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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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den Arm und machte mich auf den Weg zum Eingang.
    Als ich um die Ecke bog, sah ich, daß drüben im Wohnhaus Licht brannte. Jakobs Wohnzimmerfenster war hell erleuchtet, und wenn ich auf die Entfernung richtig sah, war er nicht allein. Ein Fernglas hatte ich nicht dabei, aber van der Wimsts Fotoapparat nebst Tele tat es auch. Ich schraubte das Objektiv auf, visierte an und stellte scharf.
    Tatsächlich, Jakob hatte Gesellschaft, und zwar weibliche. Zunächst konnte ich die Frau nicht erkennen, weil sie teilweise von einer Palme verdeckt wurde. Aber dann erhob sie sich plötzlich aus ihrem Sessel und trat hinter Jakob, der an der Anrichte stand und Getränke mixte. Sie umschlang ihn und schmiegte ihren Körper an seinen.
    In dem Moment war mir, als würde ich mit heißem Wasser Übergossen. Die Frau war Gina.

Kapitel 27
    Ich war drauf und dran, rüberzulaufen und Jakob die Fresse vollzuhauen. Mich bremste lediglich, daß Ginas Anwesenheit ausgesprochen freiwillig aussah. Jetzt knutschten sie auch noch rum. Mir wurde ganz anders.
    »Was machst du denn da?« fragte van der Wimst plötzlich hinter mir. Ich hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. »Bist du unter die Spanner gegangen?«
    Ich setzte die Kamera ab. Viel besser war ich wirklich nicht.
    »Los, komm rein«, sagte er. »Wenn die Tür zu lange offensteht, steigt die Temperatur, und der Alarm geht los.«
    Zunächst betraten wir einen kleinen Vorraum. Hier war es kühl, aber nicht kalt, so daß sich die Sehnsucht nach heißem Kaffee und Wollunterhosen in Grenzen hielt. Unseren Krempel deponierten wir gleich beim Eingang. Lediglich die UV-Lampe und den Fotoapparat nahmen wir mit.
    Um in die eigentliche Halle zu kommen, mußten wir eine zweite Tür passieren. Dahinter lag die Temperatur schon spürbar tiefer, aber auch noch im erträglichen Bereich. Als die Tür ins Schloß fiel, schaltete van der Wimst die Beleuchtung ein. Ich war enttäuscht, denn statt in einer Kathedrale von Halle befanden wir uns am Anfang eines langen Gangs, der gerade mal breit genug für zwei Gabelstapler war. Links und rechts führten Tore zu den eigentlichen Kühlräumen. Van der Wimst betätigte sich gleich als Fremdenführer.
    »Die Unterteilung in einzelne Kammern dient dazu, daß jede Ware bei der für sie optimalen Temperatur gelagert werden kann«, sagte er. »Dabei wird darauf geachtet, daß die Temperaturdifferenz zwischen benachbarten Kammern nicht mehr als zwei Grad beträgt.«
    »Man könnte meinen, du konstruierst solche Dinger.«
    »Ich nicht, aber mein Onkel.«
    Er ging voran und spähte immer wieder durch die Fenster in die einzelnen Räume. Ich trabte wie ein Hund hinterher und war in Gedanken noch bei der Szene in Jakobs Wohnzimmer. Schließlich sah ich auch mal in eins der Fenster. Da standen ausschließlich Gemüsekisten. Ungefähr auf der Hälfte des Flurs hing das Seil, an dem sich van der Wimst vom Oberlicht herabgelassen hatte. Zwei Fenster weiter war es dann soweit – Eier und nichts als Eier. Das Thermometer der Kammer zeigte plus vier Grad. Subjektiv war es kälter.
    »Dafür denkst du im Winter, im Kühlhaus sei die Heizung an«, entgegnete van der Wimst auf meine Bemerkung.
    Konzentriert ging er an die Arbeit. Zuerst baute er Stativ und Kamera auf. Dann breitete er auf dem Boden ein schwarzes Tuch aus. Zuletzt entnahm er zehn verschiedenen Kisten ebenso viele Eier und legte sie nebeneinander auf das Tuch. Unterdessen suchte und fand ich eine Steckdose für die UV-Lampe. Ich knipste sie an und schaltete anschließend die Deckenbeleuchtung aus.
    Im bläulichen Licht mutierten die ordinären Hühnereier zu wahren Kunstobjekten. Während ich nichts weiter tat, als die Lampe zu halten, machte van der Wimst seine Aufnahmen. Anschließend wies er mich auf die Kratzer in der Schale hin.
    »Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß es sich um Batterieeier handelt«, sagte er. »Hier – parallel laufende, längst ausgerichtete Kratzer im exakten Abstand der Gitterstäbe.«
    Wir überprüften noch weitere Eier aus anderen Kartons, aber das Ergebnis war immer dasselbe: Hier herrschte Etikettenschwindel auf der ganzen Linie. Und auf einmal wußte ich auch wieder, wo ich diese Kratzspuren schon einmal gesehen hatte – auf den Fotos in Josefs Stahlkassette. Nur, daß ich sie damals für Landespuren irgendwelcher UFOs gehalten hatte.
    Und mir fiel noch etwas ein: Es hatte da ein gelbstichiges Foto gegeben, auf dem ein Mann beim Entladen eines Lkws zu erkennen gewesen

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