Ritter-Geist
wohlgestalteten, atmenden, schlafenden Körper zu.
»Ich weiß«, flüsterte sie und streckte sich auf elektrifizierende Weise gegen mich, um wieder einzuschlafen.
Vermaledeite Frauenzimmer!
14
Idiotie
Am Morgen beschafften wir uns frische Togas in den richtigen Farben, suchten uns etwas zu essen, bestiegen unsere Tiere und ritten wieder gen Süden. Ich wußte, daß wir uns allmählich Schloß Roogna näherten. Es würde mir sehr leid tun, wenn diese Mission beendet war. Ich hoffte, daß Threnodia niemals erfahren würde, wie erfolgreich sie beinahe gewesen wäre, mich davon abzuhalten. Doch wenn sie auch Gelegenheit gehabt hatte, den männlichen Standpunkt zu begreifen, so hatte ich meinerseits die weibliche Sicht der Dinge erfahren. Ich kannte ihren Körper gut. Ich war in ihm gewesen, wortwörtlich. Ich weigerte mich, dies auszunutzen.
Je weiter wir kamen, um so nervöser wurde Peek plötzlich, und schließlich verweigerte sie. Zusammen mit Pook blieb ich neben ihr stehen. »Was ist denn mit ihr los?« fragte ich besorgt. Sie war ein solch nettes Pferd, und bisher war sie völlig gefügig gewesen.
Pook wieherte sie an, dann lauschte er ihrer Antwort. Seine Muskeln verspannten sich. »Gefahr voraus?« fragte ich. »Kennt sie diese Region?«
»Ein Ungeheuer?« fragte Threnodia. »Ich könnte meine Gestalt verwandeln, bis sie uns anzeigt, welchem Ungeheuer ich gleiche. Auf diese Weise können wir es ganz präzise bestimmen.«
»Bei einer Stunde pro Verwandlung?« fragte ich. »Das könnte ja ewig dauern!«
»Wißt Ihr eine bessere Methode?«
»Ja.« Und dann machte ich mich daran, den Pferden Ungeheuer zu nennen und ihre Reaktion zu beobachten. Auf diese Weise el i minierten wir sehr schnell Drachen, Greife, Sphinxe, Taraske, K o bolde, Callicantzari, Seeungeheuer und Harpyien. Schon suchte ich nach einem anderen Ausweg, als Threnodia sagte: »Basilisk.«
Peek nickte heftig. Die weitere Befragung ergab, daß es sich nicht nur um einen einzigen Basilisken handelte, der mit einem Blick einen Menschen töten konnte; es war eine ganze Kolonie von ihnen. Tatsächlich war dies hier das Basiliskenland, wo Dr a chenhähne, Drachenhennen und Hühnerdrachen sich in regelm ä ßigen Abständen zu Starrwettbewerben trafen. Hier war kein L e bewesen in Sicherheit.
»Aber wir müssen hier durch, um auf Schloß Roogna zu gela n gen«, wandte ich ein. »Können wir das Gebiet vielleicht umgehen?«
Es stellte sich heraus, daß dies unmöglich war. Eine andere b e gehbare Strecke nach Süden gab es nicht. Immerhin gab es eine Möglichkeit, das Gebiet zu durchreisen. Die Basilisken pflegten nachts zu schlafen, und wenn die beiden Pferde es schafften, durch die Region zu galoppieren, würden wir sie bis zum Morge n grauen hinter uns gelegt haben. Von dort war es dann nur noch ein leichter Ritt bis zum Schloß Roogna.
»Gut«, sagte ich erleichtert. »Dann werden wir hier lagern und bei Nachtanbruch aufbrechen.«
Ich ging wieder auf Nahrungssuche, denn dieser Körper liebte es, gut zu essen. Ich entdeckte einen Spaghettibaum, dessen eßbare Stränge in verlockenden Massen herabhingen.
Ich packte ein Bündel – und entdeckte plötzlich eine schwarze Schlauschlinge dahinter. »Hoppla!« sagte ich und wich hastig z u rück.
Doch natürlich konnte ich ihr nicht entweichen. Die Schlinge blitzte auf, und plötzlich war ich so dumm, daß ich kaum noch wußte, was ich hier eigentlich tat.
Ich stolperte zum Lager zurück, das Bündel Spaghetti hinter mir herzerrend. »Was ist denn los, Jordan?« fragte Threnodia, die s o fort merkte, daß irgend etwas nicht stimmte.
»Däh«, erwiderte ich.
»Was?«
»Däh«, wiederholte ich entschieden.
Ich war zwar dumm, sie aber nicht. »Diese bösen Zauber – Ihr habt einen erwähnt, der Idiotie erzeugt! Hat der gerade zugeschl a gen?«
Ich nickte stupide.
»Ich glaube«, sagte sie langsam, »daß es jetzt in Eurem Zustand viel zu gefährlich ist, durchs Basiliskenland gen Süden zu reiten. Möglicherweise wacht irgendeiner dieser Hähne oder eine Henne auf und löscht uns alle aus. Meint Ihr nicht auch, Jordan?«
»Jäh«, sagte ich, froh, diesem überlegenen Gedankengang folgen zu dürfen.
Pook legte die Ohren an. Er war nicht dumm, und er würde auch nicht mitmachen! Peek stand neben ihm und verließ sich auf sein Urteil.
»Ich meine, wir sollten lieber nach Norden reiten«, schloß Thr e nodia vorsichtig. »Das ist doch eine viel sicherere Strecke.«
»Jäh«, stimmte ich ihr
Weitere Kostenlose Bücher