Robbins, Harold - Träume
»Bitte, die Farbabzüge von dem Mädchen, das wir nächste Woche bringen.«
Sie kam und breitete die Fotos auf meinem Schreibtisch aus.
Das Mädchen war eine bildhübsche Eurasierin mit fast endlos langem Haar. Als Hintergrund diente eine Flughafenszene.
Ich schob Ronzi die Bilder zu, hübsch eins nach dem anderen und genau in der richtigen Sequenz: vom Augenblick, wo sie aus dem Flugzeug stieg, bis zu jenem Moment, wo sie im Schlafzimmer nackt auf einem Bett lag, die Arme um die leicht angewinkelten Beine geschlungen.
»Das können Sie doch nicht bringen«, sagte Ronzi. »Da sieht man ja alles.«
»Ist bereits im Druck.«
»Damit kriegen Sie Ärger.«
»Das ist mein Problem.«
»Das ist auch meins. Ich mach den Vertrieb. Und ich habe so schon genug Ärger am Hals.«
»Wollen Sie aussteigen?«
»Hab ich nicht gesagt«, erklärte er hastig.
»Ich dränge Sie nicht. Überlegen Sie sich die Sache in aller Ruhe. Wenn Sie nicht mehr wollen, kann ich bestimmt die von Ace oder von Curtis für den Vertrieb interessieren.«
Er sah mich giftig an. »Scheißkerl - okay, ich akzeptiere.«
»Fünfundsiebzigtausend«, sagte ich.
Er nickte. »Fünfundsiebzigtausend.« Sein Blick glitt kurz zu Persky. »Können wir uns irgendwo unter vier Augen unterhalten?« fragte er mich.
»Was Sie sagen wollen, können Sie auch hier sagen.«
»Nichts Geschäftliches. Was Persönliches.« Er folgte mir die Treppe hinauf, zur Wohnung. Denise öffnete die Tür. Statt der Zofentracht trug sie jetzt wieder Jeans und ein Hemd. Das stand ihr noch besser. Ich führte Ronzi ins Schlafzimmer und schloß hinter uns die Tür.
Dann deutete ich auf einen Stuhl. Er nahm Platz. Ich setzte mich auf den Bettrand. »Okay. Was Persönliches. Und was wäre das?«
»Ich habe mich mit meinen Kontaktleuten im Osten in Verbindung gesetzt. Wir sind der Meinung, daß Sie in diesem Gewerbe eine große Zukunft haben.«
»Besten Dank für das Vertrauen. Aber was soll das Ganze bedeuten?«
»Es bedeutet, daß wir einsteigen wollen. Lonergan ist ein kleiner Fisch. Mit unserer Hilfe können Sie ganz groß herauskommen. Nicht nur im Bereich von Los Angeles oder in ganz Kalifornien. Nein - von Küste zu Küste. Und das bedeutet echt großes Geld. Riesenkohlen.«
»Keine Partner. Ich bleibe lieber mein eigener Herr.«
»Nun kommen Sie schon, Gareth. Wir wissen doch, daß Lonergan bei Ihnen mit drin ist.«
»Irrtum. Ich habe mit ihm nur einen Vertrag über Anzeigen. Weiter nichts. Das habe ich Ihnen wohl nicht richtig klargemacht.«
»Okay, um so besser. Das macht die Sache nur leichter. Wir blättern Ihnen hunderttausend hin und sind dafür mit fünfzig Prozent beteiligt. Sie kümmern sich um Ihr Blatt, und wir sorgen für den Vertrieb im ganzen Land.«
»Nein.«
»Seien Sie kein Idiot. Wir würden Sie zum Millionär machen.«
»Geben Sie mir jetzt eine Million für das halbe Blatt, und Sie überzeugen mich.«
Er explodierte. »Sie sind besoffen. Wie kommen Sie darauf, daß Ihr Scheißblatt eine Million wert ist?«
»Auf den Gedanken haben Sie mich ja gebracht.«
»Aber das gilt doch nur, wenn Sie bundesweit vertrieben werden.«
»Genau das ist meine Absicht.«
»Mann, das schaffen Sie nie, nicht ohne uns. Wir haben für Sie den exklusiven Vertrieb, und wenn wir das nicht bundesweit aufziehen, ist da niemand weiter - dann ist für Sie die Luft raus.«
»Unsere Abmachung gilt nur für ein Jahr.«
»Aber bis dahin haben Sie überall Nachahmer gefunden. Da hat man Ihr Rezept garantiert überall kopiert. Bundesweit hat das dann keine Durchschlagskraft mehr.«
Ich blieb stumm. Verdammt, er hatte recht. Ohne ihn kam ich nicht weiter. Ich saß fest. »Muß ich mir durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich.
»Wieviel Bedenkzeit wollen Sie?«
»Einen Monat.«
»Vierzehn Tage haben Sie. Länger kann ich die nicht hinhalten.« Er stand auf und ging zur Tür; blickte sich von dort noch einmal zu mir um. »Ganz ehrlich, Gareth - Sie sind wirklich ein sonderbarer Vogel. Vor ein paar Wochen sind Sie fast auf dem Zahnfleisch gekrochen und mußten froh sein, wenn Sie mit den Schecks von der Arbeitslosenfürsorge irgendwie über die Runden kamen. Jetzt biete ich Ihnen glatte Hunderttausend, und Sie wollen Bedenkzeit. Was ist mit Ihnen? Haben Sie keine Lust, reich zu werden?«
»Sie lassen einen wichtigen Punkt außer acht, Ronzi.«
»Nämlich?«
Ich lächelte ihn an. »Soviel bedeutet Geld mir nicht. Ich bin reich zur Welt gekommen.«
»Wir stecken in der
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