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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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sich bereits Elias Patrice eingefunden.

    „Welche Beweise hat Abbéville?“ fragte Rixende voller Verzweiflung und zutiefst enttäuscht. Denn musste sie nicht davon ausgehen, dass die Blicke, die ihr Saint-Georges zugeworfen hatte, und die warmherzigen Worte, einzig darauf angelegt waren, sie auszuhorchen? Vielleicht hatte er nur einen Vorwand gesucht, um sich hier im Lager gründlich umzusehen, damit er sie irgendwann unter höhnischem Gelächter gemeinsam mit diesem Hund Abbéville ausplündern konnte?
    „Wer zuviel beweist, beweist gar nichts“, versuchte Délicieux sie zu beruhigen. „Macht Euch keine allzu großen Sorgen, Frau Fabri, wir übernehmen selbstredend die Verteidigung des alten Herrn. Nicht umsonst waren meine Brüder Tag und Nacht an seiner Seite, als es ans Sterben ging. So einfach wie es sich Abbéville vorstellt, ist die Sache nicht.“
    „Aber sagt, Pater, wie soll es jetzt weitergehen?“ fragte Rixende, der endlich ein Licht aufgegangen war, was die Anwesenheit der Mönche an Fabris Sterbelager betraf. Ihre Augen schimmerten feucht, denn sie ahnte, dass Castel Fabri nicht zuletzt ihretwegen so gehandelt hatte.
    „Nun ... im Grunde gibt es für uns nur eine Möglichkeit.“ Der Lektor setzte sich Patrice gegenüber, der, blass und die Stirn in Sorgenfalten gelegt, ihn seinerseits ansah, als wäre er einer der vierzehn heiligen Nothelfer.
    „Ja?“
    „Wir warten in aller Ruhe den Weinmonat ab, den Tag des Heiligen Ignatius. Bis dahin gehen noch fünf Monate ins Land. Dann werden wir zur vorgeschriebenen Stunde unsere Zeugen zu Abbéville schicken“, sagte der Franziskaner. „Ich will allerdings noch in dieser Woche nach Marseille reiten, wo in Kürze unser Generalkapitel tagt, um mein Vorgehen absegnen zu lassen und gegebenenfalls weitere Verhaltensmaßregeln einzuholen.“
    Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Diese Angelegenheit könnte nämlich ausufern und auf einen Streitfall zwischen unseren beiden Orden hinauslaufen.“
    „Auf einen Streitfall zwischen ... Wie meint Ihr das?“ fragte Patrice verwundert und auch Rixende sah Délicieux aufmerksam an.
    „Ich will es Euch erklären. Gesetzt den Fall, Abbéville glaubt unseren Zeugen nicht, er lässt sie gar nicht als Zeugen gelten oder stellt irgendwelche Gegenzeugen auf, so steht plötzlich Aussage gegen Aussage, und somit Franziskaner gegen Dominikaner, nicht wahr?“
    Patrice hielt vor Überraschung die Luft an.
    „Jetzt verstehe ich erst“, sagte er und seine Augen blitzten auf. „Dieser Fall könnte sich sogar zu einem verteufelt großen Widerstreit ausweiten!“
    Délicieux nickte ernst.

    Als die beiden Männer gegangen waren, suchte Rixende den Muselmanen auf.
    „Abu Ras“, platzte sie heraus, „ich muss Euch auf Eurer Reise begleiten, um irgendwo heimlich jemanden aus meiner Familie zu treffen! Könnt Ihr mir einen Rat geben?“
    Abu Ras überlegte kurz, dann schlug er ihr vor, gemeinsam zu Schiff nach Narbonne und von dort aus nach Cotllioure zu fahren, zu Fabris Lagerverwalter Martial.
    „Hm ...Gibt es in der Nähe vielleicht eine Niederlassung der Tempelritter?“ meinte Rixende nachdenklich.
    Abu Ras nickte. „Eine Komturei befindet sich im Ort selbst, in einer mächtigen Burg, direkt am Meer. Mit den Rittern habe ich schon manche Geschäfte getätigt, sie haben keine Vorbehalte gegenüber Händlern aus muselmanischen Ländern.“
    „Gut. Also, Cotllioure. Das wäre eine Möglichkeit. Was aber geben wir hier in Carcassonne als Grund an? Ist es nicht unschicklich, wenn ich mit Euch reise?“
    „ Ash sharta tighzil birijl himar – Eine schlaue Frau kann auch mit dem Fuß eines Esels spinnen, sagen wir bei uns. Ihr führt die Geschäfte, ich bin nur Euer Berater. Erzählt allen, ob Freund oder Feind, man vermisse seit Wochen eine große Lieferung und müsse Martial aufs schärfste befragen.“
    „Ihr habt recht“, sagte Rixende trotzig. „Wer auch will mir verbieten, zu reisen wohin immer ich will und mit wem ich will!“ Sie eilte in ihre Schreibstube und setzte einen Brief an Atons Frau Rosalie auf, um sie nach einer guten Bezugsquelle für Nadeln zu fragen. Noch in der gleichen Stunde schickte sie Aucassinne mit dem Schreiben auf den Weg.

    Aus Toulouse zurückgekehrt, bestellte Abbéville seinen Verweser zu sich. Lauernd sah er ihm ins Gesicht.
    „Nun, hat Fébus für die Verbreitung meines Dekrets gesorgt?“
    „Es ist alles zu Eurer Zufriedenheit geschehen, Bruder Nikolaus“, sagte

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