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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Stau.
    Er komme nach Hause, sagte er. Er gebe auf.
    »Um Gottes willen, Robbi, nichts überstürzen! Bitte, schlaf wenigstens eine Nacht darüber, und lass uns morgen noch einmal
     darüber reden.«
    Nein, er habe die Entscheidung schon während des Spiels gefällt. Es gebe daran nichts mehr zu rütteln.
    »Ich verstehe, wie du dich fühlst, jeder hat doch mal die Sehnsucht, einfach hinzuwerfen, wenn es nicht läuft. Aber danach
     würde es nur schlimmer. Halte nur ein oder zwei Wochen noch durch, ein oder zwei Spiele, und du wirst es überstanden |205| haben, das weiß ich. Wir kommen da wieder raus. Ich liebe dich.«
    Sie fürchtete, wenn er aufgab, würde er vollends zusammenbrechen. Aufzugeben würde er sich selbst nie verzeihen.
    Ihre Worte haben mir sehr gutgetan
, schrieb er in sein Tagebuch. Ihr jedoch entgegnete er am Telefon, nein, es gehe nicht mehr. Seine Karriere sei zu Ende.
    Er machte noch einen Anruf, ehe er das Handy ausschaltete, damit ihn niemand mehr erreichte.
    Marco meldete sich wie immer enthusiastisch, als er die Stimme des Freundes hörte. Danach sagte er für einige Zeit nichts
     mehr.
    »Ich gehe hier kaputt, ich muss hier weg, das geht nicht mehr.« In Marcos Erinnerungen wiederholten sich die Sätze des Freundes
     permanent, sie wurden immer schneller und ließen ihn schwindlig zurück.
    »Robbi, jetzt sammle dich erst einmal – und wenn es dann nicht geht, gehst du.«
    »Aber dann bin ich arbeitslos.«
    »Ein halbes Jahr, was ist das schon? Im Wintertransfermarkt findest du wieder einen Verein.«
    Marco fand die Absicht des Freundes, kurzfristig hinzuwerfen, erschütternd. Die Aussicht, ein halbes Jahr ohne Fußball zu
     sein, erschreckte ihn weniger. Er war gerade vom 1. FC Nürnberg zum AC Arezzo gewechselt; freiwillig in die Dritte Liga. Er
     glaubte, wenn er sich auf ein spürbar niedrigeres Niveau begab, in ein Land, wo ihn niemand kannte, niemand an den drei Toren
     aus den ersten sieben Bundesligaspielen maß, dann wäre er endlich diesen ständigen Druck auf den Schläfen los. Drei Tage vor
     seinem ersten Spiel in Italien hörte er, wie der Trainer im Fernsehen über ihn sagte: »Das ist ein Spieler, da schnalzt man
     mit der Zunge.« Marcos Schläfen verhärteten sich augenblicklich wieder. Durch das erste Spiel schleppte er sich steif, schlapp,
     ohnmächtig. »Wenn du nur den Fußball hast, und der bricht weg«, sagt Marco, »bleiben nur Zweifel.«
     
    |206| Am nächsten Morgen wachte Robert Enke mit dem Gedanken auf, mit dem er vor viel zu kurzer Zeit eingeschlafen war. Er musste
     hier weg.
    Zunächst einmal suchte er sich allerdings nur ein Blatt Papier.
    11.   08.   2003. Bin am Ende. Das Spiel haben wir 0:3 verloren. Sah beim ersten Tor nicht gut aus. Danach war ich sehr nervös, gerade
     in der zweiten Halbzeit. Wurde von den eigenen Fans verhöhnt.
    Habe heute schon mit Vater, Jörg und Terri gesprochen. Möchte weg aus Istanbul, endlich eine richtige Therapie machen. Es
     geht auf keinen Fall weiter. Musste gestern einsehen, dass ich den Anforderungen einfach nicht gewachsen bin. Jörg versucht,
     mich zu überreden, jemanden einfliegen zu lassen oder Medikamente zu nehmen. Das will und das kann ich aber nicht hier tun.
     Terri hat gerade angerufen und musste wieder auflegen, weil sie weinen musste. Fühle mich hilflos und ängstlich, gehe nicht
     aus dem Hotelzimmer, habe Angst vor den Blicken der Leute. Möchte einfach nur ohne Angst und Nervosität leben. Ich weiß, dass
     eine Vertragsauflösung weitreichende Folgen hätte, aber kann an nichts anderes denken. Weiß nicht mehr weiter.
    Will heute noch mit Daum sprechen, weiß nicht, wie ich es anstellen soll. Habe auch Angst vor seiner Reaktion. Weiß, dass
     ich es schon öfter verpasst habe, eine Therapie anzufangen.
     
    Der Trainer hatte der Mannschaft zwei Tage freigegeben, wegen der Niederlage. Sich nicht zu sehen war die beste Therapie,
     glaubte Daum.
    Wenn kein Training war, musste er Daum anrufen. Die heiße Angst des Spiels war zurück, sie staute sich in ihm. Wie sollte
     er es Daum nur sagen? Sein Handy klingelte.
    »Hallo?«
    »Robert, der Eike ist hier.«
    »Eike!«
    »Ich bin mir sicher, du hast nach diesem Spiel genauso wenig geschlafen wie ich. Ich wollte dir einfach sagen, wenn du einen |207| Kaffee trinken willst, ich komme vorbei. Wir können auch eine Bosporus-Bootstour machen, damit du mal siehst, wie schön die
     Stadt ist. Oder, wenn dir danach ist, machen wir es wie Olli Kahn nach

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