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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Ka’hel dich überleben.«
    Sie sah mich an. Ganz kurz wurde mir schmerzlich bewusst, dass nur das zerbrechliche Schild ihrer Haut zwischen mir und ihrem tödlichen, dämonischen Blut war.
    »Ka’hel wird vor mir sterben«, sagte sie. »Dafür werde ich sorgen.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging in die Menge hinein. Ich blieb mit meiner Verwunderung und meiner Angst zurück.
    Um mich zu trösten, kaufte ich mir einen Tamarindensaft.
    Nach einer Weile beschloss ich nachzusehen, ob die Saat, die ich gestreut hatte, Früchte trug. Ich schloss meine Augen, setzte mich auf die Stufen eines geschlossenen Buchgeschäfts und suchte den Jungen, der mein Zeichen trug. Es dauerte nicht lange, und zu meinem Entzücken fand ich heraus, dass er das Zeichen bereits an acht andere weitergegeben hatte. Alle trieben sich beidseits der abgesperrten Straße in der Menge herum. Ich hörte auch Stimmen; überwiegend das allgegenwärtige Gemurmel der Menge, das hin und wieder durch seltenere Laute unterstrichen wurde: Pferdehufe, als ein berittener Ordensbewahrer auf der Straße vorbeikam, Musik, derweil ein Straßenmusikant seinem Geschäft nachging. All diese Ansichten gelangten aus der Sichtweise eines Kindes zu mir. Ich seufzte sehnsüchtig. Dann beruhigte ich mich wieder und wartete darauf, dass die Festivitäten begannen.
    Zwei Stunden vergingen. Glee kam schließlich zurück und berichtete, dass Nemmer, die nicht mehr mit mir gesprochen hatte, eine Botschaft geschickt hatte. Bisher gab es keine Anzeichen von Ärger. Das Beste war, dass Glee mir einen Becher mit köstlichem Eis gab, das sie bei einem Händler gekauft hatte. Es schmeckte nach Rosmarin und serry. Allein dafür würde ich sie für immer lieben.
    Ich leckte mir die Finger ab, als in der Menge plötzlich Spannung
auf kam. Ihr Geräuschpegel verdreifachte sich. Ich musste meine Augen geschlossen halten, damit ich mich auf die Sicht der Kinder konzentrieren konnte. Doch ich sah durch ihre Augen das erste weiße, fatternde Banner von Dekartas Prozession, die endlich die Allee der Adligen erreicht hatte. Eins der Kinder war nah genug, um mir einen guten Blick zu ermöglichen. Vorne marschierte eine Abteilung von mehreren Hundert Soldaten. In ihrer Mitte wurde eine riesige Sänfte getragen, die sanft auf den Schultern von Dutzenden Männern dahinglitt. Flankiert wurde sie von berittenen Soldaten und Ordensbewahrern. Einige davon hatten eine Ausstrahlung, die mich vermuten ließ, dass sie Schreiber waren. Dahinter folgten noch mehr Soldaten. Die Sänfte war schlicht und würdevoll gehalten, kaum mehr als eine Plattform mit einer Reling. Doch sie bestand ebenfalls aus Tagstein und leuchtete in der ewigen Dämmerung dieser Stadt wie die Mittagssonne.
    Darauf, atemberaubend und in schlichtem Schwarz, stand Dekarta. Er hatte seiner Kleidung einen schweren Umhang hinzugefügt, was ihm aufgrund seiner breiten Schultern hervorragend stand. Mit gespreizten Beinen stand er dort, und seine Hände umklammerten das vordere Geländer, als ob es der Mittelpunkt der Welt sei. Sein Blick war keineswegs entrückt; seine Augen musterten die Menge, während die Prozession weiterzog. Sein Gesichtsausdruck war so ruhig und herausfordernd, wie ich es noch nie gesehen hatte. Als die Sänfte anhielt, senkten die Männer sie bis auf den Boden. Er wartete nicht darauf, dass sie die Steine der Straße berührte, verließ sie an der Seite und schritt entschlossen und schnell voran. Die Soldaten wichen ungeschickt auseinander; seine Wachen beeilten sich, ihm zu folgen. Als Deka den Fuß der Treppe erreichte, blieb er stehen. Er warf seinen Umhang zurück und wartete. Sein Blick ruhte entweder auf dem Weltenbaum, oder er blickte auf den Palast, der in die niedrigste Gabelung seines Stammes eingebettet war. Zum ersten Mal seit
zehn Jahren warf er einen Blick auf seine Heimat. Falls er denn Elysium überhaupt noch als seine Heimat betrachtete.
    In der Zwischenzeit war die Menge seinetwegen völlig durchgedreht. Menschen beiderseits der Straßensperren jubelten, brüllten und winkten mit ihren Wimpeln. Durch die Augen eines meiner Spionkinder sah ich eine Schar gutgekleidete Händlermädchen, die kreischten, auf Deka zeigten und erneut kreischten. Dabei umklammerten sie sich gegenseitig und sprangen auf und ab. Mir wurde klar, dass es um mehr als seine Schönheit ging. Es war alles: seine Hochmütigkeit, die unterschwellige Trotzhaltung, die seine Kleidung zum Ausdruck brachte, und das

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