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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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verurteilten Bischofs von Pamiers, Bernard Saisset, zu verlangen. Saisset hatte über Philipp geäußert: „Das ist weder ein Mensch noch eine Bestie, das ist eine Statue.“ Wenig später hatte er sogar den gesamten Hof als falsch, treulos und korrupt bezeichnet.
    Philipp war in seinem Herrscherstolz verletzt. Dass dieser Pfeil zugleich auf Nogaret abgeschossen war, Philipps Sprachrohr, der sich ja schon öfter als Kirchenhasser hervorgetan hatte und – ganz Frankreich sprach darüber - den Katharern nahestehen sollte, war nicht zu übersehen.
    Als nun aber, nach der Rückkehr von einem längeren Jagdausflug, eine weitere Bulle aus Rom namens Ausculta fili eintraf, die nicht nur die Rechte des Heiligen Stuhles gegenüber den weltlichen Regierungen definierte, sondern die sofortige Freisetzung des Bischofs vom Pamiers forderte und obendrein den König zur persönlichen Verantwortung vor ein römisches Konzil zitierte, schien der schwelende Streit der beiden Kontrahenten ein neues Maß erreicht zu haben.
    „Schickt ihm folgende Antwort, Nogaret“, herrschte Philipp seinen höchsten Ratgeber an.
    „Philipp an Bonifatius, keinen Gruß! Deine Dummheit möge wissen, dass Wir in weltlichen Dingen niemandem unterstehen ... Die anderes glauben, sind Narren!“
    Nogaret nickte zustimmend. Dann sagte er leise lächelnd zum König: „Sire, habt Ihr über meinen Vorschlag nachgedacht, den ich Euch auf der Jagd unterbreitet habe?“
    Philipps Augen verengten sich. Er spitzte den Mund. Sein schönes, ebenmäßiges Gesicht glich jetzt dem eines Raubvogels.
    „Ihr meint ... die Absetzung?“
    „Ich denke, es ist an der Zeit, in Rom einzugreifen.“
    „Gut. Die Königin wird es gewiss nicht billigen, doch Wir sind Eurer Ansicht. Wir berufen als ersten Schritt eine Ständeversammlung ein, am besten in den Louvre. Wir schlagen den Brachmonat vor. Dort wollen wir Unsere Beschuldigungen gegen den Heiligen Vater offiziell vortragen. Besprecht Euch mit den anderen Rechtsgelehrten, und dann nehmt, sagen Wir … spätestens im Herbst den Hund gefangen. Und noch etwas: Wir denken, Wir sollten Unsere Reise in den Süden Unseres Landes ein weiteres Mal verschieben. Wir müssen Uns um Flandern kümmern, alles andere wäre höfische Torheit.“
    „Der französische König ist Kaiser in seinem Reich“, sagte Nogaret gelassen.

    Als die Nachricht in Carcassonne eintraf, dass auf den Besuch des Königs ein weiteres Jahr gewartet werden müsse, dass aber – um das Volk ruhig zu halten – der Seneschall im Sommer ein großes Fest ausrichten werde, zu dem jedermann, ob arm oder reich, geladen sei, war der Jubel im Volk groß. Ein Tanz- und Reiterfest mitten in Carcassonne, das hatte es bislang nur unter den Grafen Trencavel gegeben, und die waren schon lange tot. Dass dieses Fest aber ausgerechnet am Tag des Heiligen Benedikt von Nursia stattfinden sollte, dessen Wahlspruch ora et labora lautete, fanden manche bezeichnend.
    „Habt Ihr gehört, Herrin“, rief auch die junge Josette aufgeregt, als Rixende die Küche des Roten Hauses betrat. „Der Seneschall gibt ein Fest für alle, bald ist es soweit.“
    „Ja, welch eine Freude in diesen dunklen Zeiten! Ganz Carcassonne steht Kopf!“ meinte auch die Köchin.
    „Aber Benete! Höre ich recht? Ich denke, ihr Katharer habt mit Festen nichts im Sinn?“ spottete Rixende, so dass die Köchin über und über rot wurde.
    „Nun ja“, sagte sie verschämt. „Wir feiern selten, das ist wahr. Doch würden wir uns von allem Geschehen in der Stadt ausschließen, käme man uns recht schnell auf die Spur!“
    „Schon gut, ihr beiden, freut euch nur! Auch ich will das Fest besuchen“, sagte Rixende und lachte. Dann schlug sie ihr Brevier auf, das sie oft am Morgen zu lesen pflegte.
    „Herrin“, unterbrach sie Benete, nachdem sie Josette mit einer Besorgung aus dem Haus geschickt hatte, „ich ... ich wollte es Euch schon gestern Abend sagen, doch ich dachte, Ihr solltet lieber eine ungestörte Nacht verbringen.“
    Rixende sah erstaunt von ihrem Büchlein hoch. „Ja, was ist?“
    „Also, es steht mir zwar nicht zu, Euch irgendwelche Ratschläge zu erteilen – mein kleiner Aimeric hat mir das auch immer ans Herz gelegt -, aber ich denke mir, Ihr ... Ihr ... nun, Ihr solltet Euch vielleicht bald nach einem guten Gatten umsehen, damit ... damit die Leute aufhören, über Euch zu reden.“
    „Wie bitte? Was erzählst du da? Die Leute reden über mich?“
    Benete sah betreten zu Boden. „Ja,

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