Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
konnten. Gott sei Dank dauerte es bei Ghostys Tempo nicht lange, bis das Feuer unter der Goldmaschine gelöscht war. Die letzten vier Wassereimer leerte das Gespenst auf das offene Feuer in der linken Ecke.
»Alle Feuer gelöscht, huahuuuu«, jubelte es.
»Die Gefahr ist beseitigt. Aber in dieser Waschküche können wir nicht bleiben«, sagte Robbi. »Wie kommen wir hier bloß raus?«
»Keine Sorge, ich führe euch hinaus«, erbot Ghosty sich sofort. Er war die Liebenswürdigkeit selber. »Ich kenne da einen ganz kurzen Weg zum Burghof. Bitte folgt mir!«
Robbi nahm Tobbis Hand und mit der anderen ergriff er Ghostys Gespensterhand. Polly hockte wie immer auf Tobbis Schulter. So marschierten sie durch die Nebelsuppe, durch die dreieckige Türöffnung, um zwei Ecken herum, in einen feuchten unterirdischen Gang hinein. Ghosty schwebte ganz langsam voran, damit die andern folgen konnten.
Nach gar nicht langer Zeit hielt er an.
»So, hier geht's nun nach oben«, sagte er. »Hier ist nämlich der Brunnenschacht. Dort sind die Steigeisen, an denen ihr hinaufklettern müsst. Oder soll ich euch hinauftragen?«
»Kannst du das denn?«, erkundigte sich Robbi verblüfft.
»Ich bin stark«, erwiderte Ghosty stolz. »Willst du zuerst?«
Robbi überlegte kurz, ob er sich dem Burggespenst wohl anvertrauen könnte. Da er aber in dieser Nacht schon so viele Treppenstufen hinauf- und hinabgestiegen war und die Kletterei satt hatte, beschloss er es mit Ghosty zu versuchen.
»Lass mich aber um Himmels willen nicht fallen!«, schärfte er dem Burggespenst ein.
Aber die Ermahnung war unnötig. Ghosty fasste Robbi unter die Arme, schwebte mit ihm nach oben, als ob er gar kein Gewicht hätte, und setzte ihn sanft auf dem mondbeschienenen Burghof ab.
Tobbi und Polly MacMouse holte Robbi mit dem Teleskoparm aus dem Brunnenschacht. Der Arm reichte gerade so weit in die Tiefe, dass er Tobbi beim Kragen packen konnte.
Nun setzten sich alle auf den Brunnenrand, um sich von den letzten anstrengenden Erlebnissen auszuruhen.
»Du könntest uns eigentlich die ganze Geschichte von dem Zaubergrafen erzählen, Ghosty«, bat Tobbi.
Ghosty ließ sich nicht zweimal bitten.
»Was mich anbetrifft«, begann er, »ich wohne seit der Erbauung von Plumpudding Castle hier. Zuvor habe ich auf einer, allerdings ganz gewöhnlichen, rechteckigen Nachbarburg gespenstert. Da es sich aber auf einer ungewöhnlichen, dreieckigen Burg weitaus besser gespenstern lässt, bin ich umgezogen, sobald der letzte Steinquader von Plumpudding Castle aufgesetzt worden war.«
»Was? Seit der Erbauung von Plumpudding Castle?«, rief Tobbi dazwischen. »Dann musst du ja steinalt sein!«
»Das bin ich auch!«, bestätigte Ghosty stolz. »Auf zehn Jahre genau weiß ich mein Alter zwar nicht, aber es müssen mindestens tausend Jahre sein. Wir Gespenster werden nämlich nicht geboren - wir sind plötzlich einfach da. Aber nun zu Sir Joshua, dem ›Zaubergrafen‹. Er war schon zu seinen Lebzeiten ein verrücktes Huhn. Als er noch jung war, zog er andauernd in irgendeinen Krieg. Aber als er ein paar Mal ganz gehörig die Rüstung zerbeult bekam, gab er das auf. Er saß kaum drei Wochen auf seiner Burg - es war noch nicht die dreieckige, sondern die alte Burg, mit normalen runden Türmen -, da kriegte er einen ›Zauberfimmel‹. Er wollte unter allen Umständen das Zaubern erlernen. Er lud alle möglichen Hexen und Zauberer auf seine Burg ein, damit sie ihn das Zaubern lehrten. Vor allem eins interessierte ihn besonders: Er wollte Silber oder Kupfer in Gold umzaubern. Aber das gelang weder ihm noch seinen Hexen und Zauberlehrern.
Deshalb setzte er sie eines Tages alle an die Luft ohne ihnen den restlichen Lohn zu zahlen. Weil er inzwischen schon besser zu zaubern verstand als seine Lehrer, konnten sie nichts dagegen machen. Sie zogen zähneknirschend ab. Kurz darauf ließ Sir Joshua seine alte Burg abreißen, um sich an der gleichen Stelle eine neue aufbauen zu lassen, an der alles dreieckig war - Plumpudding Castle! Er glaubte, dass ihm die ›Gold‹-Zauberei besser in einer dreieckigen Burg gelingen würde, hihihi. Viele Dinge glückten ihm auch. Sogar sehr viele! Er wurde der gefürchtetste Zauberer weit und breit und man nannte ihn scheu den ›Zaubergrafen‹ oder den ›Großen Magier«. Trotzdem brachte er es nicht fertig, Gold zu zaubern, weder aus Silber und Kupfer, noch aus irgendeinem anderen Metall. Darum baute er eine Goldmaschine. Auch damit hatte er
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