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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei. Wir müssen uns unbedingt merken, wo sich dieser optische Strauch befindet, er ist sehr wertvoll.«
    Ich puhlte mir die Linse vom Augapfel. »Mag ja sein, aber ich brauche das Ding nicht.«
    Threnodia spähte über den Strauch hinweg. »Was liegt denn dort auf der anderen Seite?«
    Ich spähte um den Busch herum, und Threnodia folgte mir dicht auf den Fersen. »Irgendeine Art Puppe oder Figurine…«
    Die schwarze Puppe blitzte auf. Und plötzlich wurde ich aus meinen Körper gerissen, schwebte auf meinen richtigen Barbare n leib zu, der neben mir stand und glitt mit schwindelndem Gefühl hinein.
    »Der böse Zauber!« rief ich mit großen, groben Lippen. »Der sollte uns hier abfangen – aber da wir unsere Körper bereits g e tauscht hatten, hat jetzt jeder wieder seinen eigenen!«
    Threnodia betätschelte sich selbst, um ganz sicherzugehen. »In der Tat«, sagte sie erfreut. Dann blickte sie mich an. »Jetzt bra u chen wir einander nicht mehr.«
    Mir wurde flau im Magen. »Soll das heißen, daß Ihr jetzt wieder versuchen werdet zu fliehen?«
    Sie überlegte. »Wißt Ihr, wenn ich auf Peek reite, komme ich wahrscheinlich schon sicher nach Hause.«
    Während unserer unterirdischen Odyssee hatte ich völlig verge s sen, daß wir eigentlich Feinde waren. Nun wurde mir klar, was für eine Falle das hier sein konnte. Ich reagierte sofort, und meine Barbarenreflexe leisteten mir dabei wertvolle Dienste. »Pook! Peek!« rief ich und rannte auf die grasenden Pferde zu. Meine gr o ßen männlichen Muskeln verliehen mir eine wesentlich größere Geschwindigkeit als Threnodia. »Wir haben uns zurückverwandelt! Tut nichts, was Threnodia sagen sollte!«
    Pook blickte mich verunsichert an, und es war offensichtlich, daß Peek nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon ich eigentlich redete. »Erinnere dich daran, wie wir einander begegnet sind«, sagte ich zu Pook. »Wie du versucht hast, mir bei Nacht Angst einzujagen, und wie ich dich umrundet habe, während du glau b test, daß ich noch in meinem Lager wäre, und…« Pook unterbrach mich mit einem Wiehern; er hatte begriffen.
    »Nun, solange jeder von uns in einem falschen Körper war, konnten Threnodia und ich uns nicht voneinander trennen«, fuhr ich fort. »Wir mußten zusammenarbeiten, um des bloßen Überl e bens willen. Doch jetzt hat wieder jeder seinen eigenen Körper, und nun kann sie fliehen. Sie will mit Peek nach Hause zurückre i ten. Bringt uns nirgendwohin, nur nach Süden, auf Schloß Roogna. Kannst du Peek das so sagen, daß sie es versteht?«
    Pook nickte. Er würde schon dafür sorgen.
    Ich entspannte mich wieder. Ich habe gerade noch rechtzeitig gehandelt. Schließlich galt es immer noch, meine Mission zu erfü l len. Hinter mir schloß Threnodia auf. »Nun, das habt Ihr ja wu n derschön eingerichtet, Barbar!« sagte sie streng. »Ihr traut mir wohl überhaupt nicht?«
    »Barbaren sind zwar unwissend, aber nicht dumm«, erwiderte ich pikiert.
    Langsam wurde es dunkel. Sie begleitete mich zu dem Farnlager, das wir uns im Geäst eines Baumhausbaumes bereitet hatten. »Nun werdet Ihr mich wieder festhalten wollen, um sicherzugehen, daß ich Euch bei Nacht nicht entkomme.«
    »Ich will nicht…«
    »Ihr könnt es Euch nicht erlauben, mir zu vertrauen, aber ich vertraue Euch.« Und dann kuschelte sie sich zum Schlafen an mich.
    Irgendwie fühlte ich mich gar nicht beruhigt, aber da ich in di e ser Sache ohnehin keine große Wahl hatte, machte ich mich schla f fertig.
    Die Nacht war kühler, als die vorherigen es gewesen waren. »Ich habe mich schon an Euren größeren Körper gewöhnt«, meinte Threnodia. »In diesem kleinen Leib ist mir kalt.«
    »Ihr könnt ihn ja größer machen«, erinnerte ich sie.
    »Das dauert zu lang.«
    »Ihr könnt meinen Umhang haben«, erbot ich mich und nahm meine rote Toga ab, um sie auszubreiten.
    »Wir werden teilen«, beschloß sie. Sie nahm ihr eigenes Kle i dungsstück ab, legte die beiden Togas als Decken aus und schmiegte sich von hinten an mich. Ich lag eine ganze Weile steif da und fragte mich, wie klug ich eigentlich wirklich war. Wollte ich sie überhaupt noch auf Schloß Roogna abliefern, damit ein anderer Mann sie heiraten konnte? Natürlich interessierte ich mich selbst keineswegs für sie… oder vielleicht doch? Warum mußten die Di n ge unter Menschen nur so kompliziert sein? »Wenn ich nicht eine Mission zu erledigen hätte, wärt Ihr keinen Augenblick vor mir sicher!« murmelte ich ihrem sanften, warmen,

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