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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Steinring erreichte. Die Maske schwang von einer Seite zur anderen. Es handelte sich nicht um eine Negierung oder eine andere Bewegung, die man als menschlich interpretieren konnte. Ich hatte
Kiesechsen gesehen, die sich so verhielten. Sie schwankten vor und zurück über einem Kadaver.
    Zu spät erinnerte ich mich daran, dass Schreibermagie einfach alles ausgesprochen wörtlich nahm. Jedes Lebewesen, befahlen die Steine. Doch obwohl das Herz des Musikanten noch schlug und seine Extremitäten sich noch bewegten, hieß das nicht, dass er noch lebte. Die Maske hatte seine Seele auf ein Nichts reduziert.
    Der Musikant hörte auf zu schwanken, die runden Augenlöcher fixierten sich auf ein Ziel. Ich folgte seinem Blick und sah Shahar, die erstarrt oben an den Stufen stand. Ihre Augen waren geweitet, doch ihr Ausdruck ruhig.
    »O Dämonen!« Ich stöhnte und rannte so schnell ich konnte zu der Treppe.
    Der Musikant trat über die Siegelsteine hinweg.
    »Da!«, rief Glee und zeigte auf etwas. Sie konnte nicht mit mir gesprochen haben. Die Jubelrufe der Menge wurden zu Schreien, das Stampfen wurde zur Massenfucht. Da erschien Kitr am Fuß der Treppe genau vor den Wachen der Arameri. Eine Linie aus zwölf rotglühenden Messern materialisierte in der Luft vor ihr und schwebte dort abwartend. Ich hatte gesehen, wie sie diese Messer durch ganze Armeen hindurchgeschleudert hatte und dabei gefallene Sterbliche wie niedergemähten Weizen hinterließ. Sie hätte das auch hier tun können und dabei riskiert, dass die Menge in Mitleidenschaft gezogen wurde. Doch wie die meisten Gottkinder der Stadt würde sie das nicht tun. Alle hatten einen Eid geschworen, sterbliches Leben zu respektieren. Also wartete sie, bis die fiehenden Sterblichen sich noch weiter zerstreut hatten und sich ihr eine klare Schusslinie bot.
    Ich erkannte die Gefahr noch vor ihr, denn sie hatte die Arameriwachen hinter sich ignoriert. Angesichts des merkwürdigen Gottkinds und eines irren Sterblichen reagierten sie auf beides. Die eine Hälfte feuerte Armbrüste auf den maskierten Mann ab, die andere Hälfte feuerte auf Kitr. Das konnte ihr keinen dauerhaften
Schaden zufügen, doch es brachte sie aus dem Gleichgewicht, da ihr Körper bei den Einschlägen der Bolzen zuckte. Augenblicklich erholte sie sich und brüllte die Wachen wütend an. In dem Moment schob der maskierte Mann sich an der Barriere vorbei, als ob die Luft sich kurz in Butter verwandelt hätte. Er wurde langsamer, aber nicht aufgehalten.
    Ich dachte, Kitr würde ihre Chance verpassen, weil sie von den Sterblichen abgelenkt war. Stattdessen zischte sie, und ihre Gestalt fackerte für einen kurzen Moment. An ihrer Stelle ringelte sich kurz eine rotbraune Schlange mit aufgestelltem Kobrakragen. Dann war sie wieder eine Frau. Die Messer sausten auf den Mann mit der Geschwindigkeit ausgespuckten Gifts zu. Alle zwölf schlugen in seinem Körper mit solcher Gewalt ein, dass er eigentlich durch die halbe Stadt hätte fiegen müssen.
    Stattdessen blieb er nur kurz stehen und schwankte auf seinen Fersen nach hinten. Das war der erste Hinweis darauf, dass die Maske ihre eigene Schutzfunktion besaß. Ich sah, wie am Rand der Maske auf seiner Haut etwas glühte. Was ging da vor? Sein Fleisch wurde sicherlich gestärkt, sonst hätten Kitrs Messer es in Stücke gerissen. Die Kraft der Einschläge wurde umgeleitet. Bevor ich es wirklich begrif, bewegte der Musikant sich wieder vorwärts und rannte weiter. Diesmal langsamer, weil in seinen Oberschenkeln Messer steckten, aber er rannte.
    In diesem Moment rannte ein zweiter maskierter Mann –  der noch größer und schwerer war –  aus der Menge heraus und prallte von der Seite gegen die Wachen.
    Zwei. Zwei.
    Glee fuchte. Wir waren zu weit von dem Wahnsinn entfernt und kamen viel zu langsam vorwärts, weil wir uns durch die panische Menge kämpfen mussten. Sie packte meine Schulter. »Bring sie nach Elysium!«, rief sie und warf mich durch den Äther. Erschrocken materialisierte ich oben auf der Salontreppe unter den Blicken eines Haufens ebenfalls verdutzter Arameri.

    »Si’eh!« Shahar starrte mich an und war sich ofensichtlich des Chaos, das zwanzig Schritte entfernt tobte, gar nicht bewusst. In dem Moment wusste ich, dass sie mich immer noch liebte.
    »Sieh zu, dass du hier rauskommst, zur Hölle«, fuhr ich sie an und unterdrückte meine Wut auf Glee. Warum im Namen der Himmel hatte sie mich geschickt? Was konnte ich schon tun ohne brauchbare Magie?

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