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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Himmels willen! Vielleicht war diese Zurschaustellung verspäteter Zuneigung kontraproduktiv, denn die Geschworenen waren wahrscheinlich der Meinung, dass das das Werk seiner Gang war. Teenager, die zusammenhalten. Teenager, die wegen eines Jungen sentimental wurden, der zu den potenziellen Tätern gehörte. Wir sprachen nicht mal dieselbe Sprache, stellte ich fest und verzweifelte.
    Weder Orla noch ihr Vater hatten auch nur einmal geweint. Die Fassung, die die Mahons an den Tag legten, würde noch dazu beizutragen, dass Kev glimpflich davonkam, aber ich konnte kaum Orla auf dem Gang ansprechen und ihr das sagen. Sie tat sowieso so, als ob ich nicht existieren würde. Vor dem Gerichtssaal hing sie eine halbe Stunde am Handy, redete unbarmherzig auf jemanden ein und sah nicht ein einziges Mal auf.
    Als es nach der Mittagspause weiterging, wurde Allie wieder in den Zeugenstand geholt. Und Mrs Mahon kam mit ihrem Mann und Orla herein und setzte sich in die erste Reihe.

    Orla legte nicht den Arm um ihre Mutter, und Mrs Mahon weinte nicht lautstark, aber die Jury bemerkte es dennoch. Man konnte ihre Haltung nicht für Willensstärke oder Gefühlskälte halten. Es war untröstliche, würdevolle Trauer, die sie umgab wie ein Leichentuch, das sie nie ablegen würde.
    Ich musste schlucken und weggucken, aus Angst, sie weinen oder in Stücke zerbrechen zu sehen. Vielleicht hatte Orla Unrecht, vielleicht wir alle; vielleicht hätte Mrs Mahon überhaupt nicht kommen sollen. Schlimm genug, dass Allies Zeugenaussage eine Katastrophe war. Aidans Mutter hätte sich die traurige Farce nicht antun sollen.
    Doch etwas hatte sich geändert. Allie sah nicht mehr so eingeschüchtert aus. Sie lächelte Urquhart zaghaft, aber direkt an, als ob sie ihn auffordern wolle, weiterzumachen, damit sie die Sache zu einem guten Abschluss bringen konnte.
    Und das tat er auch.
    »Alexandra«, begann er sanft. »Ich schlage vor, wir einigen uns darauf, dass das nicht Kevins Schuld war.«
    Allie sah Kev an und dann die Jury und dann den Richter. Diesmal blickten ihre Augen hochkonzentriert – sie waren dunkel und intensiv und beängstigend, aber es lag nichts Verrücktes darin.
    »Kev hat es mit Absicht getan«, sagte sie ruhig.
    Urquhart schien ein wenig aus der Fassung zu geraten. »Wenn Aidan ein Messer gehabt hätte …«
    »Hat er aber nicht.«
    »Aber Kevin hat geglaubt, er hätte eines .« Seine Stimme verlor die Sanftheit und wurde zu Schmirgelpapier. »Und du hast hinter Aidan Mahon gestanden.«

    »Ja. Weil er im letzten Moment vor mich getreten ist.« Sie zuckte die Achseln. »Er hat versucht, mich zu beschützen.« Sie sah die Jury an, nicht mich, und ich spürte einen Stich in meinem Herzen. »Das hat er getan. So war er.«
    »Ich verstehe. Hätte er dich auch mit einem Messer beschützt? «
    Sie starrte erst Urquhart an, der etwas dunkelrot um die Ohren geworden war, dann warf sie einen Blick auf Aidans Mutter.
    »Natürlich nicht! Er hatte nie ein Messer bei sich.« Als Urquhart sie unterbrechen wollte, fuhr sie auf. »Und ich konnte sehr wohl sehen. Aidan hielt die Hände hoch. Er versuchte, Kev aufzuhalten und das Einzige, was er in der Hand hielt, war mein Handy .«
    »Kevin hätte das für ein …«
    »Kevin wusste, was das war. Er hatte gerade versucht, es mir wegzunehmen. Und er konnte ausgezeichnet sehen. Wir sind weggegangen, aber Kev hat uns nachgerufen. Aidan hat sich umgedreht, um sich zu verteidigen, um mich zu verteidigen. Kev hat sein Messer gezogen, nachdem er gesehen hat, dass Aidan keins hatte. «
    Sie hielt inne, aber Urquhart war nicht schnell genug, um sie zu unterbrechen.
    »Er wusste, dass Aidan unbewaffnet war. Das konnte er deutlich sehen.« Allie sah Kev direkt in die Augen. »Sonst wäre er gar nicht auf ihn losgegangen.«
    Ich glaube, das gab den Ausschlag. Das, und wie Kev rot wurde und sich den Nacken rieb und vor Wut zitterte. Er sah aus wie ein Junge, den man dabei erwischt hat, wie er Süßigkeiten
klaut, als ob es ihm nur leidtat, dass man ihn erwischt hatte. Er sah genauso aus wie der Feigling, als den sie ihn bezeichnet hatte. Sie war ruhig und tapfer und Furcht einflößend, wie ein blasser Racheengel. Die Geschworenen betrachteten sie aufmerksam, und als sie sich Kev wieder zuwandten, waren ihre Blicke merklich kühler geworden. Sogar die der Straßenköterblonden.
    Kevs Schicksal wurde durch die beunruhigenden Augen meiner Schwester entschieden. Ich war zufrieden, aber es bereitete mir auch

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