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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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in die Hocke. Sprache war unmöglich geworden. Schon bald würden unsere Trommelfelle platzen, ein Segen, denn ansonsten würde das Brüllen und Tosen unseren Verstand zerstören. Ich kletterte auf Dekas Rücken und presste mein Gesicht an seinen Hals, damit ich ihn ein letztes Mal riechen konnte. Er ignorierte meine Sentimentalität und schloss die Augen, er murmelte etwas. Ich spürte in meiner Brust, wie die Zeichen auf seinem Rücken erst heiß, dann kalt wurden.
    Götter fiegen nicht. Für den Flug benötigt man Flügel, und ineffizient ist das Fliegen außerdem. Wir springen und heften uns an die Luft. Jeder kann das, die meisten Menschen haben das bloß nicht gelernt. Man muss nur den Dreh raushaben.

    Dekas erster Sprung beförderte uns fast in den Mahlstrom hinein. Ich stöhnte und klammerte mich an ihn, als der Donner des Sturms über uns so gewaltig wurde, dass ich das Gefühl in den Händen verlor und beinahe auch den Halt. Irgendwie gelang es Deka, seinen Fehler zu korrigieren und uns herunterzubringen, der Schlacht der Götter entgegen.
    Die noch nicht vorbei war. Dunkelheit blitzte auf, dann glitten wir durch Kälte: Nahadoth. Auf sie folgte warme Luft, die nach Blütenstaub und verrottendem Laub roch: Yeine. Beide lebten noch und kämpften –  und siegten, wie ich mit großer Freude sah. Sie hatten ihre Gestalt aufgegeben, ihre Macht miteinander verbunden und eine dichter werdende Kugel erschafen, in deren Mitte Ka’hel festsaß. Die Macht, die von ihr ausging, war so wild, dass ich Deka bat, weit davon entfernt anzuhalten. Das tat er. Im Inneren der Kugel tobte Ka’hel, doch er kam nicht heraus. Die Gottesmaske hatte ihn für kurze Zeit zu einem der Ihren gemacht, doch kein falscher Gott konnte lange gegen zwei der Drei bestehen. Um zu gewinnen, musste Ka’hel seine Verwandlung endgültig machen, doch dazu benötigte er Kraft, die er nicht besaß.
    Deswegen bot ich, sein Vater, sie ihm nun an. Ich schloss meine Augen und schickte mit allem, was ich war, meine Präsenz durch die Äther dieser Welt und aller anderen.
    Die wirbelnden, sengenden Gestalten, zu denen Yeine und Nahadoth geworden waren, hielten überrascht inne. Ka’hel fuhr in der Hülle, die ihn umgab, herum, und ich glaubte zu sehen, wie seine Augen schmal wurden.
    Komm, sagte ich, obwohl ich nicht wusste, ob er meine Stimme hören konnte. Um sicherzugehen, bettete ich den Gedanken in Wut ein. Meine arme Hymn, die ich nie hatte segnen können. All die Toten von Elysium-in-Schatten konnten ihm zur Last gelegt werden. Glee und Ahad. Und er wollte Itempas, meinen Vater; nein. Es fiel mir nicht schwer, die Sehnsucht nach Rache in meinem
Herzen zu finden. Dann versteckte ich sie sorgfältig hinter Reue. Auch die brachte ich mit Leichtigkeit hervor.
    Komm, sagte ich erneut. Du brauchst Macht, nicht wahr? Ich habe dir gesagt, dass du deine Natur akzeptieren sollst. Enefa hat dich in irgendein Loch geworfen, ließ dich vergessen und verlassen zurück, für mich. Dafür kannst du mir nicht vergeben. Komm und töte mich. Das sollte dir die Stärke geben, die du benötigst.
    Ka’hel starrte mich aus seinem schimmernden Gefängnis an, aber ich wusste, dass ich einen guten Köder ausgelegt hatte. Er war Rache, und ich war die Ursache seines ältesten und tiefsten Schmerzes. Er konnte mir ebenso wenig widerstehen wie ich einem Wollknäuel.
    Er zischte und warf den letzten Rest seiner Kraft in die Waagschale, einen winzigen Mahlstrom, der versuchte sich zu befreien. Dann spürte ich den instabilen, plötzlichen Anstieg seiner unausgewogenen Natur. Sie verstärkte die Gottesmaske und wuchs so sprunghaft an, dass die Hülle, die Naha und Yeine um ihn herum erschafen hatten, zu qualmen begann und zerplatzte.
    Das war mein Geschenk an ihn, das eines Vaters an seinen Sohn. Es war das Geringste, was ich ihm anbieten konnte, und weit weniger, als ich ihm hätte geben sollen.
    Mein Sohn grifmich an, grifuns an. Mein Deka, er strauchelte kein einziges Mal. Selbst dann nicht, als die äußersten Ränder von Ka’hels verschwommener Wut ihn trafen und seine Haut aufrissen. Wir schrien beide, als unsere Knochen brachen, aber Deka ließ mich nicht fallen, auch nicht, als Ka’hel seine Arme um uns legte und uns nur durch seine Nähe mit einer Umarmung, die für ihn wohl eine Parodie der Liebe darstellen sollte, auseinanderriss. Vielleicht steckte sogar ein wenig echte Liebe darin. Rache war leicht zu durchschauen.
    Aus diesem Grund grifich mit letzter Kraft

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