmte der Hengst ihr entgegen. Manannan versuchte, ihn aufzuhalten, und sah mit Entsetzen, wie die furchtbaren Klauen den Körper des Pferdes zerfetzten. Ein einzelner Strahl des Mondes beleuchtete die Szene. Manannan fuhr herum und sah, dass das Schwarze Tor sich langsam öffnete, sah dahinter die Sterne seiner eigenen Welt erstrahlen. »Zurück!« schrie er Morrigan zu. Sie brauchte keine zweite Aufforderung und warf sich durch die schmale Öffnung.
»Kuan!« brüllte Manannan, aber der Hengst hörte nicht. Er trat noch immer nach den Untieren, aber seine Wunden waren furchtbar … schreckliche Furchen und tiefe Schnitte.
»Manannan!« schrie Morrigan. »Das Tor schließt sich!« Noch einen Augenblick verharrte Manannan und beobachtete die letzten Atemzüge seines Hengstes. Dann drehte er sich um und rannte zum Tor. Es flimmerte vor seinen Augen, und er warf sich die letzten Meter hindurch, fiel in den Schnee und rollte sich auf den Rücken. Als er schließlich aufstand und sich umsah, war das Tor verschwunden.
Morrigan berührte seinen Arm. Er fuhr herum und sah den geisterhaften Kreis und die grimmig schweigenden Ritter der Gabala.
»Gerechter Himmel«, wisperte er. Dann sah er die reglose Gestalt Ollathairs und lief zu ihm. Blut hatte seine Tunika und den Schnee, in dem er lag, durchtränkt.
»Sieh nur«, sagte Morrigan. Der Schnee neben Ollathairs Leichnam zeigte Fußspuren, die aus dem Nichts zu kommen schienen.
»Samildanach«, flüsterte Manannan.
Er zog den rechten Handschuh aus und schloss sanft Ollathairs Auge.
»Was nun?« fragte Morrigan. »Welche Chance haben wir noch ohne ihn?«
Der Einstige Ritter fand keine Worte. Vor langer Zeit war Ollathair sein Mentor und sein Freund gewesen. Der Waffenmeister war fast wie ein Vater für sie alle gewesen, und die Ritter hatten ihn verehrt. Er war sanft und weise gewesen, die Farben hatten ihm viele Gaben verliehen. Jetzt lag er leblos im Schnee, getötet von einem Freund.
»Kein passendes Ende für einen solchen Mann«, wisperte Manannan.
»Ich habe kein Mitleid mit ihm«, erklärte Morrigan. »Er hat sein Schicksal selbst bestimmt, als er die Ritter durch das Tor schickte. Lass uns gehen. Es ist kalt.«
Manannan erhaschte aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung und sah, wie eine große Gruppe von Männern mit Fackeln über den Hügel heranmarschierte. Er wartete, bis sie dem Kreis näher waren. Ein hochgewachsener Krieger mit
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