Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)
Benehmen äußern, es sei denn, sie käme von selbst darauf zurück.
Riyala wanderte durch die leeren Gassen des Dorfes –
sonderbar, nirgends war ein Mensch zu sehen –
und schlug den Weg zur strohgedeckten Hütte der Familie Dha-Na ein. Auf einmal hörte sie vielstimmiges Geraune vom Marktplatz her; es hörte sich so an, als fände dort eine Versammlung aller Dorfbewohner statt. Bestimmt war Nigel ebenfalls da – kurz entschlossen änderte Riyala die Richtung und näherte sich dem runden Platz, dessen Brunnen praktisch versiegt war und nur noch zähen Schlamm förderte.
Es schien wirklich eine Art Versammlung zu sein. Die Dörfler machten eine Gasse für Riyala frei, und dabei registrierte das Mädchen erstaunt, dass viele tuschelnd die Köpfe zusammensteckten oder sie feindselig musterten ...
Was ist denn mit denen los?
Plötzlich gefror Riyala ihr Lächeln auf den Lippen, denn ein heller Schrei gellte zu ihr herüber – ja, er galt ganz eindeutig ihr.
„Das ist sie! Das ist Riyala, die ehrlose Tochter der verdammten Matriarchin und des verfluchten Heros von Co-Lha!“
Vom Schock bis ins Mark getroffen, blieb Riyala stehen, nur noch wenige Schritte von der leicht erhöhten Mitte des Platzes entfernt.
Da stand – dicht neben Nigel, oh nein, bei der Großen Göttin, NEIN!!! – Sandirilia, das Gauklerkind, und zeigte anklagend mit dem Finger auf Riyala, die sich wie nackt ausgezogen fühlte.
Sandirilia sah furchtbar aus; sie war in zerrissene Lumpen gekleidet, ihr rötlich-sandfarbenes Haar hing strähnig herunter, und sie hatte mehrere blutige Schrammen und bläuliche Prellungen im Gesicht.
„Sie hat euch die ganze Zeit bösartig hinters Licht geführt! Euch alle nach Strich und Faden belogen – und mit kümmerlichen Almosen abgespeist!“
Sandirilia stieß diese vernichtenden Worte in giftigem Triumph hervor, und Riyala zitterte am ganzen Körper vor Scham und Entsetzen. Ihr Blick irrte zu Nigel, der sie in fassungsloser Enttäuschung ansah.
„Und heute“, fuhr Sandirilia fort, „heute hat man mich und andere Flüchtlinge mit grausamer Gewalt aus der Stadt gejagt! Seht mich nur an – unter Stockschlägen wurde ich zurück in den Hunger und das Elend geworfen, aus den Armen meiner Schwester gerissen – auf Befehl der Herrscherin und des Herrschers!“
Totenstille breitete sich auf dem geräumigen Platz aus. Niemand sprach ein Wort; man hätte ein Steinchen zu Boden fallen hören können, so ruhig war es ringsum.
Mit rauer Stimme fragte Nigel: „Ist es wahr, was das Gauklermädchen Sandirilia sagt? Hast du sie eingesperrt und ihre Kleidung genommen, um uns auf diese Weise zu täuschen? Ist es wahr, dass du Riyala bist, die Tochter von ...“ Seine Stimme versagte, er sprach nicht weiter. Seine dunklen Augen flackerten, und auch er zitterte.
Riyala konnte es nicht ertragen – sie ging ein paar Schritte auf ihren Geliebten zu und streckte bittend die Hand nach ihm aus. Er rührte sich nicht.
„Ja“, sagte sie tonlos, „es ist die Wahrheit. Aber ...“
Sie verstummte, als er vor ihr zurückwich. Das war grauenhaft. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass etwas so weh tun könnte.
„Ich kenne dich nicht mehr“, sprach Nigel, und es klang wie ein Todesurteil.
„Tötet dieses Miststück, oder behaltet sie als Geisel!“, rief denn auch Sandirilia prompt. Ihre Augen schossen blaue Blitze auf Riyala ab.
„Wenn sie euren Angriffsplan nicht schon ihren Eltern verraten hat, dann wird sie es ganz bestimmt jetzt tun!“
In der bis dahin fast wie erstarrten Menge der Dörfler entstand Bewegung – zornige, zustimmende Rufe wurden laut, Fäuste reckten sich in die Luft.
„Ja, nehmen wir sie gefangen!“
„Ihre Eltern werden sie freikaufen müssen!“
„Sie ist schlimmer als alle Räuberbanden zusammen – töten wir sie!“
Ja, bringt mich doch einfach um,
dachte Riyala. Sie fühlte sich innerlich verwüstet und leer ... ein Teil von ihr – der überleben wollte – bäumte sich jedoch auf, und sie sah sich nach allen Seiten um, wie ein gehetztes, in die Enge getriebenes Tier.
„Nein!“, ertönte da Nigels Stimme, erhob sich über den Tumult. „Das wäre unserer unwürdig! Dann wären wir so ehrlos wie sie ...“
Er straffte sich, wandte sich an Riyala und sprach sie schroff an, ganz so, als sei sie wirklich eine Fremde: „Habt Ihr uns bereits verraten?“
Riyala schüttelte stumm den Kopf.
„Schwört Ihr, dass Ihr es nicht tun werdet?“
„Ich schwöre es“,
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