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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ganz klar.«
    Sie blickte auf das Papier. »Miß Sheridan möchte wissen, ob vierzehn Uhr für heute noch recht ist. Mr. Lonergan will sich später wieder melden. Dann deine Mutter. Ruf sie heute abend an.«
    »Nichts von Reverend Sam?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Die Sache gefiel mir nicht. »Versuch, ihn für mich an den Apparat zu bekommen.«
    Sie ging zum Telefon, und ich begann, mich anzuziehen. Nach einiger Zeit legte sie den Hörer aus der Hand.
    »Er ist nicht zu Hause, nicht in der Kirche, nicht im Workshop«, sagte sie.
    »Versuch’s im Krankenhaus.«
    Ich war in Jeans und Schuhen und hatte mir gerade das Hemd zugeknöpft, als sie mir den Hörer hinhielt. »Er kommt an den Apparat.«
    Alle Kraft schien aus seiner Stimme entschwunden zu sein. »Gareth?«
    »Ja, Sir. Wie geht’s Bobby?«
    »Man hat ihn wieder in den Operationssaal gebracht.«
    »Ich dachte -«
    Er unterbrach mich. »Die Blutungen hörten nicht auf, und ohne einen Eingriff scheint man nicht feststellen zu können, woher sie kommen.«
    »Ich fahre sofort zum Krankenhaus.«
    »Nein.« Seine Stimme klang kräftiger. »Sie können hier nichts tun. Er wird zwei Stunden im Operationssaal sein. Und ich, ich bin ja hier. Sobald ich etwas weiß, rufe ich Sie an.«
    »Es tut mir so leid. Ich wußte ja nicht, was er vorhatte. Hätte ich’s gewußt, hätte ich ihn zurückgehalten.«
    Seine Stimme war sanft. »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie haben alles getan, was Sie tun konnten. Schließlich muß am Ende jeder die Verantwortung für sich selbst übernehmen und akzeptieren.«
    Ganz konnte ich mich von meinem Schuldgefühl nicht befreien, doch was Reverend Sam da sagte, war ein gewichtiges Argument. Bobby neigte nun einmal zur Unterwürfigkeit, und von seiner gewöhnlichen Passivität bis zum ausgewachsenen Masochismus war es kein allzu großer Sprung. Außerdem war er immer noch naiv genug zu glauben, es handle sich um Spiel und Spaß.
    »Wie geht es ihm?« fragte Denise.
    »Man hat ihn gerade wieder in den Operationssaal geschafft«, sagte ich mit schwerer Stimme. »Man will herausfinden, wodurch die Blutungen verursacht werden -damit man sie endlich zum Stillstand bringen kann.«
    Sie griff nach meiner Hand. »Ich werde für ihn beten.«
    Ich blickte ihr in die ernsten Augen. »Tu das«, sagte ich und wandte mich zur Tür.
    Ihre Frage ließ mich mitten in der Bewegung innehalten. »Du glaubst nicht an Gott, nicht wahr?«
    Ich dachte an all die Brutalität und Gewalttätigkeit, die Zerstörung und Vernichtung, die ich in meinem Leben gesehen hatte. »Nein«, erwiderte ich.
    Ihre Stimme klang sehr sanft. »Ich fühle eine große Sorge um dich.«
    Ich sah die Tränen in ihren Augen. Nur die Unschuldigen können an Gott glauben. »Mit mir brauchst du kein Mitleid zu empfinden«, sagte ich. »Nein, ich brauch dir wirklich nicht leid zu tun. Ich bin ja nicht verletzt worden, ich habe keine Schmerzen.«
    Ihre Augen schienen mir in die Seele zu blicken. »Versuche nicht, mir etwas vorzumachen. Du bist tief verletzt, und du hast immer Schmerzen. Niemand, den ich kenne, leidet so wie du.«
    »Liefern Sie mir noch tausend Stück, bis Montag kann ich sie absetzen«, sagte Ronzi.
    »Ist nicht drin.«
    »Seien Sie doch kein Idiot. Sie haben da eine heiße Sache. Nützen Sie die Chance. Wie wollen Sie wissen, ob die nächste Nummer auch so gut ist?«
    »Sie wird besser sein. Und wenn Sie smart sind, dann ordern Sie davon gleich fünfundsiebzigtausend auf einmal.«
    »Sie sind übergeschnappt. Das hat’s noch nie gegeben, daß eins von diesen Blättern in so hoher Auflage rausgekommen und auch verkauft worden ist. Nicht mal über fünfzigtausend hatten wir bisher, war einfach nicht drin.«
    »Wenn ich noch zehntausend drucken würde, könnten wir’s schon diesmal schaffen. Es ist also drin.«
    Er schwieg.
    Ich ließ nicht locker. »Das wären sechzigtausend gewesen. Bei dem, was ich in der nächsten Nummer bringe, gehen fünfundsiebzigtausend weg wie nichts.«
    »Wieso, was soll’s denn da geben?«
    »Umschlag und Faltbild innen vierfarbig.«
    »Mann, das können Sie sich nicht leisten. Da machen Sie Pleite. Denn mehr als fünfunddreißig Cents spuckt Ihnen kein Kunde für ein Heft aus.«
    »Ronzi«, sagte ich, »versuchen Sie doch nicht, mich vollzuscheißen. Sie haben den Preis ja schon auf fünfzig Cents erhöht. Und das ist jetzt mein neuer Preis.«
    Er blickte zu Persky. »Der Kerl ist doch meschugge.«
    Persky gab keine Antwort.
    Ich winkte Verita.

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