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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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vereinten. Er war ein Gott, und sein Wille bestimmte die Realität. Die Materie in seiner Nähe befolgte hastig seinen Befehl.
    Dann verschwand er, und all die Trümmer, die vom Sturm emporgerissen worden waren, krachten in die Teile, die wir dummerweise aufgerichtet hatten.
    Ich setzte mich langsam auf und versuchte, einen abgerissenen Ast von meinem Rücken zu entfernen und den Tagsteinstaub in meinem Mund auszuspucken. Ich hatte Schmerzen in Teilen meines
Körpers, von denen ich nicht gewusst hatte, dass sie schmerzen konnten. Meine Hände taten weh. Wieso taten meine Hände weh? Ich hatte bei den anderen Gelegenheiten, bei denen ich gealtert war, noch nie Arthritis bekommen. Natürlich waren diese davon geprägt, wie ich mir das Altern vorgestellt hatte. Vielleicht war die Realität einfach unangenehmer, als ich geahnt hatte.
    Hände packten mich und halfen mir auf: Deka. Er drückte den Ast zur Seite und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Es war hüftlang, dünn und weiß. Egal, wie alt ich wurde, dieses Zeug wuchs einfach weiter. Wieso bekam ich keine Glatze, verdammt noch mal?
    »Hätte ich kommen sehen sollen«, murmelte ich, als er mir auf die Beine half.
    »Was?«
    Itempas half mir ebenfalls auf. Dank den beiden gelang es mir, die zerfurchten, instabilen Steine der gefallenen Stadt Elysium zu überwinden.
    »Den da.« Er nickte in die Richtung, in die Ahad verschwunden war. In einem anderen Leben hätte ich gelacht, weil er sich weigerte, Ahads angenommenen Namen zu benutzen. »Anscheinend hat seine Natur etwas mit Liebe zu tun.«
    Ahad? Liebe? Wenn das stimmte, war es kein Wunder, dass er so lange gebraucht hatte, um sich zu finden. Das letzte Jahrhundert hatte er in dem Gefängnis seiner eigenen Apathie zugebracht  –  und die Jahrhunderte, die er in Elysium gelitten hatte, waren wohl kaum hilfreich bei seiner Suche nach Liebe gewesen, selbst wenn sich die Gelegenheit ergeben hätte. Aber Glee –  ich biss mir auf die Lippe und betete trotz allem, dass sie durchkommen würde. Ich wollte meine neueste Schwester nicht verlieren und wollte ebenfalls nicht, dass mein anderer, angenommener Sohn sich selbst durch Trauer erfuhr.
    Es ist nicht leicht, sich durch einen Trümmerberg von der Größe einer kleinen Stadt zu kämpfen. Es ist noch schwerer, wenn
man ein alter Mann von mehr als achtzig Jahren ist. Immer wieder musste ich anhalten, um zu Atem zu kommen. Mein Gleichgewichtssinn war so schlecht, dass nach einigen Beinahestürzen und -brüchen Itempas sich schließlich vor mich stellte und mir sagte, ich solle auf seinen Rücken steigen. Aus reinem Stolz wollte ich sein Angebot ablehnen, aber der verdammte Deka hob mich einfach hoch und zwang mich somit, es anzunehmen. Es war erniedrigend, meine Arme und Beine um Itempas zu schlingen, aber die beiden ignorierten meine Einwände und setzten ihren Weg fort.
    Das Brüllen des Mahlstroms schwoll an; wir schwiegen. Das lag nicht nur an dem Lärm, sondern daran, dass wir warteten und hoften. Doch je länger wir kletterten und je mehr Zeit verging, desto geringer wurde unsere Hofnung. Wenn Yeine und die anderen in der Lage gewesen wären, Ka’hel zu besiegen, hätten sie es bereits getan. Das Universum existierte noch, was bedeutete, dass die beiden Gottheiten zumindest noch lebten. Abgesehen davon waren keine Nachrichten gewissermaßen gute Nachrichten.
    »Wohin können wir gehen?« Deka musste schreien, um sich verständlich zu machen. Um uns herum tobte und brodelte monströser Lärm. Ich hörte Vogelstimmen und Männer, die scheinbar gequält aufschrien, Meeresbrandung und Fels, der gegen Metall schlug. Unsere Ohren schmerzten nicht, noch nicht, doch unangenehm war es trotzdem.
    Tempa blieb stehen und drehte sich um. Deka war außer Atem, bedeckt von weißem Staub und Schweiß. Er war ein Gelehrter, kein Krieger; die Kletterei fiel ihm bestimmt nicht leicht.
    »Ich kann uns einmal, höchstens zweimal wegbringen«, sagte er. Sein Gesichtsausdruck wirkte beschämt. »Mir fehlt die Stärke eines Gottes oder eines …« Er sah an den Punkt, an dem Glee gefallen war. Ich hofte, dass Ahad sie aufgefangen hatte. »Aber Ka’hel wird uns im Reich der Sterblichen aufspüren. Und selbst wenn nicht …«

    Wir schwiegen und sahen nach oben in den Himmel. Die Wolken kochten und wanden sich auf eine Art, die nichts mit Wetterverhältnissen zu tun hatte. Würde der große Sturm am Himmel einfach aufhören, wenn Er den Ort erreicht hatte, von dem Er beschworen

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