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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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begriff Riyala, warum man es nicht für nötig gehalten hatte, sie sorgfältiger zu verriegeln, denn ein Schwall übelriechender Luft schlug ihr entgegen.
    „Das ist ja ekelhaft!“, stieß sie hervor und hielt sich einen Moment lang die Nase zu. Es roch durchdringend nach alten, vergammelten Decken, nach Rattenkot, fauligen Sackfetzen und nach toten Ratten. Dieser letzte Geruch war der übelste.
    „Es tut mir ja sehr leid, Sandirilia ...“ wandte Riyala sich an ihre Gefangene, „aber du wirst hier eine Weile ausharren müssen. Wahrscheinlich macht es dir sowieso nichts aus; du bist schließlich arm und an Gestank gewöhnt.“
    Sandirilia erwiderte nichts. Sie schien akzeptiert zu haben, dass sie Riyala auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
    Sie traten in den verlassenen Raum, in dem sie nur gebückt stehen konnten. Ohne weiteres Sträuben entledigte sich das „Draußen-Mädchen“ ihres bunten, einfachen Kleides, während Riyala ihrerseits ihr eigenes, prachtvolles Gewand abstreifte. Unter dem Kleid trug Sandirilia nur ein geflicktes, schäbiges Untergewand aus Wollresten, das kaum ihre Blöße bedeckte.
    Wenig später hatte sich Riyala – zumindest äußerlich – in eine junge Gauklerin verwandelt. Zufrieden drehte sie sich einmal um sich selbst, und das abenteuerlustige Funkeln ihrer Augen verstärkte sich noch.
    „Morgen früh bin ich wieder da“, versprach sie. „Eine Nacht wirst du es hier wohl aushalten, oder? – Natürlich wirst du das. Versuch nicht um Hilfe zu rufen! Glaub mir, das wäre dein Untergang. Übrigens, wohin genau führt dein Tunnel?“
    „Zu einer Baumgruppe auf einem vertrockneten Feld, nicht sehr weit vom Dorf Arjenez entfernt“, antwortete Sandirilia tonlos. Ihre schmalen Hände umklammerten Riyalas Gewand, das diese ihr zugeworfen hatte. „Das Dorf liegt in nördlicher Richtung ...“
    „Sehr schön. Ich werde dir dankbar sein für diese kleine Gefälligkeit ... vertrau mir, ich kümmere mich um dich.“
    Bei diesen Worten warf Sandirilia ihren Kopf zurück, und Riyala zuckte leicht zusammen, denn die hellblauen Augen der Gauklerin blitzten jetzt zornig und rebellisch; ihre schmalen Hände ballten sich in ohnmächtigem Hass. Und die Tochter der Matriarchin von Co-Lha glaubte noch etwas anderes zu fühlen, und einen Lidschlag lang rann ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Riyala glaubte eine Vision zu haben – eine Vision über Sandirilia und sich selbst – rasch unterdrückte sie die aufsteigenden Bilder.
    Sie brummte missmutig und überzeugte sich davon, dass der Keller keinen zweiten Ausgang hatte. Dann schlüpfte sie ohne ein weiteres Wort durch die Tür. Diese war immerhin aus dicken Holzbohlen, und wenn es ihr gelang, ein paar Balken aufzutreiben und sie kreuzweise dagegen zu stemmen, würde das Mädchen nicht fliehen können.
    Ein wenig mulmig war Riyala schon zumute, und ihre Drohungen waren schließlich nichts weiter als ein Bluff gewesen; hoffentlich hatte Sandirilia das nicht gespürt! Nicht auszudenken, wenn sie irgendwo Gehör fände ... Es war völlig klar, WER von ihnen beiden dann bestraft würde.
    Sie verdrängte diese unangenehmen Gedanken, als sie wahrhaftig zwei Balken ganz in der Nähe fand. Mühsam schleppte sie das schwere Holz die kleine Treppe zum Kellerraum hinab und vollendete ihr Werk.
    Und jetzt lag sie vor ihr: die Freiheit! Eine ganze Nacht lang!
    Die Sonne ging bereits unter.
    Vergessen waren die Zeremonie und auch ihr verschwundener Falke – Riyala dachte an nichts anderes mehr als an ihre Freiheit.
    Unentdeckt kroch sie durch den Dornbusch, der ihr die Arme zerkratzte. Der Tunnel war finster und sehr eng; sie robbte ihn auf Händen und Knien entlang, stieß häufig gegen Steine und ab und zu gegen zähe Baumwurzeln. – Allmählich verlor sie vollkommen das Zeitgefühl und musste immer wieder gegen Momente der Platzangst ankämpfen.
    Als der unterirdische Gang endlich in einen scharfen Knick nach oben mündete und sie sich langsam, mit steifen Muskeln aufrichtete und den Kopf in den Nacken legte, fürchtete sie beinahe, da oben den ersten grauen Schimmer der Morgendämmerung zu sehen ... doch nichts dergleichen: Hoch über ihr leuchtete ein einzelner Stern durch die tiefe Nacht.
    Rasch krabbelte das Mädchen ins Freie und ruhte sich erst einmal im Schutz der Baumgruppe aus.
    Aufgrund der langen Trockenperiode hatten die Bäume vorzeitig viele Blätter abgeworfen, und das verbliebene Laub hing schlaff und verwelkt an den Ästen.

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