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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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obwohl er innerlich aufgewühlt war wie selten zuvor.
    Abbéville zögerte mit seiner Antwort. Er trommelte mit den Fingern auf seinem Tisch herum. Soeben hatte er den Kampf gewählt. Doch niemals würde er zugeben, dass er nur halbwegs zufrieden war mit dem Verlauf der ersten Auseinandersetzung. Es war völlig offen, was sich Délicieux jetzt einfallen lassen würde. Da der Franziskaner nie gelernt hatte, was kämpfen bedeutet, war er ein unberechenbarer Gegner und gefährlich. Dennoch grinste Abbéville Fulco siegesgewiß an.
    „Nun, ich habe einen gewichtigen Trumpf in der Hand. Die Aussage eines reumütigen Ketzers, bezeugt von Pierre de Rochefort persönlich, worin alle Einzelheiten der Häretisierung des Castel Fabri auf seinem Totenbett beschrieben sind.“
    „Vom Bischof selbst bezeugt?“ Jetzt hatte Fulco Mühe, sich seine Erschütterung über diese Offenbarung nicht anmerken zu lassen. Wie konnte der Bischof von Carcassonne so etwas getan haben? Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
    Abbéville nickte eitel. „Ja, von Rochefort“, triumphierte er. „Der ist so dumm, dass er gar nicht weiß, was er alles unterschreibt. Aber beruhigt Euch, sein Zeugnis ist ja nur für die Akten bestimmt und soll nicht öffentlich ausgehängt werden.“
    „Der Bischof weiß gar nichts davon? Aber ... aber Bruder Nikolaus, Ihr könnt doch nicht ...“ Saint-Georges sprang empört auf, und seine Stimme überschlug sich fast. „Das ist Betrug! Fälschung! Nikolaus von Abbéville, Ihr geht zu weit!“
    Drohend hatte sich Abbéville erhoben. Er machte einen großen Schritt auf Saint-Georges zu. „Schwätzer, halt dein Maul! Der Zweck heiligt die Mittel. Castel Fabri war ein Ketzer, punktum. Ich weiß es, Ihr wisst es. Das ganze Haus Fabri ist verseucht. Authié geht dort ein und aus.“
    Dann wurde seine Stimme gefährlich. „Und was eine Fälschung ist und was nicht, entscheide noch immer ich. Es steht Euch nicht zu, über mich zu richten, noch mit mir zu schreien!“
    In Abbévilles Mundwinkeln stand der Schaum, so sehr war er in Rage geraten. Die ganze Wut, die er auf Délicieux hatte, die einzige Person, die seine ausgefuchsten Pläne durchkreuzen konnte , entlud sich jetzt auf seinen Verweser.
    „Wagt das niemals mehr, Saint-Georges, ich warne Euch zum letzten Mal. Und wagt es auch nicht, über diesen Vorgang mit irgend jemandem zu reden, wenn Euch Euer Leben lieb ist. Ihr steht ab sofort unter Arrest und verlasst den Turm erst, wenn ich es Euch wieder erlaube. Handelt Ihr meinem Befehl zuwider, lernt Ihr den Scheiterhaufen von der anderen Seite kennen. Dann brennt Ihr gemeinsam mit dieser Ketzerin Fabri!“
    Abbéville rauschte hinaus und ließ einen totenbleichen, vor Zorn bebenden Fulco von Saint-Georges zurück. Sich auf den König und Nogaret zu verlassen, war ein Fehler gewesen. Die Franzosen scherten sich einen Dreck um ihre Untertanen im Süden. Abbéville aber war nicht nur hart und grausam, er war toll geworden. Rixende befand sich in höchster Gefahr. Sie musste sofort das Land verlassen. Doch wie sollte er sie warnen?
    Fulco trat zur Tür der Schreibstube und öffnete sie vorsichtig.
    Polignac stand in seiner ganzen Breite davor und schüttelte bei seinem Anblick nur stumm den Kopf.
    Nun rächt es sich, keinen einzigen Freund weit und breit zu haben, dachte Saint-Georges verzweifelt.

29
    „Ach“, sprach der eine, „die so goldig prangen,
    sind Blei, die Kutten, Zentnerlasten schier ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Nikolaus von Abbévilles Triumph währte jedoch nur kurz. Als er noch in der gleichen Stunde den Verantwortlichen der Exekutive und den Bischof darüber informierte, dass die Inquisition das Lager, die Grundstücke, Häuser und das Vermögen des Castel Fabri zu konfiszieren gedachte, machte eine höhere Instanz seine Träume unverhofft zunichte.
    Gerade hatte er dem Seneschall zu erklären versucht, dass die Beweise für eine Verhaftung der Fabri nebst Gesinde ausreichen würden, als er bemerkte, dass Gui Capriere Bischof Pierre de Rochefort merkwürdig ansah. Der Blick, den dieser zurückwarf, war ebenfalls mehr als seltsam. Was war hier los?
    „Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?“
    Der einfältige Rochefort, der eigentlich einer anderen Angelegenheit wegen ins Château comtal gekommen war, verzog den Mund, hob die Brauen und die Hände und seufzte theatralisch, worauf die beiden Bänder seiner dreieckigen Mitra in Bewegung gerieten. Der Seneschall zuckte resignierend mit den

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