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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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schwach und ihre Hände feucht wurden.
    „Nun, ich habe ihn soeben zufällig getroffen, vor Eurem Haus. Wir haben uns schon des öfteren unterhalten, über Angelegenheiten, die den Senat oder die Stadt betreffen, er schien mir wesentlich vernünftiger als Abbéville zu sein. Doch heute hatte ich ganz den Eindruck, als wollte er mir überhaupt nicht zuhören. Unablässig hat er Euer Anwesen gemustert, so als ob er es nicht erwarten könnte, hier alles zu beschlagnahmen. Ich denke, mittlerweile ist er Abbéville nicht nur gehorsam, sondern hörig.“
    „Das gibt es doch nicht“, stöhnte Rixende und fasste sich verzweifelt an den Kopf.
    „Kann ich selbst noch etwas tun? Braucht Délicieux Geld?“ fragte sie schnell, als sie merkte, dass Patrice sich über ihre Reaktion wunderte.
    „Ich melde mich bei Euch, wenn es so sein sollte“, sagte der alte Mann und stand schwerfällig auf.

    Der Heilige Ignatius saß einst auf einem Berg und hörte die Engel Antiphone singen. Da ordnete er an, dass man auch in den Kirchen die Psalmen in der Art der Wechselgesänge singen solle. An diese schöne Legende dachte Délicieux, als er sich mit seinem Syndikus am heißersehnten Tag des Heiligen, dem 17. Oktober, endlich auf den Weg zum Turm der Justiz machte. Es war drückend schwül zu dieser frühen Morgenstunde, obwohl es längst Herbst war. Ein Gewitter lag in der Luft. Délicieux seufzte. Er wünschte sich sehnlichst, dass Abbéville in der vergangenen Nacht den Gesang der Engel Gottes vernommen hätte und milde gestimmt wäre. Doch es sollte bei seinem frommen Wunsch bleiben.
    Der Inquisitor empfing die beiden stehend, ohne sie hereinzubitten. Ja, er weigerte sich strikt, sie anzuhören.
    „Aber Bruder Nikolaus, heute ist der Tag des Heiligen Ignatius. Ihr selbst habt ihn angesetzt. Wir müssen daher auf einer Beibringung unserer Beweise bestehen!“ sagte Délicieux mit Nachdruck und wich nicht von der Stelle. „Der Wahrheit muss endlich Genüge geschehen!“
    „Ich bin bereits im Besitz der Wahrheit, die Eure interessiert mich nicht!“ entgegnete ihm eisig der Inquisitor. Doch der wortgewandte Délicieux gab so schnell nicht auf.
    „Jesus Christus spricht: Ihr werdet die Wahrheit kennenlernen, und sie wird euch frei machen “, hielt er ihm unter Aufbietung all seiner Beherrschung vor. „Jesus sagt, Bruder Nikolaus, wir werden, nicht, wir haben die endgültige Wahrheit schon zu Lebzeiten kennengelernt, nicht wahr?“
    „Darüber lässt sich trefflich streiten. Doch ein andermal vielleicht. Heute wollen wir uns auf die Beweise zu diesem casus beschränken. Diejenigen, die mir bereits schriftlich vorliegen, genügen, ich sagte es schon“, meinte der Inquisitor arrogant. Nur an seiner heftig zuckenden linken Braue konnte man sehen, dass sein Innerstes ebenfalls in Aufruhr war. „Ich brauche die Euren nicht.“
    Unerschütterlich versuchte der Franziskaner Castel Fabris Ansehen zu rehabilitieren. Er baute Abbéville sogar eine Brücke, um es ihm leichter zu machen, seinen Fehler zuzugeben.
    „Ich bitte Euch, Bruder Nikolaus, seht unser Zeugnis wenigstens an. Vielleicht beruht alles nur auf einem Mißverständnis! Ihr solltet ...“
    Da trat Abbéville einen Schritt zurück, drehte sich um und schlug ihnen ohne ein weiteres Wort die Tür vor der Nase zu.
    Délicieux keuchte vor Überraschung. Er wurde zuerst ganz bleich und dann tiefrot, fast violett im Gesicht. Der Syndikus blickte ratlos von Délicieux zur Tür.
    „Was geschieht jetzt?“ fragte er.
    Délicieux gab ihm keine Antwort. Er machte kehrt, rannte die Treppe hinab, zum Tor hinaus, doch als er wieder auf der Gasse stand, hielt er plötzlich inne und schrie, so laut er konnte, zum Fenster des Turmes hinauf: „Wir kommen wieder, Abbéville! Wir verstehen uns darauf, den ´Lämmern zur Welt zu helfen`! Verlasst Euch drauf!“
    Ein kräftiger Donnerschlag unterstützte seine Worte, und eine Windbö fuhr in seine Kutte und stülpte sie um. Er raffte sie zusammen und eilte, den noch immer verwirrten Syndikus im Schlepptau, zum Kloster zurück. Kopfschüttelnd sahen ihm die Menschen auf der Gasse hinterher. Dann rannten sie in ihre Häuser, weil es heftig zu regnen anfing.
    Fulco von Saint-Georges, der sich in der Schreibstube aufgehalten und alles mit angehört hatte, war über Abbévilles Verhalten bass erstaunt.
    „Darf ich fragen, welche Beweise Euch tatsächlich in der Angelegenheit Castel Fabri vorliegen, Bruder Nikolaus?“ fragte er in ruhigem Tonfall,

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