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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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ziehen würden, eine wahrlich wehrhafte Stadt, ein schützendes Dach, Brot und sein Schwert gewähren: Carcassonne.
    Dieser hochherzige Schwur jedoch und seine Weigerung, die Katharer aus Carcassonne zu vertreiben, wurden ihm zum Verhängnis. Bald lag das Kreuzfahrerheer auch vor unseren starken Mauern. Aber die Stadt beherbergte – Trencavels Versprechen wegen - nicht nur viele Flüchtlinge, sondern auch eine Garnison erfahrener Soldaten zu ihrer Verteidigung. Meine Großmutter hat mir erzählt, wie tapfer diese Männer zum Angriff auf das Kreuzfahrerheer übergingen und wie sie alles daran setzten, mit Feuerpfeilen die hohen Belagerungstürme, die der Feind aufgebaut hatte, in Brand zu setzen. Mit riesigen Katapulten bombardierten die Unsrigen unermüdlich die Belagerer. In einer Nacht, so erzählt man sich, sollen Soldaten durch unterirdische Gänge in das Lager der Kreuzritter geschlichen sein, wo nur noch vereinzelte Lagerfeuer brannten. Sie überwältigten viele und zündeten die Zelte der Feinde an.“
    „Gibt es diese Gänge noch?“ fragte Rixende wie beiläufig.
    „Nein, nein, meine Liebe“, der alte Mann schüttelte das Haupt, „wenn es sie überhaupt je gab und alles nicht nur eine Legende ist, so sind sie längst zugeschüttet. Doch zurück zu meiner Geschichte. Den Feind focht der nächtliche Überfall nicht an. Die Belagerung wurde fortgesetzt. Der Erntemonat war heiß in jenem Jahr, sehr heiß. Die Sonne brannte derart unerbittlich vom Himmel, dass von den Wällen aus gesehen, die Farben der umliegenden Ortschaften ineinander zu fließen schienen und die Zikaden sangen Tag und Nacht, so dass die Nerven der Eingeschlossenen zum Zerreißen gespannt waren. Durch die Einnahme von Saint Michel und Saint Vincent vor der Stadt - hatte man uns wichtige Zugänge zum Wasser abgeschnitten. Eine Seuche brach aus. Die Menschen starben wie die Fliegen.“
    „Das muss ja schrecklich gewesen sein!“ stieß Rixende hervor, zunehmend gebannt von Fabris Schilderung.
    Der Alte nickte. „Arnaud Amaury, der Führer des Kreuzzuges, bot Verhandlungen an und verbürgte sich für die Sicherheit unseres jungen Grafen. Weil er die Verantwortung für das Schicksal so vieler tausend Menschen trug, wagte sich Trencavel tatsächlich in das Lager des Feindes! Ach hätte er es nur nicht getan!“
    „Warum? Sein Vorgehen erscheint mir vernünftig.“
    „Nur auf den ersten Blick, meine Liebe, nur auf den ersten Blick. Arnaud Amaury, dieser grausame Abt, missachtete nicht nur die Regeln des Rittertums, sondern auch sein hochheiliges Versprechen. Nachdem er unseren Grafen auf der Stelle gefangen genommen hatte, war die Stadt führerlos. In der Hoffnung, den Trencavel damit freizubekommen, kapitulierte Carcassonne. Alle Einwohner und Flüchtlinge kamen zwar mit dem Leben davon, mussten aber ihre Häuser nur mit dem Hemd auf dem Leib verlassen. Katharer und Katholiken. Arnaud Amaury nahm dabei natürlich auch Trencavels Schätze mit, die sich im Trésauturm befanden.“
    Fabri legte den hölzernen Löffel beiseite, mit dem er zur Untermalung seiner Erzählung in der Luft herumgefuchtelt hatte. „Ja, dieser furchtbare Amaury“, sagte er nachdenklich. „Tötet sie alle, Gott wird die Seinen schon erkennen! Das war sein Leitspruch vor Béziers gewesen, und damit begann ein jahrzehntelanges Morden. Und noch immer ist es nicht zu Ende ...
    Nein, der Kampf dauert fort ... Erinnert mich daran, Rixende, dass ich Euch am Sonntag in der Kathedrale einen Sarkophag zeige, auf dem die Belagerung Carcassonnes eingemeißelt ist.“
    „Das alles habe ich nicht gewusst“, meinte Rixende nachdenklich. „Eine wahrhaft böse Geschichte um Eure schöne Stadt, Herr Fabri. Kein Wunder, dass noch immer darüber geredet wird. Doch was befindet sich heute im Schatzturm? Gehört er wie das Château comtal nun dem Seneschall des Königs?“
    Fabri nickte. „Ja, das königliche Schatzamt hat jetzt dort seine Schreibstuben.“
    „Und die anderen Türme ringsumher? In wessen Hand befinden sie sich?“
    „Nun, die Verhältnisse sind eindeutig – im Grunde gehört alles dem König, denn er muss die Stadt im Falle eines Angriffs verteidigen. Die Nutzung in Friedenszeiten – wie heutzutage - ist jedoch unterschiedlich. Über den viereckigen Turm des Bischofs gebietet die Kirche. Das riesige Katapult, das auf seiner oberen Plattform steht, ist übrigens so gebaut, dass der Turm damit nach außen und nach innen verteidigt werden kann. Bezeichnend, würde

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