Rob - Toedliche Wildnis
verschwunden. Das restliche Tageslicht reichte gerade noch aus, um weit unter ihnen den Fluss zu erkennen, der sich wie ein dunkles Band durch das Tal wand. Sobald sie die nächste Biegung hinter sich gelassen und damit das anvisierte Felsdach erreicht hatten, würden sie vom Tal aus außer Sicht sein.
»Nur noch wenige Meter, dann haben wir es für heute geschafft und können was essen und uns ausruhen.«
»Essen?«
Das klang so hoffnungsvoll, dass Cat lachen musste. »Ja, hinter der Kurve müssten die Felsen einen Sichtschutz zum Tal hin bilden. Solange wir vorsichtig sind und uns auf ein kleines Feuer beschränken, kann uns da niemand entdecken.« Den Gedanken an eine Überwachung des Zugangs, die sie eventuell übersehen haben könnten, verbot sie sich.
Die Stelle unter dem Felsdach übertraf ihre Erwartungen bei Weitem. Der Boden war mit feinem Sand bedeckt, der eine ideale Matratze bildete. Statt steil abzufallen, wurde der Platz auf beiden Seiten von Felsen umrahmt, sodass sie sich auch in der Dunkelheit gefahrlos bewegen konnten.
Während Rob die Zeltplane auf dem Boden ausbreitete und den Schlafsack darüber entrollte, erhitzte Cat auf dem Gaskocher Wasser für eine ihrer Fertigmahlzeiten. »Wir müssen nicht übermäßig sparsam mit dem Wasser umgehen. Morgen früh können wir unsere Flaschen wieder auffüllen. In der Sackgasse gab es einen Miniwasserfall, der dafür ausreicht.«
»Ist er auch als Dusche geeignet?«
Lachend winkte Cat ab. »Nicht wirklich. Es ist nur ein Rinnsal, und außerdem müssten wir im Dunkeln über den Baumstamm.«
»Kein Problem, da sehe ich ja nicht, was mich unten erwartet.«
So was nannte man wohl männliche Logik. Cat verzichtete auf einen Kommentar und rührte die Instantsuppe in das heiße Wasser.
Trotz der kühlen Temperaturen hatte Rob seine Jacke ausgezogen und als Kopfkissen auf ihrem Lager drapiert. Zwei kleinere Felsen gaben ideale Sitzgelegenheiten ab, auf denen sie sich zum Essen niederließen. Sie saßen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Knie berührten, und Cat genoss den Kontakt. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Sie stellte die leere Schale auf den Boden und reckte sich. »Eine warme Dusche wäre jetzt wirklich nicht schlecht.«
Robs Antwort bestand in einem Gähnen, bei dem sie Angst um seine Kiefergelenke bekam. Wenn sie überlegte, was er geleistet hatte, musste er noch müder sein als sie. »Ist dir ohne Jacke nicht kalt?«
»Geht so. Im Moment hält es mich munter.« Er gähnte erneut.
»Warum legst du dich nicht schon hin?«
Trotz der Dunkelheit konnte sie sein verwirrtes Blinzeln erkennen. Er war erschöpfter, als er jemals zugeben würde. »Gute Idee. Kommst du dann auch?«
Die Frage hatte etwas Häusliches, als ob sie ins gemeinsame Schlafzimmer nachkommen sollte. »Ja, sofort. Ich räume nur noch die Sachen weg.«
Wenigstens hatte er die Suppe und einen weiteren Energieriegel gegessen. Cat trank noch einen Schluck Wasser und verstaute die Schalen und den Topf neben dem Rucksack. Abwaschen oder bei ihrem geringen Wasservorrat irgendwie notdürftig auswischen konnte sie das Geschirr auch morgen. Im Dunkeln würde das Ergebnis sowieso eher fragwürdig sein.
Ihre kleine Aufräumaktion hatte keine Minute gedauert, trotzdem schlief Rob schon tief und fest, als sie ihre Jacke auszog und sich vorsichtig neben ihm ausstreckte Er hatte sich nicht einmal zugedeckt. Kopfschüttelnd zog sie den Schlafsack als Decke über sie beide. Ehe sie sich eine bequeme Position suchen konnte, murmelte Rob etwas Unverständliches und zog sie so an sich, dass ihr Kopf an seiner Schulter lag. Damit konnte sie leben, sogar sehr gut. Seine Körperwärme umfing sie, und seine Nähe hüllte sie ein wie ein Schutz vor jeder Gefahr. Sie musste über ihre eigenen Gedanken schmunzeln. Anscheinend war sie müder, als sie gedacht hatte. Aber eins stand fest, es gab keinen Ort auf der Welt, an dem sie in diesem Moment lieber gewesen wäre. Eng an Rob gekuschelt fielen ihr die Augen zu.
Ein lautes Heulen riss Cat aus dem Schlaf. Verwirrt brauchte sie einige Zeit, um zu begreifen, wo sie sich befand. Immer noch dicht neben Rob und den Kopf an seine Brust gekuschelt. Der Platz war entschieden zu bequem, um ihn aufzugeben oder sich zu bewegen. Sie zuckte zusammen, als der durchdringende Laut erneut erklang. Dieses Mal schon beträchtlich näher. Aber da Cat den Verursacher bereits erkannt hatte, gähnte sie lediglich. Das war nur ein harmloser, wenn auch
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