Robbers: Thriller (German Edition)
keine Veränderung bemerkt.
In der Nähe von Sealy ging ihnen das Bier aus, und kurz darauf mussten sie so dringend pissen, dass sie den Interstate Highway hinter der Brücke über den Brazos verließen. Sie stellten sich auf das hohe zerklüftete Ufer. Die Sterne blinkten ihnen von der Oberfläche des breiten plätschernden Flusslaufs entgegen, den ihre gebogenen Urinstrahlen nicht erreichen konnten.
»Verdammt«, sagte Eddie. »Tut das gut! Das Einzige, was besser ist als ein ordentlicher Fick, ist ordentlich pissen.«
Ray Bob strich sich über den Schwanz und erklärte, dass er einen guten Fick jederzeit vorziehen würde.
»Ist doch bloß so ein Spruch«, meinte Eddie.
»Der schlechteste Fick, den ich je hatte, war immer noch gut«, erklärte Ray Bob. Obwohl er längst fertig war, hielt er seinen Schwanz noch immer in der Hand und lauschte dem Plätschern des Wassers gegen das Ufer in der Dunkelheit unter ihnen. »Ich hatte nie einen schlechten Fick.«
»Hast du jemals’ne Kuh gefickt?«, fragte Eddie.
»Scheiße, nee. Ich ficke keine Kühe.«
»Na ja«, sagte Eddie. »Eben drum.«
»Mann, davon will ich nichts hören.«
Nach einer Weile allerdings gab Ray Bob zu, dass er eine Wassermelone gefickt hatte. Draußen auf der Gefängnisfarm in Huntsville.
»Im Gefängnis fickst du alles, was sich nicht bewegt«, sagte er. »Nur so erträgst du diese Scheiße.«
»Mir hat ihn noch nie einer reingesteckt«, erklärte Eddie. »Und das ist ein Rekord, den ich halten werde.«
Ray Bob zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Hast du dir jemals einen blasen lassen?«
»Nee«, sagte Eddie. »Die wollen doch bloß, dass man es ihnen auch macht.«
»Nicht immer.« Ray Bob zündete sich eine Zigarette an. »Es ist gar nicht schlecht. Ich hatte’ne Schwuchtel in Huntsville. Ein Schwarzer aus Beaumont. Der konnte echt verschiedene Melodien blasen.«
»Ohne Scheiß?«
»Ohne Scheiß. Hat mich zwei Mal am Tag angefleht. Außerdem aß er gerne Marmelade, aber da steh ich nicht drauf.«
»Mhm, kann ich mir vorstellen.« Eddie zog eine Grimasse.
»Du weißt ja gar nicht, wovon ich rede.«
Eddie zuckte mit den Schultern. »Ich glaub, ich will es auch nicht wissen.«
»Ein Leben in Ahnungslosigkeit«, sagte Ray Bob.
»Na, ist manchmal besser so.«
Schweigend standen sie auf dem hohen, zerklüfteten Ufer, das stellenweise abgebrochen oder von der Flut abgetragen worden war. Unter ihnen floss der Brazos dahin, der kaum zu erkennen war, dessen Bewegung sie aber spüren konnten. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie einzelne Wirbel und Strudel in dem schnell fließenden Wasserlauf ausmachen. In der Mitte des Flusses bildeten treibende Äste und abgestorbene Bäume dunkle Schatten. Alles war still außer dem Murmeln des Flusses, dem gelegentlichen Aufheulen von Reifen oben auf der Brücke und dem schnellen rapprapprapp dieser Reifen, wenn sie die Nahtstelle zur Brücke überquerten. Nach einer Weile hörten sie, wie der abkühlende Motor des Caddy unter der Haube klickte und knackte.
»Hast du wirklich deine Mutter erschossen?«, fragte Eddie. Er sprach leise, doch in der Stille klang seine Stimme ungewöhnlich laut.
Ray Bob antwortete nicht. Am Stummel seiner Zigarette steckte er sich eine neue an, kratzte sich den Rücken und kickte einen Klumpen Dreck die Böschung hinunter. Sie lauschten, wie er den Abhang hinunterrollte und dann ins Wasser klatschte.
»Du willst nicht antworten«, stellte Eddie fest. »Das versteh ich.«
Ray Bob räusperte sich und spuckte aus. »Und wenn ich es getan hab?«
»Wenn du es getan hast, hast du es getan.«
»Also, ich hab’s getan.«
Eddie griff an seinen Ohrring und nickte. »Hab ich mir gedacht.«
Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Sie muss eine bösartige alte Frau gewesen sein.«
Ray Bob griff in seinen Stiefel und zog seine Pistole. »Siehst du das?«
Eddie schaute auf die Waffe, schaute auf Ray Bob und wieder zurück auf die Waffe. Der kurze stählerne Lauf glitzerte bläulich im Licht der Sterne und des Mondes. »Ja, ich seh’s.«
»Dann schau es dir gründlich an.«
Ray Bob trat dicht an ihn heran, richtete die Waffe auf Eddies Brustkorb und hob sie immer höher, bis der Lauf auf Eddies Nasenwurzel zielte. Auf die schmale Stelle genau zwischen den Augenbrauen. Mit dem Daumen entsicherte er die Waffe, während sein Zeigefinger fest am Abzug lag. Eddie starrte in das schwarze Loch.
»Schau gut hin«, sagte Ray Bob. »Denn das
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