Robbins, Harold - Träume
Irgendein Mumpitz, den man dir im Workshop beigebracht hat?«
»Tu, was ich sage«, beharrte sie. »Leg dich flach auf den Rücken, die Hände an den Seiten, und schließ die Augen. Löse deinen Körper aus aller Verkrampfung, laß ihn los. Und öffne dich von innen, ganz weit. Ich werde dich an verschiedenen Stellen gleichzeitig mit beiden Händen berühren. Meine rechte Hand wird der Yin-Kontakt sein und meine linke Hand der Yang-Kontakt. Die Strömungen deines Körpers werden durch mich hindurchfließen und ihr natürliches Gleichgewicht zurückgewinnen. Jedes Mal, wenn ich dich berühre, werde ich dich fragen, ob du mich fühlst; spürst du beide Hände, dann sag ja. Verstanden?«
»Ja.«
Sie legte mir eine Hand flach auf die Brust und drückte mich sacht zurück. Als ich dann lang ausgestreckt lag, zog sie das Kissen unter meinem Kopf weg und schob mir die zusammengerollte Decke unter die Füße. »Ist’s so bequem?«
»Ja.«
»Mach die Augen zu, und wir fangen an.«
Sanft und leicht wie Federn berührten mich ihre Finger an den Schläfen. »Fühlst du mich?«
»Ja.«
An meinen Wangen. An meinen Füßen. An meinen Knien. An meinen Schultern. An meinen Brustwarzen. An meinen Armen. »Fühlst du mich?«
»Ja.«
An meinen Rippen. An meinen Hüften. An meinem Kinn. An meinen Waden. An meinen Schenkeln. Ich fühlte ihre Hände wieder an meinen Schläfen; und dann, als sie sich über mich beugte, die Wärme ihrer Brüste auf meinem Gesicht. »Fühlst du mich?«
»Ja.« Mir kam ein Gedanke. »Wenn deine Hände Yin und Yang sind, müßten deine Brüste dann nicht auch Yin und Yang sein?«
Sie überlegte einen Augenblick. »Vielleicht.«
»Nun?«
»Du bist ein schwieriger Fall«, sagte sie. Dann ließ sie sich neben mich gleiten, zog meinen Kopf zu ihren Brüsten. »Ist es so besser?«
»Ja.« Sie waren warm, so warm. Ich vergrub mein Gesicht zwischen ihnen.
»Versuch zu schlafen«, sagte sie leise.
Ich schloß die Augen. Ein Gefühl absoluter Geborgenheit hüllte mich ein. In meinem Magen lösten sich die Knoten, und meine Muskeln, ja, selbst die Knochen schienen weich und schlaff zu werden. Ich preßte die Lippen seitlich gegen ihre Brust. So müde war ich, daß es mich viel Mühe kostete, auch nur den Mund aufzumachen. »Weißt du, daß du wunderschöne Brüste hast?«
Ich glaubte, ihre Antwort zu hören, ein leises »Danke«. Doch sicher konnte ich da nicht sein. Denn ich lag bereits im Schlaf.
Es klopfte an der Tür. Durch Dunkelheit versuchte ich emporzutauchen. »Herein.«
Sonnenhelle fiel durch die geöffnete Tür, eine wahre Flut, wie mir schien. Ich blinzelte benommen.
Denise trat ein. Sie trug ein Tablett mit Orangensaft und Kaffee, das sie wortlos aufs Bett stellte.
Hinter ihr kam Verita.
»Tut mir leid, dich aufzuwecken«, sagte sie, und ihr leichter mexikanischer Akzent klang wegen ihrer Erregung stärker durch als sonst. »Aber Persky meint, es sei sehr wichtig.«
Meine Augen gewöhnten sich an das Licht. »Wie spät ist es?«
»Elf.«
Ich stand auf und ging mit bloßen Füßen ins Bad, wo ich den Klosettdeckel hochklappte. »Worum dreht sich’s denn?« rief ich.
»Mr. Ronzi ist unten. Er muß dich unbedingt sehen, sagt er.«
»Okay, in zehn Minuten bin ich unten, sag ihm das.« Ich trat unter die Dusche, drehte sie voll auf. Als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, war Verita verschwunden, aber Denise war noch dort.
Sie hielt mir das Glas Orangensaft hin. »Trink.«
Ich nippte. Der Saft war eiskalt und frisch ausgepreßt. »Wie lange willst du diese alberne Zofentracht denn noch tragen?« fragte ich.
»Sie gefällt dir nicht?«
»Das hat nichts damit zu tun. Doch, sie gefällt mir. Bloß -sie dreht mich dauernd an. Französische Zofentracht, das wirkt bei mir so wie ein Fetisch.«
Sie verstand nicht. »Wie kommt man denn zu so was?«
Ich lachte. »Als ich noch ein Junge war, hatten wir eine französische Zofe. Ich stelle mich immer unten an die Treppe und versuchte, ihr unter den Rock zu linsen. Und dann ging ich auf mein Zimmer und hab’s mir selbst gemacht.«
Sie lächelte nicht. »Das ist dumm.«
»Vielleicht. Aber es ist so ziemlich das Übliche.« Ich unterbrach mich. »Läßt sich womöglich mal für eine Nummer verwenden, erinnere mich daran.«
Sie nahm das leere Glas, reichte mir den Kaffee. »Da waren ein paar Anrufe für dich.« Sie hielt mir einen Zettel hin.
Ich setzte mich aufs Bett und schlürfte den Kaffee. »Lies mal vor. Meine Augen sind noch nicht
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