Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)
gesorgt, dass Nigels Familie noch besser ernährt wurde als die übrigen Dorfbewohner.
„Aber Nigel!“, stieß Riyala atemlos hervor, als er sie endlich wieder absetzte. „Was ist denn nur los mit dir?“
Er lachte, und es war ein so wildes, ausgelassenes Lachen, dass sie einfach mit einstimmen musste. Normalerweise war er ein ernster, manchmal sogar bitterer junger Mann, der schon viel Leid gesehen hatte.
„Ich muss dir etwas zeigen!“, rief er voller Begeisterung. „Endlich ist es mir gelungen, die Mittel für unsere Rettung und Befreiung zu erwerben ...“ Er hielt inne, und seine feurigen dunklen Augen blickten tief in die ihren. „Meine Liebste ... ich war dir gegenüber nicht offen genug, was meine Pläne betrifft. Ohnehin habe ich nur wenige Menschen eingeweiht, und du – verzeih mir – du bist nun einmal nicht von hier.“ Er errötete. „Doch ich vertraue dir, und ab sofort ist Schluss mit der Geheimniskrämerei! Du und ich, wir gehören zusammen ... seit jener Nacht am Fluss.“ Seine kräftigen Arme schlossen sich erneut um Riyalas schlanken Körper, und er küsste sie leidenschaftlich.
Dann zog er sie mit sich ins Innere des verfallenen Tempels. Und dort erkannte Riyala in wachsendem Entsetzen, was er mit den „Mitteln der Befreiung“ meinte: Nur notdürftig von dürren Zweigen bedeckt, lagen und stapelten sich überall die verschiedenartigsten Waffen: Wurfdolche, Äxte, Armbrüste, Hellebarden, Piken, Lanzen, ein paar Schwerter und sogar mehrere Schwefelkatapulte.
Stolz ließ Nigel seinen Blick über dieses Arsenal schweifen und erklärte feierlich: „Kampf der Ungerechtigkeit! Unser Sieg ist greifbar nahe!“
Obwohl Riyala auch das wirklich hätte voraussehen können, war sie zunächst starr vor Schreck. Versteckte Andeutungen hatte Nigel genügend gemacht, aber sie hatte nicht geglaubt, dass es ihm so ernst war. Bei der Göttin – er hatte tatsächlich vor, mit einem Haufen bewaffneter Bauern die Stadt zu stürmen!
„Du bist völlig verrückt!“, fuhr sie ihn an, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
Er zuckte zusammen. „Nein, keineswegs. Der Befreiungskampf ist der einzige Ausweg, der uns bleibt. Du musst das einfach verstehen, Zalana ...“
„Nein, das verstehe ich nicht! Du würdest dabei getötet werden, und ... und ich ... Ich kann doch noch mehr Vorräte und Wasser auftreiben, und, und ...“, sprudelte es wirr aus ihr hervor.
Nigel sah sie beinahe mitleidig an. „Liebste, wir sind dir sehr dankbar für deine Hilfe, aber du allein kannst es nicht schaffen, das gesamte Volk von Co-Lha vor dem Untergang zu bewahren. Wir müssen kämpfen!“
„Die meisten Bauern können doch mit keiner einzigen dieser großartigen Waffen umgehen!“, rief Riyala wütend und voller Verachtung.
„ICH kann es“, erwiderte er finster. „Und ich werde sie darin unterweisen, so gut es in der kurzen Zeit geht – der Rest kommt in der Hitze des Kampfes von allein! Der Wille zu überleben wird unsere Hände stark und geschickt machen!"
„Ihr werdet niedergemetzelt wie ein Haufen Schafe!“
Nun starrte auch Nigel sie zornig an; seine Geduld und sein Verständnis schwanden zusehends.
Riyala bat, bettelte und flehte ihn an, sich das Ganze wenigstens noch einmal zu überlegen, doch er blieb fest. Selbst als sie in Tränen ausbrach, änderte das nichts an seiner Entschlossenheit.
„Wir werden Co-Lha am Tage nach dem nächsten Vollmond angreifen.“
Mit diesen Worten wandte er sich brüsk ab, packte eine Armbrust und trat ins Freie.
... nach dem nächsten Vollmond – das war schon in drei Tagen!
Riyala hörte auf zu weinen und folgte ihm.
Plötzlich hörte sie ihn erregt rufen: „Da ist ja dieser Unglücksvogel wieder, der dich andauernd verfolgt! Ich schieße ihn ab ...“
Schon hatte er den Bolzen eingelegt, spannte und legte auf den am Himmel kreisenden Falken an.
„NEIN!“, schrie Riyala. Sie sprang vor und fiel ihrem Freund in den Arm.
Er ließ von seinem Vorhaben ab, aber nun war er ernsthaft böse, zumal sie sich weigerte, ihm ihr Verhalten zu erklären, und es folgte eine heftige Auseinandersetzung.
Sie trennten sich im Streit.
*
Noch nie zuvor während ihrer Ausbildung bei dem alten Magister war Riyala so unkonzentriert gewesen. Ihre Gedanken weilten meilenweit entfernt; all die giftigen und harten Worte, die zwischen ihr und Nigel gefallen waren, pflanzten sich wie Echos in ihrem Hirn fort. Verzweifelt suchte sie nach einer Lösung ... ganz kurz dachte sie sogar
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