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Riven Rock

Riven Rock

Titel: Riven Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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nachziehend, ins Schlafzimmer, und kurz darauf stand O’Kane auf und folgte ihm, um ihm beim Anziehen zu helfen.
    Der Vorfall wurde nicht mehr weiter erwähnt, und Mr. McCormick aß halbwegs vernünftig das Frühstück, das Giovannella hinaufschicken ließ, aber etwas nagte an ihm, das war deutlich zu sehen. Er murmelte ständig vor sich hin, irgend etwas über Dr. Kempf, gab aber auf O’Kanes Nachfragen keine Antwort, und nach dem Frühstück begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen, den Kopf zu schütteln und mit den Armen zu fuchteln, als versuchte er sich ein unsichtbares Kleidungsstück über den Kopf zu ziehen. Ungefähr eine Stunde lang ging das so, dann setzte er sich zu O’Kane aufs Sofa, mit heftig bewegtem Mienenspiel. »Ed-Eddie«, sagte er, »ich – ich möchte gerne... weil sie mir doch Riven Rock wegnehmen und Doktor – Doktor Kempf auch, ich...« Hier unterbrach er sich, sah O’Kane scharf in die Augen und senkte die Stimme. »Eddie«, sagte er, und sein Stottern war vollkommen verschwunden, »ich will hier raus. Lassen Sie mich hier raus. Mit Ihrem Schlüssel. Bitte. Mit Ihrem Schlüssel.«
    O’Kane hatte noch einmal in seinem Brief gelesen, wie elektrisiert von seinem Inhalt – bestimmt würde der Börsenmarkt sich wieder erholen, ganz bestimmt –, und er hatte gerade das Antwortkuvert mit dem Scheck darin zugeklebt, als sein Arbeitgeber mit dem Umhergehen aufhörte und sich neben ihn setzte. Zwei Millionäre saßen nebeneinander – oder ein Millionär und ein potentieller Millionär, denn mit Jim Isringhausen gab es keine Grenze nach oben. »Sie wissen, daß ich das nicht machen kann, Mr. McCormick«, sagte O’Kane.
    »A-Aber Dr. Kempf ist, ist nicht hier, ich meine – heute nicht. W-Weil...«
    »Weil er in Urlaub ist. Das hat er Ihnen letzte Woche erklärt. Daran erinnern Sie sich doch, oder?« In Wahrheit war Kempf vollauf mit der Verhandlung beschäftigt, wo er sich selbst und Sigmund Freud vor einem Saal voller Rechtsanwälte, Reporter und McCormicks verteidigte, aber er hatte strikteste Order erteilt, daß Mr. McCormick nichts davon erfahren durfte. Jeden Tag durchforstete Nick die Morgenzeitungen mit einer Schere und entfernte jeden Hinweis auf das, was im Gerichtsgebäude von Santa Barbara vorging.
    »Er-Erzählen Sie keinen Scheiß, Eddie. Ich bin nicht verrückt und ich – ich bin auch nicht blöd. Ich weiß, was – ich weiß, was los ist. Also lassen Sie mich raus. Für einen Ausflug, meine ich, nur für einen Ausflug. Ich – ich bin nervös, Eddie, und Sie wissen doch, wie Ausfahrten mich immer beruhigen. Bitte?«
    Und an diesem Punkt ließ O’Kane sein Urteilsvermögen im Stich. Sie waren zuwenig Personal, also wären bei einem Ausflug nur Roscoe vorne dabei, und er selbst mit Mr. McCormick und Schwester Gleason hinten, und das barg ein gewisses Risiko, vor allem in Anbetracht von Mr. McCormicks Laune an diesem Morgen. Aber es wäre angenehm, mal rauszukommen, es war ein lastender, schwüler Tag, der mit irgend etwas schwanger ging – mit Regen vermutlich, noch mehr Regen –, und sie könnten sich ein paar Sandwiches besorgen, dazu vielleicht einen kleinen Schluck aus einem Fläschchen, um die Zukunft seiner dreitausendfünfhundert Eier zu feiern, die er dann auch gleich in den Briefkasten werfen konnte, denn solange sie in seiner Tasche verschimmelten, nutzten sie ihm kein bißchen. Kempf war nicht da. Mart war nicht da. Und die Eisprinzessin war nicht einmal in der Nähe.
    O’Kane grinste ihn fröhlich an. »Sicher, klar doch«, sagte er. »Warum nicht? Unternehmen wir einen Ausflug.«
    Als sie zum Tor hinausfuhren, regnete es, die Berge waren nichts als ein Gerücht in einem Himmel, der an den Baumwipfeln anfing, alles glitzerte heroisch, und die Fahrbahn war eine nasse schwarze Zunge, die an der nächsten Straße leckte und dann an der Straße danach. Mr. McCormick saß zwischen O’Kane und Schwester Gleason, mit leuchtenden Augen und leicht zusammengepreßten Lippen, in einem gelben Regencape, die Kapuze über den Kopf gezogen. Schwester Gleason sagte kein Wort – ihr gefiel die Sache nicht, kein bißchen –, aber für Roscoe, der allein vorn saß, war es ein völlig normaler Vorgang. Und jetzt fiel der Regen, fette feuchte Tropfen, die auf der Motorhaube des Wagens platzten und die Fenster hinabrannen wie die Tränen des Himmels, so hätte es O’Kanes Mutter gesagt, wie die Tränen des Himmels.
    Sie kauften Limonade und ein paar Sandwiches in einem Drugstore

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