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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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Die Rinne war gut zehn Meter tief, damit würde ein Sturz verhängnisvolle Folgen haben. Vermutlich hatte ein Erdrutsch den Baum und die Steinmassen mit herabgerissen.
    Rob war neben sie getreten und blickte abwechselnd zu dem Felsdach, das sie als Nachtlager auserkoren hatte, und auf die natürliche Brücke. Er seufzte und trat prüfend gegen das Holz. Der Baum bewegte sich keinen Zentimeter. Da der Stamm im Durchmesser gut einen Meter maß, hatte Cat damit auch nicht gerechnet. Die Nadeln waren schon vor langer Zeit abgefallen. Nur von einigen Ästen waren noch dünne Fäden übrig geblieben. Den Rest hatten vermutlich schon Vögel und andere Tiere entsorgt.
    Rob betrachtete den Stamm mit undefinierbarer Miene. »Du willst da wirklich rüber?«
    Zum ersten Mal hörte sie eine Unsicherheit in seiner Stimme, die sie berührte. »Ja, das müsste machbar sein.«
    »Verdammt, Cat.« Er fuhr sich durchs Haar und sah wieder in die Tiefe. »Ich halte das für keine gute Idee.«
    »Es ist einfacher, als es aussieht. Für dich sind es gerade drei Schritte, für mich vielleicht vier. Da drüben ist unser Platz für die Nacht. Außerdem könnte man die Stelle gut verteidigen, falls wir entdeckt werden.« Zumindest, bis ihnen die Munition ausging, aber das musste sie ja nicht unbedingt erwähnen.
    Auffallend blass nickte Rob schließlich. »Ich gehe vor und teste, ob das verdammte Ding sicher ist.«
    Das Angebot, trotz seiner offensichtlichen Angst, war typisch für ihn. Im Gebirge war es zwar durchaus üblich, dass der Schwerere voranging, um die Stabilität zu testen, aber in diesem Fall gefiel Cat der Gedanke nicht. Es war nur ein kurzes Stück, und angesichts Robs offensichtlichem Unbehagen war es sinnvoller, wenn sie von diesem Prinzip abwichen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihrem Vorschlag niemals zustimmen würde, also ließ sie ihm keine Wahl.
    Mit einem Satz sprang sie auf den Teil des Stammes, der sicher auf dem Boden lag, und ignorierte Robs Fluch. Den Blick fest auf die andere Seite gerichtet ging sie einfach los und erreichte mühelos ihr Ziel.
    »Jetzt du, aber nicht nach unten sehen!«
    Bisher hatte Rob nie Schwierigkeiten damit gehabt, sein Gleichgewicht zu halten. Durch seine Sportlichkeit und sein Karatetraining hatte er sich problemlos in jedem Gelände bewegt. Aber nun erkannte sie in jeder seiner Bewegungen eine latente Unsicherheit. Zwar erklomm er mühelos den Stamm, blieb dort aber wie angewurzelt stehen und tat das, was er nicht tun sollte. Er sah nach unten, und ohne den Blick von der Tiefe abzuwenden, ging er den ersten Schritt. Verdammt, das sah nicht gut aus. Damit hatte Cat nicht gerechnet, zumal der Rucksack ihn zusätzlich behinderte.
    »Rob? Sieh mich an. Komm schon.«
    Wie in Zeitlupe hob er den Kopf. Seine Kiefermuskeln waren deutlich angespannt. Ohne den Blickkontakt mit ihm zu unterbrechen, stieg Cat wieder auf den Stamm und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. »Einen Schritt nach dem anderen, ganz langsam.«
    Sie hätte wissen müssen, dass dieses Vorgehen nicht Robs Wesen entsprach. Unerwartet sprang er los und überwand den Spalt mit zwei großen Schritten. Dann riss er sie vom Stamm und umarmte sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. Aber sie spürte, wie sehr er den Halt brauchte. Merkwürdigerweise machte dieses unerwartete Zeichen von Schwäche ihn für sie noch anziehender.
    »Tut mir leid, Kätzchen, Balancieren ist nicht so mein Ding.«
    »Dabei bringst du durch dein Karatetraining ideale Voraussetzungen mit. Da geht’s doch auch immer darum, aus dem sicheren Stand heraus zuzuschlagen.«
    »Stimmt, aber wenn ich dabei Mist mache, lande ich maximal auf meinem Hintern. Das hier ist schon ein anderes Kaliber.«
    Cat verstand ausnahmsweise kein Wort. »Leidest du denn unter Höhenangst? Als du mich vor dem Absturz in der Felswand bewahrt hast, nachdem dieser Idiot die Halterung weggeschossen hatte, gab es noch viel weniger Halt.«
    »Das kannst du nicht vergleichen.« Er grinste schief. »Sagt jedenfalls der Teil meines Verstandes, der eben beim Blick in die Tiefe für eine gewisse Zurückhaltung gesorgt hat.«
    »Zurückhaltung« war eine nette Umschreibung und brachte sie zum Schmunzeln. Die Art und Weise, wie er seine Angst überwunden hatte, nötigte ihr jedoch Respekt ab. Einer ihrer Kollegen hatte ähnliche Probleme gehabt und sich in vergleichbaren Situationen nur zentimeterweise vorwärtsbewegt.
    In den vergangenen Minuten war die Sonne endgültig

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