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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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heranzuziehen. Die junge Frau schrie entsetzt auf, und Paco ließ vor Schreck das Werkzeug fallen.
    „Ich lass mich nicht länger hinhalten, hast du mich verstanden, du dummes Weib!“ sagte der Mann mit eisiger Stimme und zerrte derartig an Rixendes Haar, dass es höllisch schmerzte. „Ich muss hier raus, bevor Saint-Georges einen neuen Scheiterhaufen errichtet.“
    „Lasst mich doch los! Wir wissen um die Gefahr, in der Ihr schwebt. Und sobald der entscheidende Mann wieder in Carcassonne ist, holen wir Euch aus dem Loch. Ich verspreche es Euch hoch und heilig. Sind außer Euch selbst noch weitere in der Lage zu fliehen – und wie ist Euer Name?“
    „Mein Name ist Henricus“ , stieß der Gefangene hervor. „Ich war einst der Cellerar im Kloster zu Albi. Hoch und heilig, ha! Dieser elende Schweinehund Saint-Georges hat mich hochheilig auf dem Gewissen.“
    Saint-Georges, schon wieder … Rixende hielt überrascht die Luft an, als sie eine Bewegung an ihrer Seite spürte. Paco hatte sich zu ihr herangeschlichen. Nun zwängte er seinen Kopf an ihrem vorbei durch die Maueröffnung – und schlug seine kleinen Zähne in die Hand des Mannes. Mit einem lauten Aufschrei ließ der Gefangene Rixendes Haar los. Rasch schnappte sie sich den Jungen und zog ihn mit sich, bis sie beide vor dem Arm des Cellerars in Sicherheit waren. Dann bestand sie darauf, dass Henricus sich ans andere Ende des Verlieses zurückzog, bevor sie den Stein wieder in die Maueröffnung schoben.

    Als Rixende müde und verschwitzt das Lager verließ, um ins Rote Haus zurückzukehren, hörte sie schon an der Eingangstür Benetes Schreie. Ihr stockte der Atem. Sie ließ ihren Umhang fallen, den großen Schlüsselbund ... und rannte in die Küche.
    Dort standen diejenigen, die sich auf die Suche nach Aimeric gemacht hatten.
    Benetes Verzweiflung nach zu urteilen, hatten sie ihn gefunden.

16
    Und röter schien von meines Schattens Grau
    die Flamme, die ich drinnen sah sich regen ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Die Nachricht von Aimerics schrecklichem Tod verbreitete sich schnell. Obwohl Délicieux seinen Verdacht für sich behielt, weil er eine Beteiligung der Dominikaner an dem Überfall nicht beweisen konnte, schob man die Schuld an dieser Tat Abbéville, Saint-Georges und den Dominikanern in die Schuhe. Denn hatte sich Aimeric nicht ihretwegen auf die gefahrvolle Reise begeben? Es gab etliche unter den jungen Leuten von Carcassonne, die sich zusammenrotteten, in der Nacht in die Vorstadt schlichen, dort die Fenster der Dominikanerkirche zertrümmerten, Bildsäulen umwarfen und diejenigen Mönche, die dem unseligen Treiben Einhalt gebieten wollten, übel misshandelten.

    Im Roten Haus rissen unterdessen die Trauerbesuche nicht ab, wobei Rixende auf sich allein gestellt war, denn Fabri hatte die Nachricht den Todesstoß versetzt. Noch in der gleichen Nacht, in der er erfahren hatte, was mit seinem Sohn geschehen war, fühlte er sein Ende nahen, und er drängte darauf, dass ihm in seiner letzten Stunde sechs Franziskaner zur Seite stehen sollten. Ein Ansinnen, über das sich Rixende und Benete nicht wenig wunderten. Doch waren beide so sehr mit ihrem eigenen Schmerz befasst, dass man froh war, den alten Mann in guter Obhut zu wissen.
    Aber das Sterben ließ auf sich warten. Drei Tage später schien es Fabri sogar ein wenig besser zu gehen, denn er rief plötzlich Rixende zu sich. Die Franziskaner waren noch immer da, sie wechselten sich sogar mit dem Schlafen ab, so dass Fabri nie allein war. Als Rixende eintrat, sprangen sie auf und wollten höflich den Raum verlassen.
    „Nein, bleibt nur hier“, sagte Castel Fabri mühsam. „Was ich meiner Schwiegertochter zu sagen habe, kann jedermann hören. Ich habe keine Heimlichkeiten. Bitte notiert auch das in Euer Buch!“
    Rixende kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als einer der Mönche tatsächlich begann, Fabris Rede wortwörtlich aufzuschreiben. Der Franziskaner lächelte angestrengt, während die Feder über das Pergament kratzte.
    Was ging hier nur vor sich? War es ein ihr unbekannter städtische Brauch, sich in der Todesstunde Mönche ins Haus zu holen?
    „Es geht zu Ende mit mir, meine Liebe, ich fühle es“, sagte der Alte zu Rixende. „Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal in so großer Sorge würde sterben müssen. Meine Sorge gilt vor allem Euch, Rixende, die ich Euch zurücklassen muss, ohne meinen Schutz und ohne den meines Sohnes.“
    Rixende streichelte Fabris

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