Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
und ich getraue mich gar nicht, es Euch weiterzuerzählen.“
„Steckt wieder Martell dahinter? Heraus mit der Sprache!“ Rixendes Stimme wurde scharf.
„Es ... es handelt sich um diesen Inquisitor Saint-Georges, der angeblich Euretwegen seinen Hut nehmen musste.“
„Meinetwegen? Was sagen die Leute, Benete, sprich endlich!“
Benete blies die Backen auf. „Ich weiß ja, dass es nicht stimmt. Aber die anderen sagen, er würde Euch jede Nacht in Eurer Kammer besuchen! Nur deshalb würdet Ihr Euch nicht wieder verheiraten.“
„Das ist doch wirklich zu dumm! Wie sollte das möglich sein, schließlich befindet sich der Mann in Avignon, zwei Tagesritte von hier entfernt!“
„Das sage ich den Leuten auch, doch sie lachen auf meinen Einwand nur. Nach Avignon würde der Kerl passen, sagen sie, schließlich wäre diese Stadt bekannt für ihre hemmungslosen Prälaten, die auf schnellen schneeweißen Pferden ritten, mit güldenen Satteldecken und Hufeisen versehen. Dort würde die Geistlichkeit Tag um Tag in rot und grün karierten, spitzenbesetzten Mänteln herumlaufen, mit Hüten und Stolen von erstaunlicher Länge, mit spitzen und geflochtenen Schuhen und juwelenbesetzten Gürteln mit güldenen Taschen. Sie würden sogar die Tonsur missachten und Bärte tragen. Ja, stellt Euch nur vor“ – Benete hatte sich ganz in Eifer geredet - „etliche sollen sich sogar Narren halten wie die Könige! Und Euch, Herrin, nennen sie ...“ Erschrocken schwieg die Köchin.
„Wie nennen sie mich, Benete?“
„Nun, sie nennen Euch Pfaffenliebchen und Mönchsbraut ... und das tut mir im Herzen weh“, platzte es aus ihr heraus, und dabei schossen ihr die Tränen aus den Augen, so dass Rixende aufstand, um sie in die Arme zu nehmen.
„Hör mir gut zu, Benete“, sagte sie, als sich die Köchin wieder etwas beruhigt hatte. „Ich will dich nicht belügen. Es stimmt, dass jener Mann und ich uns liebten. Doch wir haben uns vor langer Zeit das letzte Mal gesehen. Das beste wird sein, man gibt nichts auf das Gerede der Leute. Das nimmt ihnen am schnellsten den Wind aus den Segeln.“
„Also stimmt es doch, was die Leute …“ Als sich Benete ein wenig beruhigt hatte, meinte sie: „Herrin, es steht mir nicht zu, Euch zu tadeln oder Euch gute Ratschläge zu geben. Doch es würde den Lästerzungen ganz schnell das Maul stopfen, wenn Ihr Euch wieder verheiratet. Der Weinhändler Jean Poux wartet nur auf ein Zeichen. Ich habe bemerkt, dass er Euch in der Kathedrale noch immer ständig beobachtet. Er ist jung und dennoch ein angesehener Herr mit einer großen Domus und Ländereien. Und dass er stottert, ist doch nicht so schlimm.“
„Ich will darüber nachdenken“, sagte Rixende, um das Gespräch zu beenden.
Eine Woche darauf schien es, als ob weitere dunkle Wolken über Rixende aufgezogen wären. Nach dem Besuch der Sonntagsmesse trat plötzlich Elias Patrice auf sie zu.
„Frau Rixende, auf ein Wort!“ sagte er, und sein ernstes, angespanntes Gesicht ließ nichts Gutes hoffen.
„Ja?“ Rixende blieb vor dem Eingang der Kathedrale stehen. Die Sonne blendete sie, so dass sie ihre rechte Hand über ihre Augen hielt. Bereits während des Gottesdienstes, als sie sich einmal neugierig nach dem Weinhändler Poux umgewandt hatte, hatte sie abschätzige Blicke bemerkt, die ihr gegolten hatten - und jetzt dieser ungewohnt ernste Elias! Rixende dachte an Benetes Worte. Da stieß ihr plötzlich jemand heftig den Ellbogen in den Rücken, und als sie sich empört umdrehen wollte, um zu sehen, wer sich so rüpelhaft verhielt, zischte eine ihr unbekannte Frau zu ihrer Linken: „Pfaffenhure!“
Rixende wurde über und über rot. Auch Elias Patrice war erschrocken. Zuerst machte er Anstalten, der Fremden nachzueilen, doch dann besann er sich eines Besseren.
„Lasst uns ins Rote Haus gehen, um dort miteinander zu reden, Frau Fabri!“ sagte er leise und fasste sie am Ellbogen. Doch als sie sich gerade auf den Weg machen wollten, gab es einen weiteren Zwischenfall. Ein junger Mann drehte sich nach ihnen herum und spuckte vor Rixende aus. Die Umstehenden lachten. Rixende wurde blass und fing zu zittern an. Dann riss sie sich von Patrice los und begann zu laufen, immer das hämische Gelächter in ihrem Rücken.
Als Elias Patrice schließlich im Roten Haus ankam, schlossen sich die beiden ein. Das Gespräch, das danach folgte, verlief – Rixende hatte es schon geahnt - ähnlich wie das mit Benete. Doch Rixende weigerte sich, die
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