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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Ich grinste, übernahm die Führung und drehte uns in einem endlosen Kreis zum Wasser hin und wieder fort. »Für dich kann ich immer tanzen.«
    »Aber nicht mehr so gut. Du hast keinen Rhythmus mehr.« Wir befanden uns in Nord-Tema, dem Land, über dessen Volk wir vor langer Zeit gewacht hatten. Sie hatte die Form eines einheimischen Mädchens angenommen. Sie war klein und schlank. Ihr Haar war allerdings im Nacken zu einem Knoten gebunden, was keine anständige Temanerin je getan hätte. »Kannst du die Musik überhaupt nicht hören?«

    »Nicht einen Ton.« Ich zog ihre Hand zu mir heran und küsste ihren Handrücken. »Doch ich höre meinen Herzschlag, wie die Wellen herankommen und wie der Wind bläst. Ich mag vielleicht nicht genau im Takt sein, aber weißt du, ich muss kein guter Tänzer sein, um das Tanzen zu lieben.«
    Sie strahlte mich begeistert an und wirbelte uns dann beide herum. Und sie übernahm die Kontrolle des Tanzes so geschickt, dass es mir nichts ausmachte. »Ich habe dich vermisst, Si’eh. Keiner der anderen liebt es so wie du, sich zu bewegen.«
    Ich ließ sie noch einmal um die eigene Achse drehen, damit meine Arme sie von hinten umfangen konnten. Sie roch nach Schweiß, Salz und Freude. Ich drückte mein Gesicht in ihr weiches Haar und spürte einen Hauch der alten Magie. Sie war kein Kind, aber sie hatte nie vergessen, wie man spielt.
    »Oh …« Sie blieb stehen. Ihr ganzer Körper spannte sich aufmerksam an. Ich sah auf, um zu sehen, was sie so interessierte. Ein paar Dutzend Fuß entfernt lauerte auf dem Strand neben einer Düne ein junger Mann, als ob er bereit wäre, sich sofort dahinter zu verstecken. Er war dünn, braun und gutaussehend. Sein schüchterner Eifer war faszinierend. Er trug kein Hemd und keine Schuhe. Seine Hose war bis zu den Knien aufgerollt. In einer Hand trug er einen Eimer voller sandiger Muscheln.
    »Einer deiner Anhänger?«, murmelte ich in ihr Ohr und küsste es dann.
    Spinne kicherte, obwohl ihr Ausdruck gierig war. »Vielleicht. Halte Abstand von mir, Bruder; er ist auch so schon schüchtern genug, und du bist nicht länger ein kleiner Junge.«
    »Sie sind so hübsch, wenn sie uns lieben«, füsterte ich. Ich drückte mich hungrig an sie und dachte zum wiederholten Male an Deka.
    »Ja«, sagte sie, streckte eine Hand nach hinten und legte sie um meine Wange. »Aber ich teile nicht, Si’eh, und ich bin ohnehin nicht die, die du willst. Lass mich jetzt los.«

    Widerwillig gehorchte ich und trat zurück. Dabei verbeugte ich mich übertrieben vor dem jungen Mann, damit er wusste, dass er willkommen war. Er errötete und senkte den Kopf. Seine langen, drahtigen Locken fielen nach vorne. Da er arm war, hatte er seine Locken mit einem fadenartigen Seetang umwickelt und sie mit Seemuscheln und hellen Korallenstücken anstelle von Metallspangen und Edelsteinen, die die meisten Temaner bevorzugten, geschmückt. Nach unserer schweigenden Einladung kam er langsam näher. Er hielt den Eimer mit beiden Händen fest. Es wirkte wie ein Angebot. Das Einkommen eines ganzen Tages; das war ein ehrliches Zeichen seiner Ergebenheit.
    Unterdessen warf Spinne mir mit strahlenden Augen einen Blick zu. »Du willst etwas über Ka’hel wissen, richtig?«
    Ich blinzelte überrascht. »Woher weißt du das?«
    Sie lächelte. »Ich kann die Welt hervorragend hören, Bruder. Der Wind sagt, dass du den Lauf burschen für Ahad spielst, den neuen. Jeder weiß, für wen er arbeitet.«
    »Ich wusste es nicht.« Ich konnte den bitteren Unterton in meiner Stimme nicht vermeiden.
    »Weil du selbstsüchtig und fatterhaft bist. Wie auch immer, natürlich bist du deswegen hergekommen. Es gibt sonst nichts in Tema, das dich interessieren könnte.«
    »Vielleicht wollte ich dich nur sehen.«
    Sie lachte, hell und hoch. Ich grinste ebenfalls. Sie und ich, wir hatten uns schon immer verstanden.
    »Um der Vergangenheit willen also«, sagte sie. »Nur für dich, Si’eh.«
    Dann vollführte sie eine kleine Pirouette, die ein merkwürdiges und mächtiges Muster im Sand hinterließ. Spinne blieb auf einem Zeh stehen und neigte sich in meine Richtung. Ihr anderes Bein erstreckte sich graziös über ihr in einer vollkommenen Arabeske. Ihre Augen, die braun und bis dahin normal gewesen waren, glitzerten plötzlich und veränderten sich. Sechs zusätzliche Iriden
mit winzigen Pupillen schwirrten aus dem Nichts herbei und ließen sich um ihre bereits existierende Iris nieder. Diese schrumpfte ein wenig, um den

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