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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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hatte gerade angefangen, Eure Sprache zu lernen, als Castel Fabri starb. Wie kommt es, dass Ihr so gut die unsere sprecht?“ fragte Rixende, als Abu Ras Anfa mit seinen Schilderungen am Ende war und sie bereits Geschäftliches besprachen. Der junge Muselmane lachte.
    „Bei uns in Damaskus sagt man: ´Wer vierzig Tage mit fremden Leuten zusammenlebt, der wird einer von ihnen!’ Tatsächlich habe ich mich einige Monate in Marseille aufgehalten und in dieser Zeit schon einmal für das Haus Fabri Fabri gearbeitet.“
    Rixende war erleichtert. „Dann wird es Euch nicht schwerfallen, Euch bei uns einzuleben. Eines müsst Ihr jedoch wissen: Die Situation in unserer Stadt ist im Augenblick nicht gerade günstig.“
    Und sie erzählte in kurzen Worten, was in Carcassonne und Albi vor sich ging, und bat Abu Ras Anfa um Vorsicht. Bevor er sich zurückzog, meinte er:
    „Idha ma qata fiha qaddum yiqta fiha I munshar – Was der Hammer nicht zerbricht, die Säge schneidet es.“
    Als Rixende schlafen ging, hörte sie ihn zu Allah beten, und kurz darauf entlockte er einer Flöte eine wundersame Melodie.

    So wie Délicieux der „Familiares“, der Zuträger, nicht verborgen blieb, den Abbéville bei ihm eingeschleust hatte, so blieb der Inquisition die Ankunft des jungen Muselmanen im Hause Fabri nicht verborgen.
    Abbéville spottete: „Der alte Fabri ließ sich bisweilen den dicken Suleyman zur Unterhaltung kommen, die schöne Witwe jedoch scheint einen besseren Geschmack zu haben! Dieser stramme Bursche, den sie sich da ausgesucht hat, ei, ei, ei!“
    Saint-Georges zog ärgerlich die Brauen zusammen. Ein Ungläubiger bei Rixende? Gab es nicht schon genug Ärger in der Stadt? „Woher wisst Ihr von dem Muselmanen?“
    „Aber Bruder Fulco, mir entgeht nichts, was in Carcassonne geschieht! Auch Euer Besuch bei dieser Dame kürzlich ist mir längst bekannt.“
    Saint-Georges fuhr die Röte ins Gesicht.
    „Mein Erscheinen bei der Witwe Fabri hängt einzig mit der Befreiung der Gefangenen zusammen, unter denen sich auch mein ehemaliger Cellerar befindet, wie Ihr wisst“, sagte er und spielte den Beleidigten. „An einer raschen Aufklärung liegt mir also ebenso viel, wie Euch. Nun hat mir Olivier Martell berichtet, dass das Haus Fabri offenbar für einige Zeit den Berardturm nutzte. Es gab also dienstliche Gründe für meinen Besuch bei der Witwe, Bruder Nikolaus. Die Frau weiß jedoch von nichts, der Schlüssel ging verloren. Seitdem …“
    „Verstehe, verstehe.“ Nikolaus von Abbéville grinste unverschämt. „Qualis rex – talis grex – Wie der König so die Herde! Ha, ha, ha! Offenbar habt Ihr unter meinen Fittichen doch etwas gelernt, leider nicht wie man mit Ketzern umgeht, aber … nun ja, dienstliche Gründe sind immer gut. Der Schlüssel ging verloren, ha, ha. Der alte Abbéville wird Sorge tragen, dass Eure Besuche bei der schönen Witwe im nächsten Frühling einen gewichtigen Grund bekommen.“
    „Wie meint Ihr das, Bruder Nikolaus?“
    „Lasst Euch überraschen. Es hängt alles mit meiner Romreise zusammen.“
    Abbévilles’ Mundwinkel zuckten noch immer amüsiert, und seine Augen glänzten verdächtig.

    Im Mai des darauffolgenden Jahres kam die Bösartigkeit des Inquisitors Abbéville erst richtig zum Vorschein. Er war wohlbehalten und gutgelaunt aus Rom zurückgekehrt, ohne jedoch Fulco von Saint-Georges den Grund seiner Reise erklärt zu haben.
    Als Saint-Georges eines schönen Morgens den Turm der Justiz betrat, hörte er wie der Inquisitor gerade zu seinem Schreiber sagte:
    „Fébus, Ihr tragt dafür Sorge, dass dieser Anschlag vervielfältigt und an allen öffentlichen Plätzen ausgehängt wird.“
    Der Schreiber strich sich mit der Hand über die Stirn, nickte und nahm das Pergament an sich, das Abbéville mit eigener Hand geschrieben hatte.
    Der Inquisitor hatte seinen Verweser bereits vom Fenster aus kommen sehen. Jetzt grinste er erneut geradezu diebisch in sich hinein und rieb sich die Hände.
    „Bruder Fulco, ich bin für eine oder zwei Wochen in Toulouse“, sagte er genüsslich. „Dienstliche Gründe, Ihr versteht das, nicht wahr? Ha, ha! Ihr tragt die Verantwortung.“
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Turm.
    Saint-Georges nickte, trat zum Schreiber und nahm ihm das Pergament aus der Hand.
    Als Fulco die Worte las, die dort standen, begriff er sie zunächst nicht. Doch dann fuhr es ihm eiskalt den Rücken hinab. Abbéville war offenbar noch kaltblütiger und

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