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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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hatte etwas übersehen. Ich musste etwas übersehen haben. Vielleicht einen Gast aus dieser Bar in Frankfurt. Irgendwann stand ich in einer Telefonzelle und rief Serge an. Ich wusste nicht genau, wo ich war. So konnte Serge mich auch nicht abholen, also hielt ich doch ein vorbeifahrendes Taxi an. Dann stand ich vor dem
    «Cesanne», vor der Hintertür. Und ich sah mich noch einmal mit Robert hinaus auf die Straße treten. Als Serge mir öffnete, fühlte ich mich einigermaßen sicher. Ich war hungrig, zum ersten Mal seit Tagen wirklich hungrig. Serge briet mir ein paar Eier auf Toast und brühte einen starken Kaffee auf. Während ich aß, berichtete ich ihm, was die Sitzung bei Piel ergeben hatte, aber bis zu meinen Schlussfolgerungen kam ich gar nicht. Anfangs hörte Serge mir noch schweigend und einigermaßen ruhig zu. Dann wurde er zusehends nervös und unterbrach mich.
    «Verdammt, Mia, Piel hat Recht. Da stimmt etwas nicht. Du musst zur Polizei gehen. Ich habe Robert nur einmal angerufen. Das mit Biller war mir zu blöd, verstehst du? Er hätte doch meine Stimme sofort erkannt, und er kennt auch Biller seit Jahren. Ich dachte, du hättest den zweiten Anruf übernommen.»
    Wann denn, und von welchem Apparat? Er war doch die ganze Zeit bei mir gewesen. Ich hatte ihn mit dem Telefon allein gelassen, er mich nicht. Er wurde ein bisschen kleinlaut, als ich ihn darauf aufmerksam machte.
    «Und was jetzt?», fragte er.
    «Wenn du mich nicht unterbrochen hättest», sagte ich,
    «wären wir jetzt schon ein Stück weiter.»

    «Tut mir Leid», murmelte er und wirkte ehrlich zerknirscht dabei.
    «Ich kann mir denken, wie du dich jetzt fühlst. Du hast es Robert ja wirklich nicht leicht gemacht. Das hast du eigentlich nie, und in den letzten Wochen hast du wahrscheinlich ein bisschen übertrieben. Trotzdem …»
    Er brach ab und schüttelte den Kopf, murmelte weiter:
    «Ich hätte nicht gedacht, dass er sich eine Kugel in den Kopf schießt. Oder lügst du, Mia?»
    Plötzlich wurde er wieder misstrauisch.
    «Es hat ihn doch jemand angerufen. Es hat ihm jemand dieses Treffen vorgeschlagen. Er muss Biller gesprochen haben.»
    Immerhin wusste er, wer Biller war. Und er war auch endlich bereit, es mir zu erklären. Jetzt musste er ja nicht mehr befürchten, dass Robert ihm deswegen Vorhaltungen machte. Eine merkwürdige Figur, hatte Robert diesen Mann genannt, so dürr, dass er eines fernen Tages bei der Auferstehung des Fleisches wohl liegen bleiben musste. Robert hatte Biller vor Jahren in Frankfurt an der Börse kennen gelernt. Zu dem Zeitpunkt war Biller noch als Finanzmakler und Anlageberater tätig gewesen. Dann hatte er sich mehr und mehr auf ausländische Papiere festgelegt und seiner Klientel mit windigen Geschäften das Geld aus der Tasche gezogen. Die meisten seiner Angebote entpuppten sich im Nachhinein als Phantasieprodukte. Warentermine für Mais, der bereits in der Sonne verdorrt war. Längst stillgelegte Minen in irgendeinem fernen Land, die kein Mensch auf ihre Produktivität hin überprüfen konnte, es sei denn, er wäre hingeflogen. Und wer machte sich die Mühe schon, wenn er nur in aller Stille ein wenig Schwarzgeld anlegen wollte. Zuletzt hatte Biller versucht, Investoren für diverse Projekte moderner Schatzsucherei zu finden. An einem dieser Projekte hatte Robert sich vor gut zwei Jahren beteiligt. Und wie konnte es anders sein, es erwies sich als kleine Goldgrube im wahrsten Sinne des Wortes. Glück im Spiel, dachte ich noch einmal flüchtig. Das hatte er gehabt, aber auch nur dort. Serge erzählte mir von einer spanischen Galeone, die in einem vergangenen Jahrhundert vor irgendeiner Küste gesunken und vor zwei Jahren wieder gehoben worden war. Robert hatte ihm davon berichtet, mir nicht. Robert hatte sich amüsiert über Biller, der ihm nach diesem Erfolg keine Ruhe ließ, der ihn für einen Glücksbringer hielt, vor allem aber für einen Investor, der weitere anziehen konnte wie ein Magnet eine Hand voll Eisenspäne. Biller hatte Robert damals in diese Nachtbar geschleppt, um den Erfolg zu feiern. Biller hatte ihn mit Isabell zusammengebracht. Die beiden kannten sich flüchtig. Biller war wohl häufig Gast in dieser Bar und hatte sie Robert gegenüber als ein liebes Mädchen bezeichnet, das nur leider an den falschen Mann geraten war. Biller wusste sogar, dass dieses liebe Mädchen einen ehrlichen und rechtschaffenen Bruder hatte, der irgendwo in der Wüste schuftete, um ein paar Unterprivilegierte

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