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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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den Zähnen auf.«
    Das nächste. Ich berührte ihren Nasenring und küsste sie.
    »Sorry. Ich hatte es ein wenig eilig. Genauso dumm wie hässlich.«
    »Redest du mit mir ?«
    Mein Gott, konnte sie noch perfekter sein? Sie konnte aus Taxi Driver zitieren.
    Ihr maliziöses Lächeln verschwand, als sie mein Gesicht studierte. Mit der Fingerspitze berührte sie meine gebrochene Nase. »Du bist nicht hässlich«, fand sie beiläufig.
    Doch an der Art, wie sie mit dem Finger meine Augenbrauen, die Senke an meinen Schläfen und die harte Linie meines Kiefers mit dem Finger nachfuhr und schließlich in der Kehlgrube verharrte, war nichts beiläufig. Sie musste gefühlt haben, wie ich schwer schluckte, denn ich spürte, wie
ihre Fingerspitze sich hob und senkte. Ich dachte an das andere Zimmer, das nebenan, das sie nicht angesehen hatte, als sie meine Hand fester gefasst und mich vorbeigezogen hatte. Die Tür war nur angelehnt, aber sie hatte gesagt: Sieh nicht hin, es ist immer noch so, als ob er noch da wäre.
    Ich stellte mir vor, wie Mrs Mahon hineinging, sich auf sein Bett legte, seine Kleidung festhielt und weinte. Ich stellte mir vor, wie Orla hier lag und es hörte und dann auch noch meine Schwester ertragen musste, die so tat, als lebe er noch. Es ist, als sei er noch hier. So war es auch gewissermaßen. Allerdings fühlte ich mich dadurch nicht bedroht, und es machte mich auch nicht wütend. Wenn Aidan da war, machte er mir keine Angst. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Das nicht.
    Später am Nachmittag schlief Orla ein, aber ich nicht. Durch die dünnen Vorhänge fiel das Licht der tief stehenden Sonne. Es bildete eine Raute auf dem Teppich und eine auf der Bettdecke. Ich lag da und beobachtete, wie es tanzte, und fragte mich, was die Bewegung wohl verursachte, und konzentrierte mich dann auf die Staubkörnchen, die wirbelten und kreisten, stiegen und sanken, aber niemals den Boden erreichten. Galaxien, Nebel, Konstellationen und Planeten. Ich fragte mich, ob ich ein Staubkorn in einem Lichtstrahl im Schlafzimmer irgendeines anderen glücklichen Kerls in einer anderen Dimension war.
    Dann beobachtete ich, wie das Licht auf Orlas Haut und Haar fiel, auf dem Silberring in ihrem Nasenflügel glitzerte und auf einmal war es mir egal. Mein Arm kribbelte, weil er von ihrem Gewicht taub wurde, aber ich wollte mich nicht
bewegen. Ich ließ ihren Atem die Innenseite meines Ellbogens berühren, und es war mir egal, ob mir der Arm abfallen würde oder ob mein Planet oder mein ganzes Universum der Dreck unter einer kosmischen Schuhsole war. Ich liebte Orla Mahon und die Chancen standen gut, dass sie mich auch liebte. Mehr brauchte ich nicht.
    Ich dachte, jetzt wird alles gut.
    Na klar.

24
    Eigentlich hätte ich Orla jetzt, da ich tatsächlich mit ihr geschlafen hatte, aus meinem Universum verdrängen müssen, aber manchmal dachte ich, dass ich wohl den Rest meines Lebens in einem vernebelten Orla-Traum verbringen würde. Genau da war ich am nächsten Nachmittag: auf dem Rücken in einem kälteren, leereren Bett liegend und mich an die Berührung ihrer Fingerspitzen auf meiner Augenbraue erinnernd. Wie ihre Haut schmeckte. Wie kühl oder wie warm ihr Atem war, wenn er auf verschiedene Stellen meines Körpers traf. Es gab eine Menge, an was ich mich erinnern wollte, und ich musste mich stark konzentrieren. Mein Handy hatte ich schon ausgeschaltet, denn Orla rief mich nie an, wenn sie mit ihrer Mutter ausgiebig shoppen ging, und ansonsten wollte ich mit niemandem sprechen. Also schloss ich die Augen und fluchte heftig und versuchte das hartnäckige Klingeln an der Tür zu ignorieren.
    »Keine Worte der Weisheit heute«, murmelte ich zur Decke. »Wir sind ausverkauft.«
    Klingelling. Klopf, klopf, klopf. Dring!
    »Keiner da. Doctor is out.«
    Klopf. Drrriiiiing! Drrrrriiiiiiiiiinng!

    »Hau ab und nerv jemand anderen!«
    Drrrriiiiiiiiinnnng!!!
    Ich dachte, für so was seien Eltern gut. An die Tür zu gehen.
    Natürlich waren sie beide weg. Scheinbar mochten sie meine Gesellschaft ebenso wenig wie ich ihre. Grollend erhob ich mich vom Bett und schlurfte nach unten. Wenn das die Zeugen Jehovas waren, dann gab es gleich einen Mord aus religiösen Motiven.
    Aber diese vertraute Silhouette hinter dem verzerrenden Glas, das konnte nicht sein.
    Ich schob den Riegel zurück und riss die Tür auf. Doch, es konnte.
    »Du bist tot«, verkündete ich Shuggie.
    Das schüchterte ihn natürlich nicht ein, aber mir fiel auf, dass er nicht seinen

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