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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Der Himmel allein wusste, was sie mir eingeflößt hätte. Vermutlich eine Prise von dem Unkrautvernichtungsmittel, mit dem wir vor Jahren gegen den Löwenzahn auf dem Rasen angegangen waren. Nachmittags rief ich mehrfach im Büro von Olaf Wächter an. Seine Sekretärin gab mir jedes Mal die Auskunft, die beiden Männer seien nicht da, sie hätten sich irgendwo in der Stadt getroffen. Dann konnte es eigentlich nicht um eine Steuerangelegenheit gehen. So etwas besprach man schließlich nicht in einem Restaurant, das tat man im Büro, wo man sämtliche Unterlagen griffbereit hatte. Ich fühlte mich so hilflos und im Stich gelassen. Während ich in meinem Bett lag und vor Schmerzen nicht mehr ein noch aus wusste, schäkerte Isabell zwei Zimmer weiter mit ihrem Bruder. Sie amüsierten sich königlich über meinen elenden Zustand. Ein paar Mal hörte ich sie beide lauthals lachen. Gegen Abend hielt ich es nicht mehr aus. Robert war immer noch nicht daheim. Ich bestellte mir ein Taxi, zog mich an und verließ mein Zimmer. Auf der Treppe kam Isabell mir entgegen. Sie trug ein Tablett in den Händen, das Abendessen für sich und ihren Pflegefall. Das holte sie grundsätzlich persönlich aus der Küche ab, ebenso das Frühstück und das Mittagessen. Niemand außer ihr durfte diesem ungehobelten Klotz zu nahe kommen, nicht einmal Frau Schür. Selbst seine Bettwäsche wechselte Isabell eigenhändig. Sie wusch ihm den Hintern und schrubbte sein Bad. Damit sich keine fremden Augen an seiner Hilflosigkeit weideten. Als ob Frau Schür sich an etwas geweidet hätte. Es war einfach lächerlich, was für ein Theater sie um ihn machte. Mein Anblick verwandelte sie auf der Stelle in pures Erstaunen.

    «Willst du noch weg, Mia? Robert sagte, dein Wagen sei nicht in Ordnung.»
    Als ich darauf nicht reagierte, wollte sie wissen:

    «Fühlst du dich denn etwas besser? Weißt du, wo ich Robert erreichen kann? Ich müsste dringend etwas mit ihm besprechen.»
    Ich beachtete sie nicht. Das Taxi wartete schon vor der Tür. Ich ließ mich ins «Cesanne» bringen, eine kleine, intime Bar, in der die Geschäfte gut liefen. Die Hälfte davon gehörte uns. Ich hätte auch gerne die zweite Hälfte gekauft. Doch Robert konnte sich nicht dazu entschließen. Jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprach, bekam ich zur Antwort:

    «Lass mich zuerst ein paar andere Dinge regeln, Mia. Wenn ich Zeit habe und mich in Ruhe damit beschäftigen kann, reden wir noch einmal.»
    Auf diese Zeit konnte ich ewig warten. Ich war oft im «Cesanne», fühlte mich wohl dort. Sämtliche Tische waren besetzt, als ich eintraf. Aber sitzen wollte ich ohnehin nicht, nachdem ich zwei Tage fast ununterbrochen gelegen hatte. Das Programm hatte noch nicht begonnen. Striptease, und nicht von der billigen Sorte. Die Mädchen im «Cesanne» waren sorgfältig ausgewählt. Es war keine dabei, die sich im Anschluss an die Show von einem Gast für private Dienste bezahlen ließ. Mit Serge war das anders, aber ich war auch nicht irgendein Gast. Serge Heuser war Geschäftsführer im «Cesanne». Wenn er Lust dazu hatte, arbeitete er auch als Barkeeper. Ein hübscher Junge in Roberts Alter war er, er hatte sogar eine starke Ähnlichkeit mit Robert. Man hätte sie fast für Brüder halten können. Serge war allerdings etwas kräftiger gebaut. Zudem war er sehr ausdauernd und den Annehmlichkeiten des Lebens nicht abgeneigt. Ein schneller Wagen, eine teure Uhr, Urlaub nur an exklusiven Orten. Zusätzlich leistete er sich ein ausgefallenes Hobby. Er sammelte Staatsanleihen, für seine Altersabsicherung, sagte er. Ich stellte mich zu ihm an den Tresen. Man musste den Teufel mit Beelzebub austreiben. Diese Erfahrung hatte ich in den letzten Monaten oft gemacht. Etliche von den Spezialdrinks, die Serge eigens für mich zusammenmixte. Sie waren erheblich stärker als Wodka. Und anschließend ein kräftiger junger Mann. Wenn es nicht gegen die Schmerzen half, wusste ich am nächsten Tag wenigstens, wovon mir so elend war. Nach dem vierten oder fünften Glas hatte sich ein Großteil der Hitze aus meinem Kopf in den Magen verlagert. Denken konnte ich nicht mehr. Aber ich fühlte mich allmählich wieder wie ein Mensch und trank erst einmal weiter. Kurz nach Mitternacht ließ Serge sich ablösen. Wir gingen hinauf. Ihm stand eine kleine Wohnung über dem «Cesanne» zur Verfügung. Es waren nur zwei Räume. Der Wohnraum mit Kochnische und das Schlafzimmer mit dem Duschbad daneben. Serge half mir unter die

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