Rob - Toedliche Wildnis
haben.«
»Halt ihn fest, damit ich den Tubus ziehen kann.«
»Ich versuch’s ja.«
Das Zischen der Maschine, das in den letzten Tagen ihr ständiger Begleiter gewesen war, verstummte. Stattdessen hörte Cat keuchende, gequälte Atemzüge. Gleichzeitig schrillten mindestens zwei Alarmsignale los.
»Ganz ruhig und langsam atmen. Sie sind im Krankenhaus. Keine Angst.« Ein deftiger Fluch. »Verdammt, ich dringe nicht zu ihm durch. Er steht kurz vor einer Panik. Wenn er jetzt kollabiert, dann …«
Cat wollte ans Bett stürzen, aber Marie umklammerte ihre Hand so fest, dass es schmerzte. Ehe sie sich losreißen konnte, stürmte ein weiterer Mann in den Raum. Luc. Trotz der irritierten Blicke der Ärzte blieb er direkt neben dem Bett stehen. »Verdammt, Rob. Schluss mit dem Theater. Du bist in Sicherheit und jagst Mom und Cat gerade einen Riesenschreck ein. Beruhige dich, verdammt noch mal, es ist alles in Ordnung.«
Die befehlsgewohnte Stimme seines Bruders erreichte das, was die Ärzte vergeblich versucht hatten. Rob lag wieder still, und das Schrillen verstummte nach einigen Augenblicken.
»Cat?«
Sie erkannte die heisere Stimme kaum, dann taumelte sie nach vorne und sah direkt in Robs blaue Augen. Er war noch benommen, aber ihr Name war sein erstes und letztes Wort gewesen. Ihre Blicke verfingen sich für einige kostbare Momente, dann stieg ein Schluchzen in ihr auf, und sie bekam kein Wort heraus. Die unterschiedlichsten Empfindungen stürzten auf sie ein. Sie wirbelte herum und lief davon. Luc versuchte vergeblich, sie aufzuhalten. Auf dem Flur wäre sie fast mit Jay und Kalil zusammengestoßen. Die unverkennbare Panik in ihren Gesichtern ließ sie kurz stehen bleiben.
»Er ist wach, er wird es schaffen«, stieß sie hervor, dann rannte sie weiter, so schnell sie konnte. Sie wollte einfach nur weg. Weg von dem Mann, den sie mehr liebte als jemals einen Menschen zuvor.
Er trieb seine Brüder allmählich in den Wahnsinn, aber das ließ sich nicht ändern. Entweder sie gaben endlich nach, oder Rob würde sie … Luc drehte sich mit einem lauten Fluch auf Paschtu um und stürmte aus dem Raum. Langsam zählte Rob bis zehn, dann flog die Tür wieder auf, und Luc warf kurzerhand das Notebook und das Handy aufs Bett. Rob zuckte instinktiv zurück, und seine Operationsnarbe meldete sich sofort. Er verkniff sich jedoch jeden Laut. Die kleine Revanche gönnte er seinem Bruder, nachdem er den Krieg verloren hatte. Das untätige Herumliegen machte Rob wahnsinnig, die Versorgung durch die Ärzte und Schwestern nervte, und das Fernsehprogramm war unerträglich. Er wollte endlich aus dem Krankenhaus raus, war aber ehrlich genug, um einzusehen, dass er dazu noch nicht in der Lage war. Aber nichts sprach dagegen, sich einige Stunden sinnvoll mit dem Notebook zu beschäftigen und ein paar Telefonate zu führen.
Nach einer hitzigen Diskussion hatte Luc endlich nachgegeben. Die Ärzte sprachen von zwei weiteren Wochen in der Klinik. Rob war bereit, noch genau fünf Tage zu warten, dann würde er mit oder ohne die Hilfe seiner Brüder flüchten. Erholen konnte er sich woanders, vorzugsweise dort, wo Cat sich befand. Im Gegensatz zu seinen Brüdern war er nicht besonders überrascht, dass sie ohne ein Wort geflohen war. Nachdem er von den Vorwürfen gehört hatte, die sie sich fälschlicherweise machte, verstand er sie sogar noch besser, aber das hieß nicht, dass er ihr das Verhalten durchgehen lassen würde. Ihr Platz war an seiner Seite, und er konnte nur hoffen, dass sie dies einsah. Die Vorstellung von einem Leben ohne sie war so schmerzhaft, dass er den Gedanken nicht zuließ.
Nach einem Klopfen, das die Bezeichnung nicht verdiente, betrat Murat das Zimmer, sah das Notebook und das Handy und begann zu lachen. »Schade, dass ich die Diskussion versäumt habe.«
Auch wenn Rob sich freute, seinen Freund zu sehen, konnte er auf ein weiteres Wortgefecht verzichten. »Ich dachte, du bist bei deiner Familie.«
»War ich auch, bis mir ein Job als Briefträger angeboten wurde.«
Murat hielt ihm eine Papprolle hin, die Rob ratlos entgegennahm. Luc rollte mit den Augen. »Öffne sie und du bist schlauer. Falls du es noch nicht bemerkt hast, die ist von Cat. Sie hat sie an dein Büro in Charleston geschickt.«
»Und woher willst du das wissen? Bist du mittlerweile nicht nur SEAL , sondern auch Hellseher?«
»Nicht wirklich, aber ich kann lesen. Auf der anderen Seite ist ein Aufkleber.«
Den Spott hatte er sich selbst
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