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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Dusche und brachte mich danach ins Schlafzimmer. Große Umstände machte er nie. Er kannte mich und wusste, was ich brauche, wenn ich in diesem Zustand war. Anschließend rief er Robert an. Und Robert kam, um mich heimzuholen. Ich weiß nicht genau, wie spät es war. Vielleicht zwei, möglicherweise auch etwas früher. Aber es konnte nicht sehr viel früher als zwei Uhr gewesen sein. Ich wusste es wirklich nicht. Ich wusste überhaupt nichts mehr. Als Isabell endlos lange Minuten nach ihrem Schrei endlich mein Atelier betrat, als sie sagte:

    «Kommst du bitte, Mia. Da sind zwei Herren von der Polizei, sie möchten mit dir sprechen.»
    Da wusste ich nicht einmal, wie ich auf die Couch gekommen war. Woran ich mich noch deutlich erinnerte, war ein kleiner Streit mit Serge. Ich hatte ihn um einen Gefallen gebeten, und er hatte sich geweigert. Ich erinnerte mich auch, dass ich anschließend rasch noch einmal unter die Dusche gegangen war. Um welchen Gefallen ich Serge gebeten hatte, war mir entfallen. Mein Kleid lag auf dem Boden. Es war völlig zerknautscht und fühlte sich feucht an. Isabell wollte mir helfen, es anzuziehen. Damit es schneller ginge und die Herren nicht so lange warten müssten, sagte sie. Ich schlug ihre Hand beiseite. Sie war nun der allerletzte Mensch, von dem ich mich anfassen ließ. Nach ihrem Schrei musste sie sich relativ schnell wieder gefasst haben. Ihre Hände zitterten leicht, und sie biss sich wiederholt auf die Lippen, das sah ich. Ansonsten wirkte sie ruhig. Allein deshalb konnte ich mir nicht vorstellen, dass etwas Schlimmes passiert sein sollte. Natürlich fragte ich sie, was die Herren von mir wollten. Ich dachte, ich hätte in der vergangenen Woche vielleicht ein Stoppschild oder eine rote Ampel überfahren. Gut einen Monat vorher hatte ich auch einmal Ärger mit einer Politesse gehabt. Sie wollte mir den Behindertenparkplatz nicht zugestehen, er sei für Rollstuhlfahrer reserviert, behauptete sie. Dass ich so einen Kerl zu Hause hatte, hielt sie für eine freche Antwort. Woraufhin ich ihr erklärte, was ich mir unter einer frechen Antwort vorstellte. Ich vermutete, dieses bornierte Geschöpf hätte Anzeige wegen Beleidigung erstattet. Und Isabell sagte:

    «Es geht um Robert.»
    Es klang nicht bedrohlich oder Furcht einflößend. Es war nur ein belangloser Satz, als hätte Robert die rote Ampel ignoriert oder die Politesse beschimpft. Und um ehrlich zu sein, ich war noch nicht so weit klar, dass ich aus einem beiläufigen Satz eine grausame Schlussfolgerung hätte ableiten können. Ich folgte Isabell in die Halle und warf im Vorbeigehen einen Blick in den Spiegel. Scheußlich sah ich aus, wie jemand, der eine Nacht durchgesoffen hatte. Meine Lider waren geschwollen, das linke Auge gerötet, das rechte starr. Es konnte sich nicht mehr röten, es war aus Glas. Das Haar hing mir wirr und strähnig um den Kopf, mein Gesicht war aufgedunsen. Die Narben auf der rechten Gesichtshälfte sahen aus wie gezackte Blitze. Serge hatte in der Nacht eine Bemerkung darüber gemacht. Als wir hinauf in seine Wohnung gingen, hatte er gefragt:

    «Hat die Kleine dich wieder gereizt?»
    Und auch gleich festgestellt:

    «Dein Gesicht steht auf Sturm. Da sorge ich lieber für ein bisschen gutes Wetter.»
    Dann hatte er mir noch einen Drink gemixt. Es fiel mir erst in dem Moment wieder ein. Ich hatte noch etwas getrunken, ehe wir unter die Dusche gegangen waren. Und Serge hatte gegrinst, als ich das Glas ansetzte.

    «Hübsch austrinken», hatte er verlangt.

    «Dann wirst du gleich fliegen, Mia.»
    Mir war auch, als hätte Robert noch etwas gesagt, über mein Aussehen oder meinen Zustand, während der Fahrt oder später, als wir beim Haus ankamen. Aber ich wusste beim besten Willen nicht, ob ich mir das nur einbildete. Isabell ging vor mir her zur Bibliothek. Sie hatte die beiden Männer dort hineingeführt. Plötzlich wirkte sie anders, irgendwie geduckt und verängstigt. Sie ging nicht mehr, sie schlich – mit hängenden Schultern und eingezogenem Kopf, als erwarte sie einen Schlag in den Nacken. Es fiel mir zwar auf, aber ich maß dem keine besondere Bedeutung bei. Ein Schauspiel vor Fremden, mehr sah ich darin nicht. Zwei Herren von der Polizei. Unvermittelt dachte ich an meinen Wagen, an einen Unfall. Mir wurden die Knie weich.

    «Was ist denn mit Robert?», fragte ich. Oben auf der Galerie sah ich den Rollstuhl stehen. Jonas schaute gespannt in die Halle hinunter. Isabell drehte sich nicht einmal

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