Rob - Toedliche Wildnis
Begrüßung kurz eine Hand auf die Schulter. Dann setzte sie sich auf den freien Stuhl neben Cat. Trotz ihrer eigenen Angst, die sie nicht verbarg, hatte Robs Mutter sie in den letzten sechs Tagen immer wieder in Gespräche verwickelt, und Cat hatte jede ihr noch unbekannte Information über Rob aufgesaugt.
»Jetzt sind es sechs Tage. Die Ärzte haben von maximal sieben gesprochen, also wird es Zeit, dass du aufwachst, mein Sohn. Mouna wartet darauf, dass du ihr von den Berglöwen erzählst, denen du begegnet bist.«
Cat wünschte sich, sie könnte Maries ruhige Zuversicht teilen. Ihre Interpretation der Aussage der Ärzte fiel reichlich eigenwillig aus. Nach der stundenlangen Operation hatte der Arzt ihnen gesagt, dass er eine geringe Chance habe, wieder aufzuwachen, und es sich in den nächsten sieben Tagen zeigen würde, in welche Richtung das Pendel ausschlüge. Nur dank der Erstversorgung von Timothy und auch Luc, der ohne zu zögern den imposanten Rettungsapparat der Navy hatte anlaufen lassen, lebte Rob überhaupt noch. Beide Kugeln hatten ihn unterhalb der Weste getroffen. Es war nur ein geringer Trost, dass Crock festgenommen worden war. Luc hatte mit Matthews Einverständnis dafür gesorgt, dass sich der Verbrecher zurzeit in einem Militärgefängnis befand. Erst wenn sichergestellt war, dass niemand mehr im Hintergrund Fäden ziehen oder Dinge vertuschen konnte, würde er wieder im regulären Strafvollzug landen und wegen seiner diversen Verbrechen angeklagt werden. All das hatte sie am Rande mitbekommen, aber er hatte sie nicht wirklich interessiert.
Robs Mutter betrachtete eines der medizinischen Geräte und seufzte. »Schade, ich hätte schwören können, der Wert sei eben höher gewesen.«
»Welchen meinst du?« Cat fühlte sich mittlerweile wie eine Expertin und hatte dank der auskunftsfreudigen Schwestern eine ungefähre Vorstellung davon, in welchen Bereichen sich die Werte möglichst bewegen sollten. Sie stand auf und ging zu den Monitoren, die auf der anderen Seite des Betts standen.
»Das schmale Weiße, das ist doch der Blutdruck, oder?«
»Ja, ist es. Dort wird der aktuelle Wert angezeigt, und wenn man hier draufdrückt, erhält man die gleiche Anzeige als Kurve.«
Marie stand schon neben ihr und kam ihr zuvor. Sie presste den Knopf, und mit angehaltenem Atem wartete Cat darauf, dass sich die Anzeige aufbaute. Da war tatsächlich eine Erhöhung. »Das war bei deiner Begrüßung.«
»Sprich mit ihm. Los, Cat, sag irgendwas.«
»Aber …« Sie hatte ihm stundenlang alles Mögliche erzählt, in der Hoffnung, zu ihm durchzudringen. Aber nie war irgendeine Reaktion erfolgt. Jetzt, in Maries Gegenwart, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Aber sie würde nicht die vielleicht einzige Chance vergeben, dass er sie hörte, zumal sich nun auch Robs Puls etwas beschleunigte, aber noch weit unterhalb des Bereiches eines gesunden Menschen blieb.
Sie fasste nach seiner Hand und klammerte sich förmlich an ihn. »Komm zurück, Rob. Ich ertrage es nicht, schuld daran zu sein, wenn du jetzt stirbst. Ich hätte schneller sein und die richtige Entscheidung treffen müssen.« Neben ihr erklang ein unwilliger Laut, aber in diesem Moment würde sie sich nicht auf eine Diskussion mit Marie einlassen, sondern das aussprechen, was ihr jede Sekunde des Tages durch den Kopf ging. »Komm schon, Rob. Du hast so viele Menschen um dich herum, die dich lieben. Enttäusch sie nicht. Mouna wartet, ich habe sogar noch dein Plüschtier im Rucksack gehabt. Es steht auf dem Nachttisch, direkt neben dir.«
Eines der Geräte gab einen dezenten Ton von sich. Cats Kopf fuhr herum. Blutdruck und Pulsschlag stiegen weiter. »Rob!« Sie konnte nichts gegen die Panik in ihrer Stimme tun. Sein Kopf drehte sich in ihre Richtung, und seine Lider flatterten.
»Rob?«
Ein Laut kam über seine Lippen, der wie ein Würgen klang, und die Beatmungsmaschine gab ein schrilles Geräusch von sich. Ehe Cat begriff, was vor sich ging, wurde sie von hinten gepackt und zur Seite geschoben.
Zwei Ärzte waren in den Raum gestürmt. »Wir brauchen Platz.«
Cat wich sofort bis an die Wand zurück. Zum Glück hatten die beiden Mediziner anderes zu tun, als sie hinauszuschmeißen. Marie stand so dicht neben ihr, dass ihre Schultern sich berührten. Rob, der bisher immer reglos dagelegen hatte, warf sich nun wild hin und her.
»Er wehrt sich gegen die Beatmung.«
»Kein Wunder, wer will schon aufwachen und so ein Ding im Hals stecken
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