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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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kurz angebunden, mit der für Schreiber typischen sachlichen Distanziertheit. »Natürlich kann ich nichts versprechen, doch die Magie, die ich erschafen habe –  meine Körpermarkierungen –, greift auf das, was in einem Individuum möglicherweise versteckt liegt, zu. Was immer mit dir geschieht, du bist immer noch ein Gott. Das sollte mir etwas an die Hand geben, mit dem ich arbeiten kann.«

    »Fein.«
    Deka legte das Siegel auf den Boden und trat zurück. Als ich mich danebenstellte, zeigte er einen gewollt neutralen Gesichtsausdruck, als ob er vor Remath selbst stand. Ich konnte die Dinge zwischen uns nicht einfach so stehen lassen.
    Also nahm ich seine Hand, die ich vor zehn Jahren auch schon gehalten hatte, als sein Dämonenblut sich mit meinem vermischte und mich nicht töten konnte. Seine Handfäche zeigte keine Narben, doch ich erinnerte mich, wo der Schnitt gewesen war. Ich zeichnete die Linie mit einer Fingerspitze nach, und seine Hand zuckte als Reaktion darauf.
    »Ich bin froh, dass ich gekommen bin, um dich zu sehen«, sagte ich.
    Er lächelte nicht. Doch er schloss seine Hand kurz um meine.
    »Ich bin nicht Shahar, Si’eh«, sagte er. »Bestraf mich nicht für das, was sie getan hat.«
    Ich nickte müde. Dann ließ ich ihn los, stellte mich auf das Siegel und dachte an Südwurzel. Die Welt um mich herum verzerrte sich und beeilte sich, Dekas Befehl und meinem Willen Folge zu leisten. Dann, als die Wände meines Zimmers in Hymns Haus um mich herum an ihrem Platz eingerastet waren, legte ich mich aufs Bett, warf einen Arm über meine Augen und dachte für den Rest der Nacht nur noch an Dekas Kuss.

14
    E s war herrlich, die Sanddünen hinaufzulaufen. Ich hielt meinen Kopf nach unten und achtete sorgfältig darauf, den Sand hinter mir aufzuwirbeln und die perfekten Wellenlinien, die der Wind um das spärliche Gras gezogen hatte, mit den Füßen wegzuscharren. Als ich den Gipfel der Düne erreichte, war ich außer Atem. Mein Herz pumpte gleichmäßig in seinem Käfig aus Knochen und Muskeln. Ich blieb stehen, legte die Hände auf die Hüften und grinste den Strand, der sich entlang den Weiten des Sees der Reue ausbreitete, an. Ich fühlte mich jung, stark und unbesiegbar, obwohl ich keins dieser Dinge war. Es war mir egal. Es war einfach schön, sich gut zu fühlen.
    »Hallo, Si’eh!«, rief meine Schwester Spinne. Sie war unten am Wasserrand und tanzte im Meeresschaum. Ihre Stimme wurde von der salzigen Meeresbrise bis zu mir heraufgetragen. Sie war so klar, als ob sie neben mir stand.
    »Hallo da unten.« Ich grinste sie ebenfalls an und breitete meine Arme aus. »Von all den Meeren der Welt musstest du ausgerechnet das gekochte aussuchen?« Eins meiner Geschwister, Feuerling, hatte hier während des Götterkrieges eine legendäre Schlacht geschlagen. Sie hatte gewonnen, aber nicht ohne die See der Reue in einen brodelnden Kessel zu verwandeln, der mit den Leichen einer Milliarde Seekreaturen gefüllt war.
    »Es hat nette Rhythmen.« Sie tat merkwürdige Dinge während ihres Tanzes: hockte sich hin, hopste von einem Fuß auf den anderen,
und es war keinerlei Rhythmus dabei erkennbar. Doch so war Spinne. Sie machte ihre eigene Musik, wenn es sein musste. So viele von Nahadoths Kindern waren wie sie –  ein wenig verrückt, doch wunderbar in ihrer Verrücktheit. Unser Vater hatte uns ein stolzes Vermächtnis mitgegeben.
    »All die toten Dinge hier schreien gleichzeitig«, sagte sie. »Kannst du sie nicht hören?«
    »Nein, leider.« Es tat beinahe nicht mehr weh zuzugeben, dass meine Kindheit verloren war und nie wieder zurückkehrte. Sterbliche sind widerstandsfähige Geschöpfe.
    »Schade. Kannst du noch tanzen?«
    Als Antwort stürzte ich mich die Düne hinunter. Halb rannte ich und halb rutschte ich auf meiner Seite, damit ich nicht vornüberkippte. Als ich unten ankam, änderte ich meine Schritte zu einem Hüpfen von einer Seite zur anderen, wie es einmal im oberen Rue beliebt gewesen war. Das war Jahrzehnte vor dem Krieg der Götter gewesen. Spinne kicherte und kam sofort aus dem Wasser, um sich meinem Tanz anzuschließen. Sie machte Wechselschritte, um sich mir anzupassen. Wir trafen uns an der Flutlinie, wo trockener Sand zu einer fest zusammengedrückten Masse wurde. Sie packte meine Hände und zog mich in ihren neuen Tanz, förmlich, drehend und langsam. Es war irgendetwas aus Amn, oder vielleicht hatte sie es sich auch nur spontan ausgedacht. Bei ihr war das immer vollkommen egal.

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