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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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jawohl! Jetzt sagt einmal, Bruder, seid Ihr wirklich so einfältig, oder versucht Ihr mir ständig einen Bären aufzubinden? Hat Euch dieses Ketzerweib derart den Kopf verdreht?“.
    „Ich weiß wahrhaftig nicht, worauf Ihr hinauswollt, Bruder Nikolaus!“ Saint-Georges hielt noch immer an sich, aber er war fest entschlossen, sich nicht länger derartig behandeln zu lassen. Er stand auf, trat vor Abbéville hin und sagte mit fester Stimme:
    „Nikolaus von Abbéville, ich habe Euch wahrheitsgemäß und obendrein schriftlich berichtet, dass sie aus Gavarnie stammt. Ich habe Euch einen Bericht aus Cotllioure geschickt und einen ausführlichen aus Fontfroide, mit interessanten Neuigkeiten über den möglichen Aufenthaltsort des Hüters. Mehr gibt es wirklich nicht zu sagen, punktum. Da Ihr mir aber offenbar nicht mehr vertraut, bitte ich um meine Entlassung als Euer Verweser. Ich bin bereit, zukünftig wieder als einfacher Mönch ...“
    „Punktum, punktum? Einfacher Mönch? Das könnte Euch so gefallen, wenn der casus belli eintritt, wenn Schwierigkeiten auftauchen, Fersengeld zu geben? Einfacher Mönch, ha! Nein, ich werde Euch gewiss nicht entlassen und für alles selbst den Kopf hinhalten! Aber ich will Euch sagen, woher die Fabri kommt: Aus dem Bergnest Montaillou, Dummkopf! Aus Montaillou. Eure Nachforschungen waren allesamt falsch - oder Ihr macht mir hier etwas vor, nur damit ich Euer Liebchen nicht ins Loch werfe.“
    Montaillou? Saint-Georges hatte keine Ahnung, worauf Abbéville anspielte. Dann jedoch fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    „Meint Ihr …? Die Burg des Hüters?“ fragte er völlig ungläubig.
    „Nun, ist es Euch wieder eingefallen? Philippe von Planissoles! Derjenige, der den Katharerschatz vom Montségur geschafft hat. Da gibt es nicht nur einen Sohn, sondern auch eine Tochter, die noch lebt. Und diese Tochter ist Eure Hure!“
    Abbéville hatte bei seinen Worten die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, und er schien es geradezu zu genießen, in Saint-Georges entsetztes Gesicht zu sehen.
    „Ja, da schaut Ihr dumm, nicht wahr? Da verschlägt es Euch vollends die Sprache! Ich sehe, Ihr habt es wirklich nicht gewusst. Die Witwe Fabri ist de facto die Tochter eines der größten Ketzer, der uns je unter die Finger gekommen ist! Ava war ihr Name, als sie noch in Montaillou lebte. Und ihr Bruder hieß ursprünglich Bernard. Er ist na mengo, der Finsterblickende, der Hüter der Geheimen Worte.“
    Saint-Georges stand bleich vor Abbéville.
    „Das glaube ich Euch nicht!“ stieß er hervor.
    „Ihr werdet es glauben müssen! Hier, lest!“
    Mit diesen Worten zog er ein Protokoll aus seinem Umhang hervor, um es seinem Verweser zu überreichen. Abbéville hatte sich offenbar längst auf dieses Gespräch vorbereitet, und nur auf die passende Gelegenheit gewartet.
    Fulcos war so aufgewühlt, dass er Schwierigkeiten hatte, das Dokument ruhig zu halten und auch, die Zusammenhänge zu verstehen. Dort stand alles über diesen Oberketzer Bernard von Planissoles und seine das ganze Land überziehende Verschwörung. Doch kein Wort von Rixende … oder Ava, wie ihr richtiger Name sein sollte. Wer gab ihm die Sicherheit, dass Abbéville ihn nicht belog, vielleicht war er auch einem falschen Informanten aufgesessen. Wortlos gab er ihm das Schreiben zurück.
    „Nun, wie fühlt Ihr Euch jetzt?“ sagte dieser, Fulco von Kopf bis Fuß musternd. „Wie fühlt man sich, wenn man mit einer elenden Ketzerin die hora s gelesen hat oder ihr ´gulden Pförtlein` bearbeitet, wie das gemeine Volk sagt? Ich nehme Euch gerne selbst die Beichte ab, wenn Ihr das wünscht. Euer Seelenheil liegt mir durchaus am Herzen, denn wenn ich Euch so betrachte – also, wir sind eben allesamt Menschen, keine Götter ...“
    Abbévilles hohntriefendes Angebot hatte Fulco rasch wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt.
    „Woher habt Ihr all diese Erkenntnisse?“
    Abbéville grinste.
    „Ich habe einen guten Mann auf die Fabri angesetzt und natürlich auf Euch. Als Inquisitor muss man auch wissen, was die eigenen Leute so treiben. Für solche Dinge habe ich eine Nase. Mein Amt ist mir nicht umsonst angetragen worden. Ich bin der Beste. Aber jetzt“ - wütend schlug er wieder mit der Faust auf den Tisch -, „kurz vor dem Ziel, bindet man mir die Hände! Über die Fabri hätte ich an ihren Bruder kommen können. Ein einziges Mal die Daumenschrauben an ihren weißen Knöchelchen ... tja ...
    Und nun zu Euch, Saint-Georges:

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