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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Ich weiß, was ich aus Büchern und Legenden erfahren habe und aus Unterhaltungen mit Gottkindern, die anwesend waren, als das ganze Chaos begann, die von außen zusahen und versuchten, eine Möglichkeit zu finden, wie man es aufhalten kann –  und die weinten, als sie erkannten, dass sie es nicht konnten. Du warst zu nah dran, Si’eh. Du standest knietief in dem Massaker. Du hast beschlossen, dass Itempas schuld war, ohne einmal zu fragen, warum.«
    »Er hat meine Mutter getötet! Wen interessiert es, warum?«

    »Seine Geschwister haben ihn verlassen. Nur für kurze Zeit, doch Einsamkeit ist seine Antithese, und sie hat ihn geschwächt. Dann ermordete Shahar Arameri seinen Sohn, und das hat ihn in den Abgrund gestürzt. In diesem Fall interessiert das ›Warum‹ sehr wohl, würde ich sagen.«
    Ich lachte bitter. Mir war schlecht vor Schuldgefühlen, und ich versuchte, mein Entsetzen zu verbergen. Einsamkeit? Einsamkeit? Ich hatte nie gewusst, dass … Nein, das war alles unwichtig, es durfte keine Rolle spielen. »Ein Sterblicher! Warum im Namen des Mahlstroms würde er so vehement um einen einzigen Sterblichen trauern?«
    »Weil er seine Kinder liebt.« Ich zuckte zurück. Glee starrte mich wütend an. Ihre Augen waren in dem gedämpften Licht des Zimmers deutlich zu sehen. Wir hatten uns beide nicht die Mühe gemacht, Licht zu machen, denn das Licht der Straßenlaternen reichte aus, um zu sehen.
    »Weil er ein guter Vater ist, und gute Väter hören nicht auf, ihre Kinder zu lieben, nur weil sie sterblich sind. Oder auch nicht, weil die Kinder sie hassen.«
    Ich starrte sie an und merkte, dass ich zitterte. »Er hat uns nicht geliebt, als er im Krieg gegen uns gekämpft hat.«
    Glee verschränkte ihre Hände vor dem Körper und legte die Fingerspitzen aneinander. Sie hatte zu viel Zeit mit Ahad verbracht. »So, wie ich das sehe, war deine Seite so lange siegreich, bis Shahar Arameri den Stein der Erde einsetzte. Stimmt das etwa nicht?«
    »Was zur Hölle soll das für eine Bedeutung haben?«
    »Sag du es mir.«
    Und natürlich dachte ich zurück an die schlimmsten Tage meines Lebens. Shahar war nicht die Erste gewesen, die den Stein benutzt hatte. Ich hatte zunächst gespürt, dass ein Gottkind die Kontrolle in der Hand hielt. Dadurch wurde fammende Macht –  die Macht von Leben und Tod –  in einer schrecklichen
Welle über das Schlachtfeld der Erde entsandt. Dutzende meiner Geschwister waren während dieses Angrifs gefallen; beinahe hätte es auch mich erwischt. Das war die erste Warnung gewesen, dass das Blatt sich wendete. Bis dahin hatte ich den Triumph deutlich in meinem Mund geschmeckt. Wer war dieses Gottkind gewesen? Einer von Tempas loyalen Gefolgsleuten. Er hatte sie genau wie Nahadoth. Wer immer es auch war, war bei dem Versuch, Enefas Macht auszuüben, gestorben.
    Dann hatte Shahar sich des Steins bemächtigt. Doch sie hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, einfach nur Gottkinder anzugreifen. Sie ging gleich auf Nahadoth los, den sie am meisten hasste, weil er ihr Itempas für immer weggenommen hatte. Ich erinnerte mich daran, wie ich ihn fallen sah. Ich schrie und weinte und wusste in dem Moment, dass es mein Fehler gewesen war. Alles.
    »Er … hätte nicht …«, füsterte ich. »Itempas. Wenn es ihm so leidtat, hätte er nur …«
    »Das liegt nicht in seiner Natur. Ordnung besteht aus Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion. Wenn er angegrifen wird, wehrt er sich.« Ich hörte, wie sie sich bewegte, um es sich in dem Sessel bequem zu machen. Ich hörte das, weil ich sie mit ihrer feinen dunklen Haut und dem allzu scharfen Blick nicht länger ansehen konnte. Sie war nicht so ofensichtlich fremd, wie Shinda es vor all diesen Jahrhunderten gewesen war. Sie konnte sich unter den Sterblichen viel einfacher verstecken, weil ihre seltsame Herkunft nicht sofort erkennbar war und weil das Letzte, das man bei einer sechs Fuß großen, schwarzen Frau bemerkte, eine magische Ausstrahlung war. Sie hatte irgendetwas an sich, aus dem ich schloss, dass sie sich sehr gut verteidigen konnte. Darin spürte ich Itempas’ Handschrift. Aktion und Reaktion. Dieses sterbliche Kind würde nicht so einfach sterben, dafür hatte ihr Vater gesorgt.
    Unser Vater.
    »Viele Dinge haben den Krieg ausgelöst«, sagte Glee leise. »Der
Wahnsinn Shahar Arameris, Itempas’ Trauer, Enefas Eifersucht, Nahadoths Leichtfertigkeit. Man kann die Schuld nicht nur einer Person geben.« Angrifslustig hob sie ihr

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