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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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entfernt war. Sie stand angespannt da und suchte die Straße mit den merkwürdigen Sinnen, die ein Dämon zur Verfügung hatte, ab. Ich war mir sicher, dass jetzt der Moment gekommen war. Wenn Usein Darr oder Ka’hel oder ein anderer ehrgeiziger Arameririvale die Absicht hatte zuzuschlagen, dann würde er es jetzt tun.
    Und tatsächlich sah eins meiner Spionkinder etwas.
    Es hätte unwichtig sein können. Der Straßenmusikant, den ich vorher in der Nähe der öfentlichen Quelle bemerkt hatte, spielte nicht länger auf seiner ramponierten Bronzeluna und hielt nach etwas Ausschau. Wenn es nicht von meinem Schlaukopf, dem von mir gezeichneten Taschendieb, gekommen wäre, hätte ich das Bild wohl abgetan. Doch wenn dieser so plötzlich und intensiv dem
Musikanten seine Aufmerksamkeit schenkte, dann gab es an dem Musiker etwas, das es wert war, gesehen zu werden.
    Ich bemerkte den ofenen Kasten der lunla des Musikanten, den er als stumme Bitte für die Passanten aufgestellt hatte. Jemand hatte auf die Münzen und Notenblätter, die auf dem abgewetzten Samt verstreut lagen, einen größeren Gegenstand geworfen. Ich sah, wie der Musikant ihn aufhob und verwirrt die Stirn runzelte, sah die Augenhöhlen und erhaschte einen kurzen Blick auf die Schnüre auf der Innenseite des Dings. Dann drehte der Musikant es herum und versuchte herauszufinden, worum es sich handelte.
    Eine Maske!
    Ich war in Bewegung, noch bevor ich die Augen geöfnet hatte. Glee war an meiner Seite, und wir beide drängten uns rücksichtslos durch die Menge. Sie hatte die kleine Nachrichtensphäre hervorgezogen, die diesmal rot und nicht weiß leuchtete und ein wortloses Signal aussandte. Für einen kurzen Moment funktionierten meine Göttersinne sogar. In dieser Zeitspanne spürte ich schwach das Vibrieren, das durch die Bewegungen meiner Geschwister ausgelöst wurde. Sie falteten und streckten die Welt, während sie sich dem Gebiet näherten.
    Durch die Augen meines Jungen sah ich, wie das Gesicht des Musikanten plötzlich schlafwurde, als ob ihn ein Hirnschlag ereilt hätte. Anstatt allerdings zu zucken oder zusammenzusacken, bewegte er die Maske nach vorn wie ein Mann, der sich in einem Traum bewegt. Er legte sie sich übers Gesicht und verschnürte sie hinter dem Kopf. Ich sah kurz weißen Lack und schroffgezeichnete Schattenlinien; die Andeutung eines vollkommen anderen Gesichts: unerbittlich, gelassen, angsteinfößend. Ich wusste nicht, welchen Archetyp es symbolisieren sollte. Der Musiker blinzelte einmal aus den Augenhöhlen heraus. In seinen Augen stand Verwirrung. Ihm war plötzlich bewusst geworden, dass er das dämonenscheißende Ding aufgesetzt hatte.
Impulsiv streckte er seine Hände aus und versuchte, die Maske abzureißen.
    Die Muster der Maske fackerten, als ob sie kurz Licht refektierten. Einen Atemzug später waren die Augen des Mannes tot. Nicht geschlossen, nicht benommen. Ich bin ein Sohn Enefas  –  ich kenne Tod, wenn ich ihn sehe.
    Dennoch stand der Musikant auf und sah sich um. Er zögerte, während sein weißmaskiertes Gesicht sich in Richtung der Salontreppen orientierte. Ich erwartete, dass er langsam in diese Richtung gehen würde, doch stattdessen stürmte er auf die Treppen zu. Er rannte schneller, als jeder Sterbliche es vermochte, und walzte dabei jeden, der das Pech hatte, ihm in den Weg zu geraten, nieder oder warf ihn zur Seite …  weit zur Seite.
    Ich erwartete ebenfalls nicht, dass die Pfastersteine, die die Salontreppen umgaben, plötzlich weiß aufglühten. Sie entpuppten sich als Tagsteinziegel, die jemand grau angestrichen hatte, damit sie zu dem Granit passten, der sie umgab. Durch diese transparente Farbschicht hindurch sah ich die dunkleren, kräftigen Linien eines eingeritzten Siegels. Die Zeichen der verschiedenen Steine zusammengenommen ergaben einen der strengsten Unbeweglichkeitsbefehle in der Sprache der Götter. Dieser war an jegliche Lebewesen gerichtet, die versuchten, diese Linie zu überschreiten. Es war eine Art Schild und hätte dementsprechend wirken sollen. Die Arameri auf den Stufen hatten keine Angst vor Messern oder Pfeilen, da ihre Blutsiegel diese mit Leichtigkeit zurückwarfen. Das Einzige, wovor sie sich fürchten mussten, waren maskentragende Attentäter, deren seltsame Magie ihre Siegel irgendwie umgehen konnte. Wenn man sie außer Reichweite hielt, waren die Arameri sicher … so hatte das Schreibercorps argumentiert.
    Der Musikant taumelte und blieb stehen, als er den

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