Rivalin der Götter erbin3
wenn du es Ahad nicht erzählst.«
Überrascht warf ich ihr einen Blick zu. Meine Sinne waren noch nicht so gedämpft, dass ich Gerüche nicht deutlich wahrnehmen konnte. Ein schwacher Hauch von Ahad – Zigarrenstummel, Bitterkeit und Emotionen wie längst geronnenes Blut – hing an ihr wie schal gewordenes Parfüm. Er war einige Tage alt, doch sie war bei ihm gewesen, ihm nahe gewesen, hatte ihn berührt. »Ich dachte, ihr hättet etwas miteinander.«
Sie hatte den Anstand, verlegen auszusehen. »Ich finde ihn attraktiv, glaube ich. Aber das heißt nichts.«
Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich bin immer noch erstaunt, dass er genug Seele besaß, ein vollständiges, eigenständiges Wesen zu werden. Ich weiß nicht, was du an ihm findest.«
»Du kennst ihn nicht«, sagte sie. Ihre Stimme hatte eine gewisse Schärfe, die mir sagte, dass da mehr war, als sie zugab. »Er
gibt sich dir nicht preis. Er hat dich einmal geliebt. Du kannst ihn wie niemand anders verletzen. Was du über ihn denkst und wie er wirklich ist, sind zwei verschiedene Dinge.«
Ich ließ mich ein wenig nach hinten fallen und war über ihre Heftigkeit erstaunt. »Nun, du vertraust ihm ofensichtlich nicht …«
Sie zuckte ungeduldig und wegwerfend mit einer Hand. Götter, sie war so sehr wie Itempas, dass es schmerzte. »Ich bin keine Närrin. Es mag lange dauern, bis er die Gewohnheiten seines früheren Lebens abgelegt hat. Bis dahin bin ich bei ihm vorsichtig.«
Ich war versucht, sie noch weiter zu warnen: Sie musste bei Ahad mehr als nur vorsichtig sein. Er war aus der Substanz Nahadoths in dessen finsterster Stunde entstanden, genährt durch Leiden und weiterentwickelt durch Hass. Er mochte es, Menschen zu verletzen. Ich glaube, selbst er wusste nicht, was für ein Monster er war.
Doch dieses ungeduldige kleine Zucken war eine Warnung für mich. Sie wollte das, was ich über Ahad zu sagen hatte, nicht hören. Ofensichtlich wollte sie ihn selbst beurteilen. Das konnte ich ihr nicht zum Vorwurf machen, schließlich war ich nicht gerade unparteiisch.
Ich war nicht müde, aber Glee war es ofensichtlich. Sie verfiel in Schweigen. Ich wandte mich wieder dem Fenster zu und ließ sie schlafen. Ihr Atem wurde gleichmäßiger und lieferte ein langsames und merkwürdig beruhigendes Hintergrundgeräusch für meine Gedanken. Die Menschen in der Schankstube schwiegen endlich. Es gab niemanden außer mir und der Stadt.
Und Nahadoth, der schweigend in der Spiegelung des Fensters hinter mir erschien.
Es überraschte mich nicht, ihn zu sehen. Ich lächelte den blassen Schimmer seines Gesichts an, wandte mich aber nicht von dem Fenster ab. »Es ist lange her.«
Die Veränderung in seinem Gesicht war minimal; die feinen,
perfekten Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. Ich kicherte und erriet seine Gedanken. Lange – zwei Jahre. Für einen Gott kaum spürbar. Ich hatte schon längere Nickerchen gehalten. »Jeder Moment, der vergeht, verkürzt mein Leben, Naha. Natürlich spüre ich das jetzt mehr.«
»Ja.« Er verfiel wieder in Schweigen und hing seinen unergründlichen Gedanken nach. Ich fand, dass er nicht gut aussah, obwohl das nichts mit seiner tatsächlichen Erscheinung zu tun hatte. Die war großartig. Doch das war nur seine übliche Maske. Ich nahm es kaum wahr, aber unter dieser Maske fühlte er sich … merkwürdig. Unwohl. Ein Sturm, dessen Winde durch die Berührung von kälterer Luft bezwungen worden war. Er war unglücklich, sehr unglücklich.
»Wenn du Itempas siehst«, sagte er schließlich, »bitte ihn darum, dir zu helfen.«
Bei diesen Worten drehte ich mich auf der Fensterbank stirnrunzelnd um. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Yeine kann nichts tun, um deine Sterblichkeit fortzuwischen. Ich kann dich weder heilen noch bewahren. Ich meinte das so, als ich sagte, dass ich dich nicht verlieren will.«
»Es gibt nichts, das er tun kann, Naha. Er besitzt noch weniger Magie als ich!«
»Yeine und ich haben über die Sache gesprochen. Wir werden ihm für einen Tag Bewährung geben, wenn er zustimmt, dir zu helfen.«
Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich brauchte mehrere Anläufe, bevor ich sprechen konnte. »Er hat noch nicht einmal ein Jahrhundert Sterblichkeit durchlebt. Glaubst du wirklich, dass wir ihm vertrauen können?«
»Wenn er versucht, zu entkommen, oder uns angreift, werde ich seine Dämonin töten.«
Ich schrak zurück. »Glee?« Ich warf einen Blick zu ihr hinüber. Sie war im Sessel eingeschlafen und
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