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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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und ließ die Fetzen einzeln davonwirbeln. Warum sind die Autobahnen bei uns nur so gerade gebaut? Es gab keine Kurve. So ein Wagen fährt sich fast alleine, und er fährt immer geradeaus. Natürlich gab Piel keine Ruhe. Er bohrte weiter. Was ich gemacht hatte, nachdem ich mir den Kopf am Balken vor meinem Fenster gestoßen hatte. Das ging ihn einen Dreck an. Er hätte mir doch augenblicklich die Schuld an diesem Desaster gegeben, ausschließlich mir, und so war es nicht. Ich begriff noch nicht ganz, wie es war, dafür war der Schock zu groß. Aber ich kam schon noch auf die Wahrheit, da war ich mir ganz sicher. Zu Piel sagte ich, ich wäre zurück in mein Atelier und auf die Couch gekrochen, weil ich vor Schmerzen fast verrückt geworden sei. Es war nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt. Ich war selbst ein bisschen tot, als er mich endlich in Ruhe ließ. Und er war ein bisschen blass, aber er hielt unsere Sitzung für erfolgreich. Bevor er mich verabschiedete, riet er mir dringend, mit meinen neuen Erkenntnissen zur Polizei zu gehen. Angeblich waren ihm ein paar Widersprüche aufgefallen. Robert hätte auf meinen Hinweis bezüglich des fingierten Biller-Anrufs reagieren müssen, meinte er. Beinahe hätte ich ihm doch noch gesagt, dass Robert nicht mehr vorgehabt hatte, auf irgendetwas zu reagieren. Und die Sache mit dem Schlüssel! Sie versetzte Piel in noch größere Aufregung. Wer, um alles in der Welt, hatte denn die Tür zu meinem Atelier wieder geöffnet, wenn Robert sie abgeschlossen hatte und nicht mehr zurückgekommen war?
    «Der Mörder», sagte ich, «wer sonst. Isa war zusammen mit dem Mörder bei mir, gegen Morgen. Sie haben sich davon überzeugt, dass ich nichts von allem mitbekommen hatte.»
    Piel wiederholte seinen Rat in äußerst eindringlicher Form. Ich verzichtete darauf, mir von seiner Empfangs-dame ein Taxi rufen zu lassen. Ich wollte nicht heim. Ich konnte nicht. Ich hätte Lucia nicht gegenübertreten können. Noch nicht. Da war noch so viel in meinem Kopf. Ich musste erst mit mir selbst ins Reine kommen.

10. Kapitel 
    Etwas länger als eine Stunde lief ich herum, eine Straße hinauf, die nächste hinunter, nichts weiter vor Augen als dieses Bild. Robert hinter dem Steuer, beide Hände kraftlos im Schoß. Warum hatte er sich zum Sterben solch einen gottverlassenen Platz aussuchen müssen? Warum war er nicht einfach in sein Arbeitszimmer gegangen oder in den Keller? Er hatte doch den Colt aus dem Keller holen müssen. Oder hatte er den schon vorher geholt? Wann? Als er sich entschloss, für klare Verhältnisse zu sorgen? So hatte er es Serge gegenüber ausgedrückt, für klare Verhältnisse sorgen. Es war sehr viel auf einmal, was mir durch den Kopf ging, es war ein bisschen chaotisch. Ich hörte Wolbert noch einmal fragen, ob Robert Linkshänder gewesen sei. Und später, als er mir die goldene Brücke baute.
    «Haben Sie nicht das Gefühl, es könnte so gewesen sein?»
    Und ich hörte meine energische Ablehnung in beiden Fällen. NEIN! Verdammt! Völlig ausgeschlossen! Und das war nicht die Ansicht einer Irren. Paranoia, Verfolgungswahn, ein Komplott gegen Robert und mich, nein! Es waren Tatsachen. Ich hatte Robert nicht in den Tod getrieben, weil Robert sich nicht selbst getötet hatte. Das konnte er mir nicht angetan haben. Sie hatten es nur so aussehen lassen. Roberts Stimme geisterte mir durch den Kopf.
    «Es tut mir Leid für dich, aber ich kann nicht mehr, Mia.»
    Ich hatte ihm ja wirklich hart zugesetzt, und trotzdem war da diese Weichheit in seiner Stimme gewesen. Wie anders dagegen die Stimme, die ich gegen Morgen gehört hatte.
    «Von dem, was sie getankt hat, könnten wir beide eine ganze Woche feiern.»
    Das war es! Mir wurde heiß. Ich hatte den Beweis gefunden, einen hundertprozentigen Beweis. Sie hatten nichts gewusst von Spezialdrinks und Multivitaminpräparaten. Sie hatten Roberts Fürsorge mir gegenüber nicht einkalkuliert und sich damit verraten. Warum war ich nicht sofort darauf gekommen, als Wolbert mich damit konfrontierte? Nun, man konnte nicht immer alles griffbereit haben. Aber jetzt hatte ich es griffbereit, jetzt fehlte mir nur noch der Mann zur Stimme. Und Horst Fechner war tot. Ich mochte mir nicht vorstellen, dass Wolbert mich belogen hatte. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Isa innerhalb nur weniger Wochen einen Ersatz für ihn gefunden hatte, der dann auch noch bereit gewesen war, für sie zu töten. So schnell ging das nicht. Ich

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