Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Sie spielte dabei auf einen üblen Fastnachtsscherz an, dem vor Jahren Délicieux ein Ende bereitet hatte, weil dabei lebendige Katzen ins Feuer geworfen wurden.
Noch immer versuchten Soldaten, die Leute auseinanderzuziehen, um den Weg für die Verurteilten freizumachen, doch es strömten mehr und mehr Menschen herbei, unter ihnen schwer bewaffnete, die in ihrem Zorn offenbar zu allem entschlossen waren. Das Feuer knisterte und knackte.
Stunde um Stunde – zum Schluss schweigend - harrten Carcassonnes Bürger aus, bis das Holz verbrannt und der Rauch, der längst ihre Gesichter geschwärzt hatte, in alle Gassen der Cité gezogen war. Obwohl Rixende noch immer völlig verstört und dazu übermüdet war, weil sie in der letzten Nacht kaum geschlafen hatte, hatte sie es als ihre Pflicht angesehen, sich an die Seite der Bürger dieser Stadt zu stellen, schon weil Aimeric der Sprecher des Senats war.
Von der Stelle, an der sie stand, Hand in Hand mit Elias Patrice und seiner Frau Raymonde, neben und hinter ihnen Benete, Josette, Aucassinne, Felix und Paco, hatte sie Sicht auf den Turm der Kathedrale. Dort zeichneten sich die Silhouetten zweier unbeweglicher dunkler Gestalten zwischen den Zinnen ab: Abbéville und Saint-Georges, die beiden Inquisitoren. Die junge Frau schauderte. Fallt beide vom Turm, flüsterte sie unablässig in das Knacken des Scheiterhaufens hinein.
Über den Köpfen der Inquisitoren blitzten allmählich die Sterne auf, sie tanzten wie trunken, so als ob sie sich hoch oben am Himmel über das Geschehen in Carcassonne freuten.
Ja, es war eine wundervolle und zugleich schaurige Nacht.
Als der Scheiterhaufen nur noch züngelte, kam Gui Capriere, der Seneschall, persönlich, um die Sache zu beenden. Die Verbrennung der Ketzer sei auf einen unbestimmten Zeitpunkt aufgeschoben, ließ er verkünden, wobei sein Sprecher hörbar keuchte. Jeder, der den Seneschall näher kannte, wusste, dass er kein schlechter Mensch war, obwohl er den Befehl des Königs, der Inquisition in allem behilflich zu sein, nicht missachten konnte, und diejenigen, die in dieser Nacht in seiner Nähe standen, hatten ihm die Erleichterung angesehen.
Castel Fabri lag bleich und erschöpft im Alkoven. So hütete sich Elias Patrice wohlweislich, ihm von der mysteriösen Verfluchung des Heiligen Vaters zu erzählen, die ihm selbst die größten Sorgen bereitete. Doch er schilderte ihm voller Stolz den Erfolg der Bürger.
„Du musst unbedingt rasch wieder gesund werden, mein Freund“, sagte er und erhob sich seufzend. „Du wirst gebraucht!“
„Ich weiß, ich weiß“, brummte Fabri, „jedoch versteht dieser Quacksalber, der jeden Tag hier erscheint, sein Handwerk nicht so recht. Ich soll fasten, und dabei werde ich von Tag zu Tag dünner und schwächer!“
Patrice musste lachen. „Nun, dann iss doch einfach, Fabri. Weshalb lässt du dir Vorschriften machen? Iß, was dir schmeckt und bekommt. So riech doch, deine Benete backt wohl gerade Brot! Ich will gleich zu ihr gehen und welches für dich holen.“
Doch Fabri schüttelte den Kopf und hielt ihn zurück. „Rixende bringt mir zum Abendessen eine Schale mit Haferbrei vorbei, mit Honig und Zimt gewürzt, den vertrage ich besser als frisches Brot.“ Fabri setzte sich mühsam auf. „Weißt du, dass sie mich seit Aimerics Abreise drängt, ihr die Sprache der Muselmanen beizubringen! Und in der Tat, sie kann sich die schwierigsten Wörter merken und spricht schon kurze Sätze mit mir ... Ach, wenn nur Aimeric ... Hast du etwas von den ausgeschickten Leuten gehört, Elias? Das Warten zermürbt mich!“
Der Konsul schüttelte den Kopf. „Noch nichts, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis sie wieder hier sind.“
„Und dann?“ Castel Fabri sah verzweifelt aus. „Was dann? Was, wenn Aimeric nicht mehr am Leben ist?“
„Aber noch ist nichts ...“, wagte Patrice einzuwenden.
„Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Ich muss damit rechnen! Ich bin alt und krank, was wird mit dem Geschäft? Sag mir, Elias, was soll ich tun?“
Patrice rieb sich nachdenklich das Kinn. Er dachte an Abbévilles Drohung. Dann sagte er leise:
„Zwei Dinge sind wichtig, mein Freund. Zum einen: Trag umgehend Sorge, dass ab sofort kein parfait mehr dein Haus betritt.“
Als Fabri eine Handbewegung machte, die bedeuten sollte, von derartigen Besuchen nichts zu wissen, meinte der Konsul:
„Ach, Fabri. Wir beide brauchen uns nichts vorzumachen. Keiner hat je darüber geredet, aber wir
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