Road of no Return
üblichen ruhig-kritischen, abwesenden Ausdruck trug. Er keuchte, seine Brust hob und senkte sich schwer, seine Augen waren weit aufgerissen und blickten erschrocken.
»Es ist K-Kev«, stieß er hervor.
»Was?«
»Ich … ich habe …« Er holte tief Luft, stammelte etwas Unzusammenhängendes, was nur aus Konsonanten bestand und brachte schließlich hervor: »Ich hab ihn gesehen!«
Das war etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte: Shuggie verlor die Fähigkeit, sich zu artikulieren. »Du kannst Kev nicht gesehen haben, Shugs. Der sitzt im Knast.«
Shuggie kam wieder zu Atem und Verstand und schüttelte heftig den Kopf, als sei ich derjenige, der bescheuert war. »Nein, nein . Kev nicht. Kev wurde niedergestochen.«
» Was ?« Shuggie machte mich wirklich zum sabbernden Idioten.
»In der Jugendstraf … an diesem Ort halt. Es gab einen Kampf. Er hat sich mit jemandem gestritten und wurde niedergestochen. «
» Wie konnte das passieren? «, rief ich.
»Ein scharfer Löffel.« Shuggie blinzelte, als müsse er nachdenken. »Man kann einen Löffel …«
»Halt die Klappe! Du kannst ihn nicht gesehen haben. Wo hast du ihn denn gesehen? Im Krankenhaus?«
»Nein, nein, Kev habe ich nicht gesehen. Mickey, Mickey habe ich gesehen.«
» Was? «
»Hör auf damit!«, rief Shuggie. »Es war Mickey, verstanden? Ich habe Mickey gesehen. Er ist fuchsteufelswild und völlig aus dem Häuschen und verflucht Allie bis in die Hölle und zurück. Mickey habe ich gesehen!«
Einen Augenblick lang stand ich wie erstarrt, dann wirbelte ich herum und rannte ins Haus zurück, die Treppe hinauf, zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend, und schleuderte so heftig um die Ecke, dass ich fast stolperte. In meinem Zimmer riss ich die Schublade so heftig auf, dass sie geradewegs aus dem Schrank schoss und ich auf den Hintern fiel. Ich rappelte mich auf und wühlte in den Pullovern. Shuggie stand hinter mir.
»Wann?«, fuhr ich ihn an. »Wann hast du ihn gesehen? «
»Vor einer Stunde.«
»Wo warst du so lange?« Ich war unfair und gemein, aber
ich konnte nicht anders. Warum hatte der kleine Irre auch kein Handy?
»Dein Handy ist ausgeschaltet. Ich hab versucht, dich anzurufen, ich habe mir eins geborgt.«
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und starrte es dümmlich an.
»Hast du die Polizei angerufen?«
»Daran habe ich nicht gedacht. Ich habe versucht, dich zu finden. Ich habe nie …«
Er plapperte wild drauflos, und ich wünschte, er würde still sein, ich wünschte, ich hätte nicht so viele Pullover. »Halt die Klappe. Du hast das Richtige getan. Jetzt halt die Klappe.«
»Ich habe überall gesucht, Nick.« Er war fast den Tränen nahe. »Ich hätte nie geglaubt, dass du zu Hause bist.«
Ich antwortete nicht, denn ich musste ihm zustimmen.
Selbst seine Stimme klang blass. »Mickey wird ihr nichts tun.«
»Doch, wird er.« Ich konnte das verdammte Messer nicht finden, ich konnte es einfach nicht finden und warf die Pullover beiseite. Shuggie fing einen davon reflexartig auf und presste ihn an die Brust.
»Das würde er nicht wagen, Nick, niemals.«
»Doch, würde er.« Ich weiß nicht, warum ich Energie auf diese Antwort verschwendete. Shuggie wusste, dass er Unsinn redete, er versuchte lediglich, mich zu beruhigen. Oh Gott, na endlich! Ich zerrte das Messer aus einer Sweatshirtfalte. Selbst durch die Fetzen des Daily Record schnitt ich mich in den Finger, aber ich hatte keine Zeit, den Schnitt
auch nur abzulecken. Shuggie ging mir schleunigst aus dem Weg, als ich nach meiner Jacke griff.
»Ruf die Polizei«, befahl ich.
Ich glaube, er versuchte, mir zu folgen, denn ich hörte ihn meinen Namen rufen, aber er konnte nicht mit mir Schritt halten. Auch gut. Er hatte seinen Teil getan, und ich wollte nicht, dass er mitkam, nicht jetzt. Guter alter Shuggie, es ist an der Zeit, dich aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten.
Im Laufen hämmerte ich auf mein Telefon ein, doch nach zweieinviertel Sekunden erinnerte ich mich daran, dass das sinnlos war. Allies Telefon war gestohlen worden und sie hatte noch kein neues. Ich mochte es nicht. Hab es nie benutzt.
Mit einem scharfen Messer in der Tasche wollte ich nicht unbedingt hinfallen, aber ich rannte trotzdem so schnell wie möglich. Erst nach einer Weile verlangsamte ich mein Tempo zu einem Trab. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wo sie war. Meine Lunge brannte. An der Fußgängerampel vor dem Autobahnzubringer zögerte ich und spürte, wie mich Panik
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