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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hier war gut reisen.
    »Nun, Gespensterpferd«, sagte ich. »Jetzt bist du frei.«
    Die Mähre sah mich an. Sie rasselte fragend mit den Ketten.
    »Frei bist du«, wiederholte ich. »Los, lauf schon durch die Wil d bahn.«
    Doch sie blieb einfach stehen und sah mich unter ihren langen Pferdewimpern an. Sie besaß wunderschöne dunkle Augen, selbst nach Pferdemaßstäben, wenngleich ihr Fell hell war.
    »Sie versteht es nicht«, sagte Threnodia und zappelte ein wenig mit den Fingern ihrer linken Hand, die nun fest angewachsen war und schnell heilte. Dann entfernte sie ihre Kuhmaske.
    »Unsinn!« sagte ich. »Pook versteht jedes Wort, das ich sage. Ich bin sicher, daß das bei Peek nicht anders ist.«
    »Peek?«
    »Ja, so will ich sie nennen.«
    »Nun«, meinte Threnodia, »vielleicht versteht sie uns tatsächlich. Möglicherweise ist sie aber auch zahm. Vielleicht ist sie bei den Rittern in Gefangenschaft groß geworden.«
    »Wißt Ihr was, möglicherweise wartet Pook immer noch bei den Kunstbäumen«, wurde mir plötzlich klar. »Und Peek ist eine Ge s penstermähre. Meint Ihr vielleicht…?«
    »Ihr Frauen wollt ständig irgendwelche Leute miteinander ve r kuppeln!« erwiderte sie.
    »Und ihr Männer versucht ständig, euch vor irgendwelchen Ve r pflichtungen zu drücken!« konterte ich. Dann mußten wir beide lachen, zur Verwirrung der Mähre.
    Also beschlossen wir, Peek zum Kunstwald zu führen, um sie Pook vorzustellen. Danach sollten sich die beiden selbst entsche i den. Wenn Peek Angst davor haben sollte, allein durch die Wildnis zu ziehen, könnte Pook sie begleiten.
    Ich nahm wieder meine gewöhnliche Gestalt an. Peek sah es mit pferdischem Erstaunen. Dann entdeckten wir einen Togabaum, der es uns ermöglichte, unsere Scham mit Togas zu bedecken. Ich nahm mir eine blaue, Threnodia jedoch eine rote. Peek schüttelte den Kopf, denn sie wußte, daß wir die Farben verwechselt hatten. Selbst Pferde wissen, daß Blau für Jungen und Rot für Mädchen ist. Ich tätschelte ihren Hals. »Das ist eine komplizierte Sache«, meinte ich.
    Ich ritt auf Peek gen Norden, während Threnodia zu Fuß ging; ihr großer Barbarenkörper konnte viel besser Schritt halten als mein weiblicher. Schon bald hatten wir den toten Baum wieder erreicht. Und dort stand auch Pook, der treu auf uns wartete. Als er uns entdeckte, wieherte er froh – und machte bei Peeks Anblick einen Satz.
    Ich stellte die beiden einander vor. »Pook, das ist Peek. Sie hat uns bei der Flucht aus der Unterwelt geholfen. Peek, das ist Pook, mein Freund.«
    Die beiden Gespensterpferde beschnüffelten sich vorsichtig. Sie rasselten mit den Ketten, was wie eine Art gemeinsames Musizi e ren war. Dann kamen sie zu dem Schluß, daß sie einander moc h ten. »Wenn das bei Menschen doch nur genauso leicht wäre«, meinte Threnodia etwas trübsinnig.
    »Wenn ihr beiden jetzt woanders hintraben wollt, dann tut es r u hig«, sagte ich zu Pook. »Peek traut der Wildnis noch nicht allein, aber vielleicht kannst du sie ja damit vertraut machen.«
    Die beiden wieherten einander an und beschlossen dazubleiben. »Soll das heißen, daß wir jetzt beide reiten können?« fragte ich angenehm überrascht. Ja, so war es tatsächlich.
    Also setzte ich mich auf Pook, während Threnodia Peek bestieg, und gemeinsam ritten wir gen Süden. Am Abend machten wir Rast, und während die beiden Gespensterpferde grasten, suchten wir nach Nahrung. »He, schaut Euch das mal an«, rief Threnodia mir zu.
    Ich schritt zu ihr hinüber. Es handelte sich um einen Strauch, der mit hellen Glasscheiben bedeckt war, jede von ihnen leicht g e wölbt. Für Spiegel waren sie zu klein. Ich pflückte eine der Sche i ben ab und hielt sie vor mein rechtes Auge, um sie besser sehen zu können – worauf sie mir sofort aus der Hand sprang und auf me i nen Augapfel drückte. Erschrocken wich ich zurück, doch das Glas hatte mir nicht weh getan; es bedeckte lediglich den vorderen Teil meines Augapfels, so daß ich hindurchsehen mußte. Erstau n lich daran war, daß ich nun mit dem rechten Auge anscheinend besser sehen konnte als mit dem linken. Alles wirkte schärfer, und auch die Farben waren deutlicher zu erkennen. »Das ist ein Se h verbesserer!« rief ich.
    »Oh, von denen habe ich schon einmal gehört«, meinte Thren o dia. »Die heißen Kontaktlinsen, weil sie engen Kontakt mit einem schließen. Wenn der Gesichtssinn alt und verschwommen wird, trägt man ein Paar von den Dingern, dann ist man wieder voll d a

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