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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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wir weiter südlich eingedrungen. Ich lief den Zaun entlang und versuche mein Glück an jedem Pfosten. Vergeblich. Nachdem ich zwanzig Pfosten überprüft hatte, wurde mir klar, daß ich mich geirrt haben mußte. Aber zum Umkehren war es zu spät, denn inzwischen hatte der Jeep meine Richtung eingeschlagen.
    In meiner Not kam mir eine tolldreiste Idee. Damit, daß ich zurückkommen würde, würden sie am wenigsten rechnen. Und da sie keine Hunde hatten, war die Chance, dabei erwischt zu werden, ziemlich gering. Vielleicht ergab sich auf die Art sogar eine Möglichkeit, etwas für van der Wimst zu tun.
    Also bewegte ich mich in gemäßigtem Trab zurück zur Lagerhalle, wobei die Scheinwerfer des Lkws und das aus dem offenen Rolltor fallende Licht mir als Orientierung dienten. Den Jeep, der weiter den Zaun entlang in südlicher Richtung kroch, behielt ich ebenfalls im Auge. Ich war mir sicher, daß inzwischen mehr als nur die beiden Typen in Arbeitskluften und der Staplerfahrer unterwegs waren. Mistforken-Hermann hatten sie bestimmt dazugeholt. Und wer weiß, vielleicht saß ja der Boß persönlich in dem Geländewagen.
    Ich war in Höhe der Windkraftanlagen, als bei der Halle Geschrei anhob. Zwei, drei Leute sprangen herum und leuchteten mit Handlampen zum Dach hinauf. Das konnte nur heißen, daß sie van der Wimst doch aufgespürt hatten.
    Den Fahrer des Jeep hatte die Neuigkeit irgendwie auch erreicht. Er verließ seinen bisherigen Kurs und steuerte auf direktem Weg auf die Halle und damit auch auf mich zu. Ich ging hinter dem nächsten WKA-Mast in Deckung. Der Geländewagen rumpelte vorbei. Zu schnell, als daß ich den Fahrer hätte erkennen können.
    Van der Wimst saß in der Falle. Wie Flakscheinwerfer eine Fliegende Festung hatten ihn die Handlampen und jetzt auch noch der Suchscheinwerfer des Jeep erfaßt. Aus dem Lichtbündel gab es kein Entkommen. Das sah er auch selbst ein, denn er balancierte zur Giebelspitze und hob zum Zeichen der Kapitulation die Arme. Ob er auch etwas sagte, konnte ich aus der Entfernung nicht verstehen. Ich hörte nur den Schuß.
    Van der Wimst zuckte zusammen, als habe er einen Stromschlag erhalten. Mit beiden Händen faßte er sich an die Brust und geriet ins Schwanken. Dann knickten seine Beine weg, und er stürzte kopfüber vom Dach.
    Sie hatten ihn eiskalt ermordet. Und ich war Zeuge.

Kapitel 28
    Erstaunlich, wie frisch die zweieinhalb Zentner Emmelmann um drei Uhr nachts aussahen. Lediglich der Anzug hatte eine Reinigung nötig. Das sagte ich ihm auch. Er senkte den Kopf, wie das so seine Art war.
    »Daß ich Ihnen den Arsch aufreißen werde, Henschel, hatte ich Ihnen versprochen. Und was ich verspreche, pflege ich zu halten. Die Frage ist nur, ob ich es schnell und brutal oder langsam und genüßlich mache.«
    »Hätten Sie, anstatt unschuldige Bürger zu bedrohen, Ihre Arbeit getan, gäbe es diesen Toten gar nicht, und Sie könnten weiter in den Federn liegen und von Abmagerungskuren träumen.« Langsam wurde ich sauer.
    »Mir wäre es recht, Sie würden Ihren Streit vor der Tür fortsetzen«, sagte Herr Dengel, der Besitzer eines Fertighaus-Neubaus am Ortseingang von Engelgau. Er war so freundlich gewesen, mich telefonieren zu lassen. »Um sechs klingelt bei mir der Wecker.«
    Wir sagten ›selbstverständlich‹, ›danke‹ und ›auf Wiedersehen‹ und gingen. Auf der Straße standen ein grünweißer und ein ziviler Wagen.
    »Ist das alles, was Sie mitgebracht haben?« fragte ich.
    »Dachten Sie, ich rücke mit einer Hundertschaft an?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß da ’n halbes Dutzend zum Teil bewaffneter Leute rumläuft.«
    »Zur Not vereidigen wir Sie als Hilfssheriff«, sagte Emmelmann. »Dürfte ich Sie jetzt bitten, einzusteigen?«
    Emmelmanns Fahrer hatte ebenfalls Basketballermaß. Folglich waren beide Sitze so weit zurückgeschoben, daß ich mich auf der Rückbank quer setzen mußte. Nach dreimal abbiegen rollten wir die Zufahrt entlang. Ich dirigierte den Wagen direkt ums Haus herum zur Lagerhalle.
    »Hier herrscht eine Ruhe wie auf dem Friedhof«, sagte Emmelmann. »Sind Sie sicher, daß Sie diese Halle meinen? Da drüben ist nämlich noch so eine.«
    Ich ließ den Wagen halten, stieg aus und ging zu der Stelle, wo van der Wimst aufgeschlagen war.
    »Leuchten Sie mal her«, sagte ich. Emmelmann kam mir nach und leuchtete. Kein Blutfleck, nichts.
    »Lauft mal um die Halle rum«, sagte Emmelmann zu den zwei Uniformierten. Der hübschere der beiden war eine

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