Rivalin der Götter erbin3
Drei weinte, wie sie einst gewesen waren. Es war das einzige Mal, dass er vor Itempas und den Arameri sicher gewesen war. Endlose Stunden hatte ich damit verbracht, neue Orbits für mein Sonnensystemmodell zu erdenken und meine Arameriknochen zu polieren. Mein Zähneknirschen, als wieder ein Hauptmann der Wache, diesmal ein grausames Vollblut, mir befahl, mich für ihn umzudrehen. Auch seine Knochen hatte ich am Ende bekommen. Doch sie waren nicht so gute Spielzeuge, wie ich gehoft hatte. Irgendwann hatte ich sie vom Pier geworfen.
Und jetzt Yeine, deren Gegenwart alles Schlechte verbrannte und das Gute aufpolierte. Ich hätte sie so gerne in den Armen
gehalten, doch ich wusste, was geschehen würde. Ich war erstaunt, dass sie es nicht wusste. Sie war so unglaublich jung.
Verwirrt runzelte sie die Stirn, streckte die Hand aus und legte sie an meine Wange. Meine Selbstkontrolle zerbrach, und ich warf mich, wie so viele Male zuvor, an sie, vergrub mein Gesicht an ihrer Brust und klammerte mich an den Rückenstoff ihres Mieders. Zunächst fühlte es sich so gut an. Ich fühlte mich warm, sicher und jung. Ihre Arme legten sich um mich, und sie drückte ihr Gesicht in meine Haare. Ich war ihr Jungchen, ihr Sohn auf jede Weise, nur nicht feischlich. Doch Fleisch war egal.
Allerdings gibt es immer einen Moment, in dem das Vertraute fremd wird. Es ist immer da, nur sehr gering, zwischen zwei Wesen, die sich so sehr lieben wie sie und ich. Die Grenze ist so dünn. Im einen Moment war ich ihr Kind, und mein Kopf ruhte in aller Unschuld auf ihrer Brust. Im nächsten war ich ein Mann, allein, hungrig – und ihre Brüste waren klein, aber voll. Weiblich. Einladend.
Yeine erstarrte. Es war kaum spürbar, doch ich hatte es erwartet. Mit einem langen Seufzer setzte ich mich auf und ließ sie los. Als ihr besorgter und unsicherer Blick meinen traf, wandte ich mich ab. Ich bin kein kompletter Bastard. Für sie würde ich der Junge bleiben, den sie brauchte, und nicht der Mann, der ich geworden war.
Zu meiner Überraschung aber packte sie mein Kinn und zwang mich, sie wieder anzusehen.
»Da ist noch mehr als deine Sterblichkeit«, sagte sie. »Mehr als die Tatsache, dass du diese beiden Kinder beschützen möchtest.«
»Ich möchte alle Sterblichen beschützen«, sagte ich. »Wenn Naha herausfindet, wozu die beiden in der Lage sind …«
Yeine schüttelte ihren Kopf und gleichzeitig meinen. Sie wollte sich nicht ablenken lassen. Dann musterte sie mein Gesicht so intensiv, dass mir angst und bange wurde. Sie war nicht Enefa, aber …
»Du warst mit Nahadoth und vielen deiner Geschwister zusammen«, sagte sie. Ihr Ekel kroch über meine Haut wie die auswandernden Milben. Sie versuchte, ihn zu verdrängen, versagte aber. »Ich weiß … Für die Götter gelten andere Regeln.«
Wenn sie nur älter gewesen wäre. Nur ein paar Jahrhunderte hätten vielleicht genügt, um meine Erinnerung an ihr sterbliches Leben und ihre sterblichen Hemmschwellen auszulöschen. Ich bedauerte, dass ich nicht die Zeit hatte, bis sie eine wahre Göttin war.
»Ich war auch Enefas Liebhaber«, sagte ich leise. Zunächst schaute ich sie nicht an. »Nicht … oft. Meistens, wenn Itempas und Nahadoth zusammen unterwegs waren. Wenn sie mich brauchte.«
Und weil es kein anderes Mal geben würde, sah ich zu ihr auf und ließ sie die Wahrheit sehen. Du hättest mich vielleicht auch irgendwann gebraucht. Du bist stärker als Naha und Tempa, doch du bist nicht gegen Einsamkeit immun. Und ich habe dich immer geliebt.
Man muss ihr wirklich zugutehalten, dass sie nicht zurückwich. Dafür liebte ich sie mehr als jemals zuvor. Doch sie seufzte.
»Ich hatte nicht das Bedürfnis, Kinder zu bekommen«, sagte sie und rieb ihre Fingerknöchel über mein Gesicht. Ich lehnte mich in diese Berührung hinein und schloss meine Augen.
»Mit so vielen zornigen, verletzten Stief kindern, die ich bereits habe, wäre es töricht, alles noch komplizierter zu machen. Und außerdem …« Ich spürte ihr Lächeln wie Sternlicht auf meiner Haut. »Du bist mein Sohn, Si’eh. Es ergibt keinen Sinn. Ich müsste deine Tochter sein. Doch … so fühle ich mich nun einmal.«
Ich nahm ihre Hand und zog sie an meine Brust, damit sie meinen sterblichen Herzschlag spüren konnte. Ich starb, das machte mich dreist. »Wenn ich sonst nichts für dich sein kann, bin ich glücklich, dein Sohn zu sein. Wirklich.«
Ihr Lächeln wurde traurig. »Doch du möchtest mehr.«
»Ich
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