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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Mit glühenden Worten und wahrhaft erzwungener Ruhe appellierte er an Bonifatius` Herz und erinnerte ihn freundlich an das, was er zum Jubeljahr versprochen hatte. Carcassonne wäre durchaus bereit, die stattliche Summe von zweitausend Gulden zu zahlen, wenn der Heilige Vater im Gegenzug der Inquisition straffere Zügel anlegen würde.
    „Auch diese Summe wird uns ruinieren, Ehrwürdiger Vater, ganz gewiss, doch ist unsere Sicherheit uns diesen Preis wert.“
    „Wie? Was? Höre ich recht? Ihr gedenkt mit Uns zu schachern?“ Bonifatius erhob sich umständlich aus seinem Sessel. Das Lächeln war verschwunden. „Ihr spielt hier den Lehrmeister und bietet Uns lumpige zweitausend? Ist das Euer letztes Wort?“
    Aimeric nickte. „Das ist die Summe, die unsere gute Stadt Carcassonne im äußersten Falle aufbringen kann, ohne sich bis in alle Ewigkeit zu ruinieren, Heiliger Vater.“
    „Ruinieren? Wir reden doch nicht vom Stadtsäckel, Bursche!“ donnerte Bonifatius und Caetani grinste höhnisch. „Wir reden von Eurem eigenen Gold, von Castel Fabris Vermögen.“
    Aimeric verharrte einen Moment lang schweigend. Dann richtete er sich stolz vor dem Papst auf und sagte eisig:
    „Ich bin nicht vor Euch getreten als der Sohn Castel Fabris, sondern als der Sprecher des Senats von Carcassonne. Das Vermögen meines Vaters steht hier nicht zur Debatte.“
    Bonifatius bebte vor Wut.
    „Ist das wirklich Euer letztes Wort, Aimeric Fabri? Ihr verweigert die Zahlung der zehntausend?“
    Aimeric brach der Schweiß aus. Er wurde abwechselnd rot und bleich und sandte mehrere kurze unruhige Blick zu Balbino, der aber selbst völlig ratlos schien. Welche Richtung hatte diese elende Audienz nur eingeschlagen? Kein einziges Argument, das sie vorgebracht hatten, war es Bonifatius wert gewesen, darauf einzugehen.
    „Jawohl“, stieß er mit zusammengepressten Zähnen hervor „ich verweigere die Zahlung der zehntausend aus dem Vermögen meines Vaters und biete Euch im Gegenzug und in aller Güte ein weiteres Mal zweitausend Goldgulden an, und zwar aus der Kasse der Stadt Carcassonne.“
    Das bedeutete das Ende der Audienz.
    „Wir wissen, auf wen sich die Leute verlassen“, schrie Bonifatius der Abordnung hinterher „aber bei Gott: alle Könige der Christenheit werden das Volk von Carcassonne nicht vor der Verbrennung retten, und besonders Euren Vater nicht! Roma locuta, causa finita! “

    Vidame konnte nicht mehr geholfen werden. Am Tag nach Neujahr war der ehemalige Senator der Stadt Carcassonne im Kerkerloch gestorben. Die anderen saßen noch immer dort, auch der Müller Calveries, von dessen Unschuld zumindest Saint-Georges überzeugt war.
    Kurz vor dem Weihnachtsfest hatten der alte Fabri und Elias Patrice durch zähes Verhandeln mit dem Seneschall erreicht, dass das „Schöne Feuer“ wenigstens aufgeschoben wurde. Auf eine Freilassung der Kranken und Alten, einen Gnadenakt also, hatte sich Abbéville nicht eingelassen. Seitdem sah der alte Castel Fabri blässlich und unwohl aus, ja seine Haut schien Tag für Tag welker zu werden und seine Augen trüber. Um ihn nicht weiter zu beunruhigen, brachte Rixende das Gespräch zuerst einmal auf den auffälligsten aller Türme Carcassonnes, den Schatzturm.
    „Oh, im Trésauturm befand sich früher der Schatz des Raymond Roger Trencavel“, antwortete ihr der Schwiegervater. „Stellt Euch nur vor, seine Mauern sind beinahe dreizehn Fuß stark! Kennt Ihr das Schicksal der Trencavels?“
    „Nein.“ Rixende schwante nichts Gutes. Ganz bestimmt würde Fabri ihr wieder eine Geschichte erzählen. Und so war es. Der Alte schob entschlossen den Hirsebrei zur Seite, den ihm Benete vorgesetzt hatte, und strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. Die Aussicht, in angenehmer Gesellschaft ein Schwätzchen zu halten, machte ihn sofort um Jahre jünger.
    „Nun, meine Liebe, die Grafen Trencavel spielten vor zweihundert Jahren eine bedeutende Rolle. Es war die Zeit der Rivalität zwischen den Häusern Toulouse und Barcelona, und der Einflussbereich unserer Trencavels erstreckte sich von Carcassonne bis nach Nimes. Im Schicksalsjahr 1209 jedoch war es mit der Macht des braven Grafengeschlechts zu Ende. Roger Trencavel, unser guter Graf – so wird er hierzulande noch immer bezeichnet -, hatte, als das Kreuzfahrerheer des Innozenz` seine schöne Stadt Béziers zerstört hatte, ein Versprechen gegeben. Er wolle allen Vogelfreien, die bald ohne Stadt, ohne Dach, ohne Asyl und Brot durch das Land

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